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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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einem flüchtigen Wangenkuss. Im Weggehen dreht Nadine sich noch einmal um. Sonst bleibt Tom immer stehen und winkt ihr nach. Heute nicht - die Tür fällt gerade hinter ihm zu.
     
    Freundschaft ist immer relativ, denkt Nadine auf dem Nachhauseweg. Stellt man sie auf die Probe, ist es schnell damit vorbei. Zwischenmenschliche Beziehungen sind wohl nie frei von Interessen, auch nicht in der Liebe. Letztlich ist alles bloß ein Tauschgeschäft: Ich helfe dir und erwarte im Gegenzug deine Unterstützung. Sind die Waagschalen im Gleichgewicht, stellt das weiter kein Problem dar. Ein guter Freund gönnt einem alles - aber eben nur, solange es nicht mehr ist, als er selbst hat.
    Die Enttäuschung nagt deutlich an ihr. Toms Desinteresse war mit Händen zu greifen, und der hastige
Abschied sprach Bände. Er kommt anscheinend nicht damit zurecht, dass ihr Buch erscheinen wird.
    Spontan holt Nadine ihr Handy hervor und wählt Toms Nummer.
    »Tom, ich bin’s«, sagt sie, als er sich meldet. »Ich wollte dich noch was fragen.«
    »Hallo, Nadine.«
    »Hast du dich geärgert, weil ich dir die Verlagsvorschau gezeigt habe? Du bist einfach darüber hinweggegangen und hast über andere Dinge geredet.«
    Sekundenlang bleibt es still, dann hört Nadine einen tiefen Seufzer.
    »Ich hatte keine Lust, mir das anzusehen, weil ich erst gestern wieder eine Absage bekommen habe«, sagt Tom schließlich. »Und dann kommst du mit diesem Teil.«
    »Warum hast du das nicht gesagt? Du hättest mir ruhig von der Ablehnung erzählen können.«
    »Stimmt«, sagt Tom kleinlaut. »Weißt du, insgeheim befürchte ich, dass du eines Tages nicht mehr mit mir befreundet sein willst. Weiß der Himmel, was alles passiert, wenn dein Buch ein Renner wird.«
    »Red keinen Quatsch«, sagt Nadine. »An unserer Freundschaft ändert das nichts. Und ob mein Buch ein Renner wird, bleibt abzuwarten. Viel wahrscheinlicher ist, dass ich mich bei dir ausheule, wenn schlechte Rezensionen erscheinen.«
    »So was darfst du dir auf keinen Fall zu Herzen nehmen«, sagt Tom sofort. »Man kann es nun mal nicht jedem recht machen, also wird es auch negative
Stimmen geben. Wenn es so weit ist, kommst du mit der Rezension zu mir, und wir verbrennen sie.«
    Sie muss lachen. »Abgemacht!«
    »Nadine, das war blöd von mir«, fügt Tom nach einer kurzen Pause hinzu. »Es tut mir leid.«
    Ihr Lächeln kann er zwar nicht sehen, aber es klingt in ihrer Stimme mit, als sie sagt: »Ist schon gut.«
    Nadine ist froh, dass sie ihrem Impuls gefolgt ist und sich mit Tom ausgesprochen hat.

27
    Eine Zeit lang glaubt Nadine, es sei nur ein Traum, dass ihr Buch je erscheinen wird - bis Cynthia an einem regnerischen Oktobertag die ersten zwanzig Exemplare persönlich vorbeibringt, dazu einen großen Blumenstrauß und eine Magnumflasche Champagner.
    »Gratuliere!« Sie stellt den Karton auf dem Esstisch ab und küsst Nadine auf beide Wangen. »Auf dass es ein großer Erfolg werde!«
    »Danke, vielen Dank!« Nadine eilt mit den weißen Lilien und roten Rosen in die Küche, stellt sie samt Folie und Dekobändern in eine Vase und läuft dann wieder ins Wohnzimmer, um den Karton zu öffnen.
    Mit verschränkten Armen sieht Cynthia zu, wie sie ungeduldig das Klebeband löst, es abzieht und schließlich die Verpackung öffnet.
    Das in dezenten Farben gehaltene Cover schimmert Nadine entgegen. Ihr ist bewusst, welch ein besonderer Moment das ist, als sie nach dem obersten Exemplar greift.
    »Meinen herzlichen Glückwunsch!« Cynthia freut sich sichtlich mit.

    Sie setzen sich, blättern im Buch, und dann öffnet Nadine die Flasche.
    »Danke für dein Vertrauen«, sagt sie zu Cynthia, die sie seit ihrer intensiven Zusammenarbeit duzt. »Du hast von Anfang an an mich geglaubt!«
    »Ich habe ein gutes Gefühl«, meint Cynthia. »Trotzdem müssen wir erst einmal abwarten, wie der Roman läuft. Unser Marketing tut jedenfalls alles, damit er ein Erfolg wird. Alle wichtigen Zeitungen und Zeitschriften haben Rezensionsexemplare bekommen, ebenso diverse Fernseh- und Radiosender.«
    »Die Zeitung, bei der ich arbeite, wird es auf jeden Fall besprechen.«
    »Fein, das ist doch schon mal was. Ich habe aber noch ein paar Dinge für dich arrangiert: Die Buchhandlung Scheltema in Amsterdam will dich für Signierstunden. Und am 31. Oktober liest du bei der großen Halloweenaktion in der Buchabteilung von Bijenkorf. Das ist ein Samstag, da ist das Kaufhaus brechend voll.«
    »Aber ob die Leute auch zu mir

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