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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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System umgehen und Ärger mit der NEOB und der UNOS riskieren?«
    »Die Antwort liegt auf der Hand«, sagte Vivian. »Geld.«
    Sie verstummten erneut, als ein weiterer Chirurg mit durchgeschwitztem OP-Kittel in den Aufenthaltsraum kam. Er stieß einen Seufzer der Erschöpfung aus und ließ sich in einen der Sessel fallen.
    Leise sagte Abby zu Tarasoff: »Sie müssen für uns die Personalakte von Tim Nicholls einsehen. Bringen Sie so viel in Erfahrung, wie Sie können. Zum Beispiel, ob er tatsächlich hier ausgebildet wurde. Oder ob sein Lebenslauf von vorne bis hinten erfunden ist.«
    »Ich werde ihn einfach persönlich anrufen und ihm die Fragen direkt stellen.«
    »Nein, tun Sie das nicht. Wie sind uns noch nicht sicher, wie weit die Kreise sind, die diese Sache zieht.«
    »Ich bin dafür, ganz direkt zu sein. Wenn es ein geheimes Netzwerk zur Beschaffung von Organen gibt, will ich davon wissen.«
    »Wir auch. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, Dr. Tarasoff.«
    Abby warf einen nervösen Blick auf den im Sessel dösenden Chirurgen. Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »In den letzten sechs Jahren sind drei Ärzte am Bayside ums Leben gekommen, durch zwei Selbstmorde und einen Unfall. Und alle waren Mitglieder des Transplantationsteams.«
    An seiner entsetzten Miene erkannte sie, daß ihre Warnung den gewünschten Erfolg hatte. »Sie wollen mir angst machen«, sagte er, »nicht wahr?«
    Abby nickte. »Sie sollten auch Angst haben. Das sollten wir alle.«
    Auf dem Parkplatz waren Abby und Vivian unter dem grauen, ungemütlichen Himmel stehengeblieben. Sie waren beide mit dem eigenen Wagen gekommen und wollten sich nur noch eben voneinander verabschieden. Die Tage wurden immer kürzer, schon um fünf Uhr dämmerte es. Zitternd zog Abby ihre Regenjacke fester zu und sah sich auf dem Parkplatz um: Kein brauner Van in Sicht.
    »Wir haben noch nicht genug«, meinte Vivian. »Wir können noch keine Ermittlung erzwingen. Und wenn wir es doch versuchen würden, könnte Victor Voss seine Spuren einfach verwischen.«
    »Nina Voss war nicht die erste. Ich glaube, so etwas ist am Bayside schon öfter vorgekommen. Aaron starb mit drei Millionen Dollar auf dem Konto. Er muß schon eine ganze Weile abkassiert haben.«
    »Glauben Sie, ihm sind Bedenken gekommen?«
    »Ich weiß, daß er von Bayside wegwollte, sogar aus Boston weg. Vielleicht wollten sie ihn nicht gehen lassen.«
    »Dasselbe könnte auch mit Kunstler und Hennessy passiert sein.«
    Abby atmete geräuschvoll aus und sah sich auf dem Parkplatz noch einmal nach dem Van um. »Ich fürchte, genau das ist mit ihnen passiert.«
    »Wir brauchen weitere Namen, andere Transplantationen, mehr Spenderinformationen.«
    »Alle Spenderinformationen sind im Büro des Transplantationskoordinators verschlossen. Ich müßte einbrechen und sie stehlen, wenn sie überhaupt noch da sind. Denken Sie daran, wie die Spenderunterlagen im Fall von Nina Voss verlegt wurden.«
    »Nun, dann müssen wir es von der Empfängerseite her angehen.«
    »Das medizinische Archiv?«
    Vivian nickte. »Wir müssen die Namen der Organempfänger heraussuchen und überprüfen, wo sie zum Zeitpunkt der Transplantation auf der Warteliste standen.«
    »Dazu brauchen wir die Hilfe der NEOB.«
    »Richtig. Aber zunächst mal brauchen wir Namen und Daten.«
    Abby nickte. »Die kann ich besorgen.«
    »Ich würde Ihnen gern helfen, aber ich habe im Bayside Hausverbot. Sie halten mich wohl für ihren schlimmsten Alptraum.«
    »Zusammen mit mir.«
    Vivian grinste, als ob das etwas wäre, worauf man stolz sein könnte. In ihrem großen Regenmantel wirkte sie besonders klein, fast kindlich, eine recht zerbrechliche Verbündete. Aber auch wenn ihre Größe nicht allzu viel Zuversicht einflößte, ihr Blick machte Abby Mut. Er war direkt und kompromißlos.
    Und er sah zuviel.
    »Also, Abby«, seufzte Vivian. »Jetzt erzählen Sie mir von Mark und warum wir ihm das Ganze verheimlichen.«
    Abby atmete gepreßt aus, bevor die Antwort ihr in einem verzweifelten Schwall über die Lippen sprudelte. »Ich glaube, er gehört dazu.«
    »Mark?«
    Abby nickte und blickte in den grauen Himmel. »Er will das Bayside verlassen. Er hat davon gesprochen, mit dem Segelboot aufzubrechen, zu fliehen. Genau wie Aaron vor seinem Tod.«
    »Glauben Sie, Mark hat Zahlungen angenommen?«
    »Vor ein paar Tagen hat er ein Boot gekauft. Und ich meine nicht bloß ein Boot, sondern eine Jacht.«
    »Er hatte schon immer einen Tick mit

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