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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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Leiche ist männlich, Ende zwanzig und seit Monaten tot. Genaueres zum Todeszeitpunkt kommt später. Außerdem wurde das Opfer lebendig begraben.«
    »Was?«, fragte Wolfgang bleich. »Ist das sicher? Wie wollen die das denn herausgekriegt haben, an der Leiche ist doch kaum noch was dran?«
    »Gut, die Todesursache ließ sich bisher natürlich so ohne Weiteres nicht bestimmen. Aber die Kollegen von der Spurensicherung haben festgestellt, dass der Tote in einem selbst gezimmerten Sarg aus acht Millimeter dicken Sperrholzplatten vergraben war. Teile davon waren noch nicht verrottet, und so konnten sie feststellen, dass jemand das Wort ›BEREUE‹ in die Deckelplatte eingebrannt hatte.«
    Wolfgang schaute sie mit offenem Mund an.
    »Das ist noch nicht alles. Sie haben außerdem festgestellt, dass es sich um einen echten Luxussarg gehandelt hat.«
    »Wie meinst du das?«, fragte er. Sah er verwirrt aus? Oder erzählte sie ihm etwas, was er längst wusste?
    »Nun, es gab Beleuchtung und eine Gegensprechanlage.«
    »Sag das noch mal.«
    »Sie haben eine Taschenlampe, ein Babyfon und entsprechende Halterungen gefunden, mit denen die Geräte im Sarginnern angebracht gewesen sein müssen. Ganz offensichtlich hat unser Opfer jemanden derartig geärgert, dass dieser sich fürchterlich dafür rächte. Er sollte die letzten Minuten seines Lebens das Wort ›BEREUE‹ lesen und vermutlich auch noch hören, was für ein schlechter Mensch er war.«
    »Dann hat er tatsächlich noch gelebt, als er vergraben wurde.«
    »Aller Wahrscheinlichkeit nach ja. Und wenn da nicht die Baumaßnahme gewesen wäre, hätten wir die Leiche wohl nie gefunden. Dass dort dieses Jahr gebaut wird, konnte noch vor wenigen Monaten keiner ahnen. Die Planungen standen zwar, aber die Klagen dagegen hatten gute Aussicht auf Erfolg. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts war, wie mir ein Mitarbeiter der Bauverwaltung sagte, eine echte Überraschung.«
    Wiebke hielt inne. Sie schaute Wolfgang lange und intensiv an.
    »Wolfgang«, sagte sie dann. »Ich kenne dich gut. Ich mag dich. Und ich möchte, dass du mir eine Frage ganz ehrlich beantwortest.« Ihr Blick war fordernd. Sie versuchte deutlich zu machen, dass sie keine Lüge akzeptieren würde.
    »Wiebke, was ist mit dir los?«, fragte Wolfgang unsicher.
    »Ich weiß, wer der Tote ist.«
    »Du weißt es?«
    »Ja, ich kann es noch nicht mit letzter Sicherheit beweisen. Streicher arbeitet daran. Aber ich bin zu neunundneunzig Komma neun Prozent sicher, dass unser Mann in der feuchten Erde Fritjof Hansen ist.«
    Sie hielt inne, um ihn wieder zu beobachten.
    Wie reagierte er? Überrascht? Vielleicht sogar erfreut? Gab es Anzeichen von Genugtuung, irgendeinen brauchbaren Hinweis in seiner Reaktion?
    »Das ist ja der Hammer«, sagte Wolfgang nur. »Ein echter Hammer.«
    Und nun? Diese Aussage könnte Ausdruck seiner Überraschung sein. Oder er versuchte, damit zu überspielen, dass er genau wusste, wen man da ausgegraben hatte, weil er ihn schließlich eingegraben hatte. Vor allem irritierte Wiebke, dass Wolfgang überhaupt nicht fragte, warum sie glaubte, dass es sich bei der Leiche um Fritjof Hansen handelte. Das müsste ihn doch interessieren, es sei denn, dass diese Tatsache für ihn eben keine Überraschung, kein »Hammer« war.
    Plötzlich sprang sie auf und packte ihn am Revers seines Anzuges. »Ich will wissen«, schrie sie ihn mit Tränen in den Augen an, »ob du irgendetwas damit zu tun hast oder nicht?«
    Wolfgang sah sie mit verständnislosem Blick an, ergriff ihre Arme, löste den Griff und schob sie von sich.
    »Wiebke, ich bitte dich. Beruhige dich.«
    Sie wich keinen Zentimeter zurück und schaute ihm weiter direkt in die Augen.
    »Wie kommst du bloß darauf?«, fragte er.
    »Okay«, schnaufte sie. »Ich versuch’s mal mit den Fakten: Du hattest ein Motiv. Er hat, auch wenn wir das nicht beweisen können, deine Tochter auf dem Gewissen.«
    »Du sagst es doch selbst: Wir konnten es nicht beweisen.«
    »Genau diese Situation ist der ideale Nährboden für Lynchjustiz. Der Polizei sind die Hände gebunden, und der Täter lacht sich ins Fäustchen. Also hast du oder hast du nicht?«
    Wolfgang wich ihren Blicken zunehmend aus.
    »Ich schwöre dir«, sagte er schließlich mit Enttäuschung in seiner Stimme, »dass ich mit dem Tod von Fritjof Hansen nichts zu tun habe.« Er sah auf. »Aber jetzt verrate mir, warum du so sicher bist, dass das Skelett da unten dieser Hansen ist?«
    Schon zweifelte sie

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