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Kalte Fluten

Kalte Fluten

Titel: Kalte Fluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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mit den Russen den Heroinhandel hier betreiben. So ein naiver Junge.«
    »Dann waren beide verschwunden. Was hast du gedacht?«
    Belinda wurde die Sache sichtlich unangenehm. Sie schwieg zunächst und sagte dann pampig: »Ich bin freiwillig hierhergekommen, Schätzchen. Hör auf, so zu bohren!«
    Wiebke haute verärgert mit der Faust auf den Schreibtisch. »Und ich habe dich bis jetzt noch nicht festgenommen, Schätzchen. Unentschieden, würde ich also sagen.«
    »Okay, okay. Ist ja gut. Als beide verschwunden waren, habe ich wirklich geglaubt, dass alles glattgegangen war. Ich bin in Christofs Wohnung und habe es aussehen lassen, als wäre er in Eile abgehauen. Dann habe ich wie verabredet ein paar Tage gewartet und Hansen als vermisst gemeldet. Ende der Geschichte.«
    »Du hast nichts mehr von ihm oder von Lüerßen gehört?«
    »Nein. Nie wieder. Vor ein paar Tagen stand dann in der Zeitung, dass ihr ihn gefunden habt.«
    Wiebke nickte. »Ich weiß also jetzt, was damals Hansens Pläne waren. Dass er im Gelände am Brooksee verscharrt wird, gehörte aber offenbar nicht dazu. Warum bist du so sicher, dass mein Chef nichts damit zu tun gehabt hat?«
    »Wer ist denn hier der Bulle? Denk doch mal nach! Nachdem ihr die Leiche gefunden habt und wisst, dass es der Hansen war, der dort vergraben wurde, liegt es doch nun mehr als nahe, dass meine falsche Meldung in Wirklichkeit korrekt war und Christof schneller gezogen hat als Hansen. Immerhin hatte er das angekündigt, auch wenn ich glaubte, es ihm ausgeredet zu haben.«
    Da war sicherlich was dran. Belindas Aussage lenkte den Verdacht tatsächlich ganz konkret auf Lüerßen. Das machte ihn ebenso verdächtig wie Wolfgang.
    »Und was ist mit Christof passiert?«
    »Vielleicht ist er danach wirklich abgehauen. Ehrlich gesagt glaube ich aber, dass die Russen ihn erwischt haben. Die lassen sich doch nicht von so einem abgehalfterten Typen in die Suppe spucken.«
    »Klingt plausibel, zumal wir in beiden Wohnungen Wanzen gefunden haben. Wir haben uns bisher keinen Reim darauf machen können. Derartiges Equipment spricht tatsächlich für Russenmafia. Aber ohne Leiche können wir nichts machen.«
    »Vielleicht solltet ihr mal das Hafenbecken nach einer Leiche mit schweren Schuhen absuchen.«
    »Warum?«
    »Weil sich die Russen in der Szene damit brüsten, unbequeme Menschen nach guter alter Tradition mit Beton an den Füßen zu ersäufen.«
    Es klang nachvollziehbar. Sie brauchte nur noch ein paar Beweise. Nur. Dennoch war sie erleichtert. Die Aussage war zwar noch kein endgültiger Unschuldsbeweis, aber ein ganz wichtiger Baustein.
    »Wärst du bereit, deine Aussage protokollieren zu lassen?«
    »Was machen wir mit der Falschaussage?«, fragte Belinda.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hansen dir mit erheblichen Konsequenzen gedroht hat, wenn du nicht kooperierst. War es nicht so?«
    Belinda drehte ihr Kaugummi im Mund, blies die Masse zu einer Blase und ließ diese platzen. »Du bist ganz schön gerissen, Schätzchen. Wenn du hier mal keinen Bock mehr hast, weiß ich, wo du viel Geld verdienen kannst.«
    Wiebke nahm es lächelnd als Kompliment und setzte ein Protokoll auf. Sie beeilte sich. Belindas Auftauchen hatte ihr neuen Antrieb gegeben. Es wäre doch gelacht, wenn sie keinen Beweis finden würde, der Christof Lüerßens Schuld und Wolfgangs Unschuld belegen würde.
    Ja, Wolfgang, jetzt wird sich auszahlen, was du mir alles beigebracht hast.
    Sie arbeitete die Nacht und das ganze Wochenende durch. Sie wertete noch einmal alle Spuren aus, bis sie zwei Details entdeckt hatte, die bei eingehender Untersuchung vielleicht etwas zutage bringen könnten. Währenddessen suchte ein eilig organisierter Trupp Taucher das Hafenbecken ab. Sie fanden nichts.
    Schließlich sprach sie mit dem Pathologen Dr. Streicher über die beiden Spuren, die sie entdeckt hatte. Nur seine Kompetenz würde ihre Vermutung untermauern können.
    »Ich werde es versuchen, Wiebke«, sagte er. »Versprechen kann ich dir aber nichts.«
    »Versuch es bitte«, flehte sie ihn an.
    Natürlich machte sich Streicher sofort an die Arbeit. Auch ihn belastete der Verdacht, der auf seinem langjährigen Kollegen lag.
    ***
     
    Als sie erwachten, befanden sie sich in einem gekachelten Raum. Weder wussten sie, was es für ein Raum war, noch, wohin sie überhaupt verschleppt worden waren. Ein Mann war in ihre Wohnung eingedrungen und hatte sie betäubt.
    Es roch nach Müll und Fäkalien. Was sollten sie hier, beide

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