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Kalte Freundschaft

Titel: Kalte Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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Augenwinkeln sieht sie, dass etliche Leute stehen bleiben, unschlüssig, ob sie zuhören oder weitergehen sollen.
    Um sie für sich zu gewinnen, geht sie zu einem anderen Kapitel über, in dem ihre Protagonistin endlich ihren Gefühlen nachgibt und eine leidenschaftliche Nacht mit dem Mann verbringt, in den sie seit Monaten verliebt ist.
    Aufgrund der Flaute in ihrem eigenen Liebesleben hat Nadine dieser Szene besondere Aufmerksamkeit gewidmet und fand sie am Ende ausgesprochen gelungen. Jetzt, beim Lesen, kommen ihr allerdings Zweifel. Je mehr die erotische Spannung wächst, desto öfter verspricht sie sich.
    Der einzige Mann im Publikum sitzt direkt vor ihr. Er hat die Beine übereinandergeschlagen und fixiert sie unentwegt. Sie sieht kurz auf, und ihre Blicke treffen sich. Er grinst anzüglich und lümmelt sich dann breitbeinig auf den Stuhl. Unter seiner Hose zeichnet sich deutlich eine Erektion ab.
    Verdammt, warum hat sie ausgerechnet diese Passage genommen? Damals, in ihrem Arbeitszimmer, hatte sie es genossen, sich die Liebesszene auszumalen. Jetzt ist ihr das Ganze furchtbar peinlich, und sie hat das Gefühl, nur Unsinn geschrieben zu haben.
    Trotzdem bleiben weitere Leute stehen und hören zu, was Nadine ein wenig ruhiger werden lässt.
    Als das Liebesspiel auf seinen Höhepunkt zusteuert, wird sie erneut unterbrochen, diesmal von der
Durchsage, dass im Parterre sämtliche Damenhandtaschen um zehn Euro reduziert seien.
     
    Auch die Signierstunde bei Scheltema wird ein Flop. An dem viel zu großen Tisch fühlt sie sich richtiggehend verloren. Am liebsten würde sie sich hinter dem Bücherstapel neben ihr verstecken.
    Nadine spielt mit ihrem Füller herum, schiebt ihn auf dem Tisch hin und her und ist froh um die Tasse Tee, die man ihr hingestellt hat. An ihr kann sie sich festhalten wie an einer Rettungsboje.
    Möglichst unauffällig lässt sie den Blick schweifen. Es sind reichlich Kunden da - daran liegt es nicht -, aber keiner nimmt von ihr Notiz. Wie lange soll sie noch untätig hier herumsitzen?
    »Ich verstehe nicht, warum keiner herkommt. Scheltema hat die Signierstunde doch groß angekündigt.« Cynthia schüttelt den Kopf.
    »Tja, das heißt offenbar nicht viel.« Nadine lächelt einer älteren Frau zu, die vor ihrem Tisch stehen geblieben ist.
    »Wo finde ich denn die Kochbücher?«, fragt sie.
    »Die Kochbücher? Äh … tut mir leid, das weiß ich nicht.«
    Die Frau runzelt die Stirn und mustert Nadine kritisch. »Aber Sie sitzen doch an der Information!«
    »Nein, ich bin als Schriftstellerin zum Signieren hier.«
    »Ach, wie interessant.« Die Frau greift nach einem Exemplar von Narben und blättert darin. »Ist das Ihr
Buch? Ein Thriller? So was lese ich gern. Ich bin ein großer Fan von Veerle van Oostveen.«
    »Dann gefällt Ihnen dieser Roman bestimmt auch«, mischt Cynthia sich ein. »Veerle van Oostveen schreibt für den gleichen Verlag.«
    Die Frau dreht und wendet das Buch und beäugt es misstrauisch.
    »Ich habe gerade ein Buch von Veerle van Oostveen gekauft«, sagt sie dann. »Signieren Sie mir das auch?«
     
    Nadines Roman verkauft sich nur schleppend. Der Oktober geht in den November über, und sie wartet - auf Rezensionen, auf Interviewanfragen von Zeitungen und Rundfunksendern, auf Einladungen zu Talkshows, aber vergeblich.
    Schlechte Rezensionen seien besser als gar keine, hat sie einmal gehört. Sie ist zwar nicht erpicht auf schlechte Rezensionen, aber jetzt wären sie ihr tatsächlich lieber als gar nichts. Außerdem wird sie immer wieder von Bekannten auf ihr Buch angesprochen.
    »Nadine, was ist eigentlich mit deinem Roman? Ich war neulich in Zoetermeer in der Buchhandlung, und die hatten kein einziges Exemplar.« … »Ich lese jede Woche die Rezensionen in der Zeitung, aber Narben war bisher noch nicht dabei. Wann wird es denn besprochen?«
    Nur das Leidsch Dagblad hat ihr bislang einen Artikel gewidmet, der aber den Verkauf leider kein bisschen
angekurbelt hat. Von den überregionalen Zeitungen wird sie komplett ignoriert.
    Zu allem Überfluss zieht sich auch noch Eelco zurück. Er hat bereits mehrere Verabredungen abgesagt, und wenn sie anruft, erreicht sie nur den Anrufbeantworter. Auf ihre Mails reagiert er kurz und knapp: Er habe enorm viel zu tun und werde sich baldmöglichst melden.
    Nadine ist verunsichert. Hat sie irgendetwas falsch gemacht?
    Um sich von ihren traurigen Gedanken abzulenken, geht sie eines Samstagvormittags mit Tom in die Stadt. Zu Hause hat sie

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