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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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für sie da war. Den Mann, der Verantwortung übernahm und sich nicht so einfach fortstehlen würde wie die meisten Männer, die sie bisher gehabt hatte. Ihr Thomas. Sollte er doch einen Reinlichkeitsfimmel haben.
    »Wie ist es eigentlich genau passiert?«, fragte Günter.
    »Eines der Kondome war beschädigt. Ein Produktionsfehler vielleicht.« Sie musste angesichts der Absurdität dieser Überlegung bitter lächeln. Produktionsfehler bei Kondomen führten normalerweise dazu, dass Leben entstand. Hier hingegen hatte so ein Produktionsfehler zum Tod eines Menschen geführt. »Oder sie hat einen Schlag in die Magengegend bekommen, ist vor einen Tisch gelaufen oder gestoßen worden. Jedenfalls haben sich um die zehn Gramm fast reinen Stoffes in ihrem Körper breitgemacht«, fügte sie mit trockenem Mund hinzu.
    »Hätte sie eine Chance gehabt, wenn es früher bemerkt worden wäre?«, fragte Günter.
    Thomas holte tief Luft. »Möglicherweise«, sagte er. »Vorausgesetzt, man weiß zu einem sehr frühen Zeitpunkt, welche Droge sie genommen hat. Bei Heroin würde eine rechtzeitige Injektion von Naloxon die Rezeptoren blockieren …«
    »Kein Fachchinesisch, bitte«, unterbrach ihn Günter.
    »Okay, Entschuldigung. Also, es gibt ein Gegengift. Das heißt Naloxon. Aber ob das bei der freigesetzten Menge an Heroin gereicht hätte, kann man im Nachhinein nicht mehr mit Sicherheit sagen.«
    »Und für wen hat sie die Drogen transportiert?«, fragte Günter.
    »Hennsler von der Drogenfahndung hat mir erzählt, dass Lydia die Freundin von einem gewissen Fritjof Hansen war. Der betreibt hier in Rostock und auch in Amsterdam einige Kneipen. Es handelt sich zwar um ziemlich anrüchige Schuppen. Aber trotz diverser Durchsuchungen hat man dort nicht mal auf dem Klo einen Joint gefunden. Die Kollegen gehen davon aus, dass diese Läden Hansens Tarnung für sein eigentliches Business sind. Er steht nämlich im Verdacht, der Kopf des Rostocker Drogenhandels zu sein. Ganz üble Machenschaften unterstellt man ihm.«
    »Und?«, fragte Thomas. »Warum nehmt ihr ihn dann nicht fest?«
    »Wir konnten ihm bisher nichts nachweisen. Ich habe die Akten gelesen. Die Kollegen haben alles versucht. Aber der Junge ist clever. Die Drecksarbeit wird von einem gewissen Christof Lüerßen erledigt. Der hat mal eine Freiheitsstrafe auf Bewährung wegen Drogenhandels mit kleinen Mengen gekriegt, das war’s aber auch schon. Über seine Hintermänner schweigt er wie ein Grab. Ist wohl auch besser für ihn, sonst liegt er schnell selbst in einem. Die fassen sich garantiert nicht mit Glacéhandschuhen an.«
    »Also steckte Lydia tiefer drin, als wir ahnten«, meinte Günter.
    »Leider ja. Hansens Scheinfirma steht ganz legal im Handelsregister, und Lydia war offiziell seine Geschäftsführerin. Aber in Wirklichkeit geht es um Drogen. Lydia war als Bodypackerin für Hansen unterwegs. Vielleicht hatten sie Streit, und er hat ihr ein beschädigtes Kondom untergejubelt. Eine perfide Art zu töten.«
    »Wäre nicht das erste Mal, dass sich im Drogenmilieu Partner gegenseitig umbringen«, räsonierte Günter.
    »Ihr werdet diesem Hansen und dem anderen, wie hieß er noch gleich?«
    »Lüerßen. Christof Lüerßen.«
    »Ihr werdet den beiden doch auf den Zahn fühlen, oder?«, fragte Thomas.
    »Worauf du dich verlassen kannst.« Günter nickte. Er hatte sich geschworen, seinen Einfluss als Staatsanwalt in aller Ausführlichkeit zu nutzen. Den Menschen, der Lydia auf dem Gewissen hatte, wollte er um jeden Preis dingfest machen, egal wie tief sie selbst in diesem Sumpf gesteckt haben mochte. Auch Wiebke nickte bestätigend.
    Thomas blickte zur Uhr. »Meine Lieben, es ist nach zwölf. Ihr kennt mich, ich gehe jetzt zu Bett. Wenn Ihr noch bleiben wollt: kein Problem.«
    »Nein, nein«, beeilte sich Günter zu sagen. »Ich wollte sowieso gerade gehen.« Das war zwar eine glatte Lüge. Aber was sollte er auf einen so unverhohlen formulierten Rausschmiss anderes erwidern?
    Wiebke stimmte dem Aufbruch ebenfalls ohne Umschweife zu. Der Gedanke an Sex mit Thomas war heute auch für sie abwegig. Sie freute sich auf ihr Bett. Obwohl: Das Gefühl, wieder allein mit ihren Problemen in ihrem Bett zu liegen, war nicht das, was sie sich unter einer Partnerschaft vorgestellt hatte.
    Wiebke! Der Mann kümmert sich um deinen Chef, der große Probleme hat. Was willst du mehr?
    Ja, Mama. Du hast ja recht.
    »Schlaf gut, Thomas«, sagte sie also und küsste ihn.
    »Ja, gute Nacht, mein

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