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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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diesen um hunderttausend Euro zu erleichtern.
    »Glaub mir, er bezahlt seine Eintrittskarte in den Knast selbst«, hatte Wiebke versprochen.
    Der Plan war genial. Und vor allem so nah bei der Wahrheit, dass er ihn ohne Gefahr seinem Chef, dem General, hatte erzählen können. Und Wiebke hatte mit ihrer Einschätzung, der General würde den Köder mit dem Schummeln fressen, auch völlig richtiggelegen. Er fuhr daher mit höchster Rückendeckung nach Güstrow.
    Wiebke war währenddessen auf dem Weg zu ihrem Onkel. Er schuldete ihr noch einen Gefallen. Seine Fähigkeiten waren unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen dieser Operation. Ein bisschen stolz war sie schon, dass ihr der Plan zu Günters Rettung eingefallen war. Leider konnte sie außer ihrem Onkel niemandem davon erzählen.
    ***
     
    »Hallo, Günter«, begrüßte Johannes Kleinert seinen Gast. »Das ging ja schneller als erwartet. Darf ich dir heute was zu trinken anbieten?« Er war erkennbar erleichtert. Günters Erscheinen ließ auf seine Rettung in einer mehr als kritischen Situation hoffen.
    »Gerne«, sagte Günter mit gespielter Freundlichkeit und unter der unmenschlichen Anstrengung, locker zu wirken. »Ein Bier, wenn du so etwas Profanes in deiner Sammlung hast.«
    Kleinert schob die Holzvertäfelung in seinem Büro zur Seite. Dahinter befanden sich eine offensichtlich gut sortierte Bar und ein überdimensionierter Kühlschrank. Wahrscheinlich hatte Kleinert nur deshalb immer darauf gedrängt, dass Günter etwas trinken sollte, damit er ihm dieses Detail seiner Einrichtung präsentieren konnte.
    »Warsteiner, Beck’s oder aus lokalpatriotischen Gründen doch lieber ein Radeberger?«
    »Ein Radeberger wäre fein.«
    Kleinert warf ihm die Dose zu. Günter fing sie auf.
    »Glas?«
    »Danke, ist prima so.«
    Kleinert nahm sich eine grüne Dose Beck’s. Beide Männer drückten die Metallschlaufen in die Dose und deuteten ein Zuprosten an.
    »Deinem Benehmen nach zu schließen, hast du dich in unser beider Sinne entschieden, Günter.«
    »Ja, was sollte ich auch sonst machen? Du drohst, mich zu vernichten, um deiner eigenen Vernichtung zu entgehen. In gewisser Weise kann ich das nachvollziehen.«
    Es war glatt gelogen, was Günter sagte. Die Lüge schmerzte ihn. Aber sie war notwendig. Und sie war wirkungsvoll. Kleinert genoss sichtlich seinen Triumph.
    »Da hast du verdammt ins Schwarze getroffen«, sagte er gönnerhaft. »Weise, weise, kann ich nur sagen.«
    »Es gibt da aber ein kleines Problem.«
    Kleinert stutzte. »Dafür, Probleme zu beseitigen, bist du doch zuständig, oder?«
    »Schon, nur kostet die Problembeseitigung, wie du das so schön nennst, Geld. Viel Geld. Gerade du müsstest doch wissen, dass sowohl die Beschleunigung als auch die Verlangsamung des Amtsschimmels teuer ist.«
    »Du willst dir doch wohl nicht die Taschen vollmachen?«, argwöhnte Kleinert.
    »Unsinn, um mich geht es dabei gar nicht. Ich muss ein paar Kollegen, vor allem meinen Chef, den General, davon überzeugen, dass es … Wie sage ich es am besten? Genau, dass es lohnender ist, nicht so genau hinzuschauen. Staatsanwaltskollegen, ermittelnde Polizeibeamte, Haftrichter. Die Liste ist lang.«
    Kleinert nickte. Das kannte er. Wie viele Baugenehmigungen hatte er sich schon erkauft? Unzählige. Allein das Projekt »Wohnen am schönen Brooksee« hatte Hunderttausende an Schmiergeldern verschlungen.
    »Wie viel?«, fragte er sachlich.
    »Hunderttausend. Mindestens.«
    Es war wohl der Druck, der auf Kleinert lastete, der ihn erleichtert aufatmen ließ. Hunderttausend. Peanuts. Dann merkte er, dass er den grundlegenden Fehler in einem Pokerspiel gemacht hatte. Seine Körpersprache hatte seine Karten verraten.
    »Eine ganze Stange Geld«, sagte er pro forma. »Aber wenn es der Gerechtigkeit dient. Die Kohle habe ich natürlich nicht in bar zur Verfügung. Die müsste ich morgen von der Bank holen.«
    »Kriegst du bei deiner Finanzlage denn noch so viel?«
    »Meine eigene Finanzlage ist zwar angespannt, aber noch akzeptabel. Nur die meiner Firmen ist gelinde gesagt beschissen. Also gebongt. Morgen hast du die hunderttausend. Wann willst du sie abholen?«
    »Ich?«, sagte Günter entrüstet. »Ich hole gar nichts ab. Du deponierst das Geld in dem Mülleimer an der Plauer Straße gegenüber der Hausnummer eins, kennst du das?«
    »Mir gehört halb Güstrow«, sagte Kleinert überheblich.
    Aber nicht mehr lange, dachte Günter feixend.
    »Und dann?«, wollte Kleinert

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