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Kalte Haut

Kalte Haut

Titel: Kalte Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Feige
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Mehr ist nicht bekannt.
    Und Sera wollte auch gar nicht mehr erfahren. Jede neue Information hätte ihre Beklommenheit nur verstärkt. Mach dich jetzt bloß nicht verrückt!, rief sie sich zur Ordnung.
    Ritas Stimme drang zu ihr durch. »Möchtest du noch etwas?«
    Sera schaltete den Fernseher aus. Der Quark hatte sich auf ihrem Teller verflüssigt. »Danke, ich habe noch.«
    »Und du, Paul? Was ist mit dir?«
    Im Türrahmen stand Kalkbrenner. »Du weißt doch, ich darf nicht.«
    Rita brummelte angesäuert, während sie den Tisch abräumte. Kalkbrenner schmunzelte, doch sein Lächeln täuschte. Seine Augen verrieten Wehmut, als würde er Zerstreuung suchen –und wenn es nur die Arbeit war.
    Seras iPhone meldete sich mit einem kurzen Signalton. Eine SMS war eingegangen. Heute sind die Kinder dran. Vielleicht sehen wir uns am Wochenende? 1000 heiße Küsse – lass dich nicht unterkriegen. G .
    Unvermittelt packte Sera Wut. Sie konnte nicht einmal sagen weshalb. Oder auf wen. Sie ergriff ihren Teller. »Gehen wir.«
    »Nur wenn ich dich nicht störe«, sagte Kalkbrenner.
    »Tust du nicht.« Die Wahrheit war: Eine Plauderei würde auch sie ablenken.
    Seras Büro lag am Ende des Korridors. Aus den benachbarten Zimmern erklangen die geschäftigen Stimmen von Gesing und Blundermann.
    Die Einrichtung der Räume stammte wie die im Konferenzraum noch aus DDR-Zeiten. Sie war hässlich, aber praktisch. Der Veloursboden war mit schwarzen Schlieren übersät, doch die verqualmten Wände hatten vor geraumer Zeit einen neuen, helleren Anstrich erhalten, der zumindest bei Neuankömmlingen einen freundlicheren Eindruck hinterließ. Wer dagegen hier arbeitete, ließ sich nicht täuschen und wusste, welch alter Mief unter der Farbe lauerte.
    Sera klemmte sich hinter ihren Schreibtisch. Den Kuchen stellte sie neben den PC. »Darfst du wirklich nicht?«
    »Na ja, eigentlich war’s nur ’ne kleine Notlüge. Aber bitte nicht verraten.« Kalkbrenner tätschelte sich den Bauch. »Seit ich krankgeschrieben bin, habe ich fünf Kilo abgenommen. Ich würde mir wünschen, dass es dabei bleibt.«
    »Und wie lange wirst du noch fehlen?«

32
    Im Foyer des Verlagshauses hielt Tania Ausschau nach dem Fotografen, der sie zu ihrem Termin begleiten sollte. Doch an seiner Stelle kam Jens Kramer auf sie zu, ein kleiner, schmächtiger Auszubildender, der erst seit einem Dreivierteljahr in der Bildredaktion des Kurier arbeitete.
    »Hallo, Frau Herzberg.«
    »Wo ist Rüdiger?«, wollte Tania wissen, obwohl sie bereits eine düstere Vorahnung hatte.
    »Der muss zu einer Pressekonferenz.« Jens pfriemelte an seiner Kamera, die ihm an einem breiten, neonfarbenen Band um den Hals baumelte. »Wegen dieser Entführung.«
    »Hast du ein Auto?«
    »Hallooo? Ich bin Azubi. So toll zahlt der Kurier auch wieder nicht.«
    Notgedrungen schleifte Tania den Jungen mit sich raus auf die Straße und winkte einem Taxi. Die Zeit wurde immer knapper. Sie nannte dem Fahrer die Adresse. »Und beeilen Sie sich.«
    »Um diese Zeit? Bei dem Verkehr?« Der polnische Fahrer lachte.
    »Es ist mir egal wie, aber sorgen Sie dafür, dass wir in spätestens zwanzig Minuten da sind.«
    Tatsächlich schafften sie die Strecke in einer Viertelstunde und erreichten die Ecke Modersohnstraße, Revaler Straße fünf Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt. Sie fanden auf Anhieb die Adresse, die der Anrufer genannt hatte. Zügig schritten sie eine Kieseinfahrt hinauf, die sich durch Gestrüpp auf ein lehmiges, sandiges Grundstück wand.
    Jens kramte eine zerknitterte Schachtel R6 aus seiner Hosentasche und steckte sich eine Zigarette an. »Auch eine?«
    »Hab aufgehört.«
    Der Junge stieß den Rauch in kreisrunden Wolken aus. »Was wollen wir hier eigentlich?«
    »Hat dir Rüdiger nichts gesagt?«
    »Nee, er meinte nur, dass ich um halb auf Sie warten soll.«
    »Wir treffen uns mit einem Informanten.«
    Auf dem Grundstück lagen wild verstreut verrostete Tonnen, zerbrochene Kaminaufsätze, Zaunpfähle und Planen herum. Die Sonne spiegelte sich in öligen Pfützen. Das Lagerhaus am anderen Ende des Grundstücks wartete seit Jahren auf den Abriss, seine Fensterscheiben waren eingeschmissen, die Backsteinwände mit mehrschichtigen Graffiti besprüht.
    »Und wir treffen uns mit dem Informanten hier ?«, zweifelte Jens.
    Tania studierte ihren Notizblock, in dem sie sich die Wegbeschreibung notiert hatte. »Ja, hier sind wir richtig.«
    »O Gott«, stöhnte der Junge. »Und ich hatte gehofft,

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