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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Booten.«
    »Dieses hat eine halbe Million Dollar gekostet.«
    Vivian sagte nichts.
    »Und das Schlimmste ist«, flüsterte Abby, »er hat es bar bezahlt.«

Siebzehn
    D as Archiv war im Keller des Krankenhauses untergebracht, gleich neben der Pathologie und der Leichenhalle.
    Es war eine Abteilung, die jeder Arzt am Bayside gut kannte.
    Hier zeichneten die Ärzte die Krankenakten ab, diktierten Entlassungsberichte und unterschrieben Laborergebnisse und mündliche Verordnungen. Der Raum war mit bequemen Stühlen und Tischen ausgestattet, die Abteilung mit Rücksicht auf die oft unregelmäßigen Arbeitszeiten der Arzte jeden Abend bis neun Uhr geöffnet.
    Als Abby das Archiv an jedem Abend betrat, war es sechs, und der Raum war fast leer, wie sie es zur Abendessenszeit erwartet hatte. Nur ein ausgezehrt wirkender Assistenzarzt saß vor einem Stapel Patientenakten.
    Mit pochendem Herzen trat Abby auf den Schreibtisch der Sachbearbeiterin zu und lächelte. »Ich stelle eine Statistik für Dr. Wettig zusammen. Er arbeitet an einer Studie über die Mortalität bei Herztransplantationen. Könnten Sie per Computer eine Liste mit den Namen und Aktennummern sämtlicher Patienten aufrufen, die sich in den letzten zwei Jahren am Bayside einer Herztransplantation unterzogen haben?«
    »Für eine derartige Aktenrecherche brauche ich eine offizielle Anfrage der Abteilung.«
    »Da ist jetzt keiner mehr. Kann ich das Formular nicht nachreichen? Ich hätte es gern bis morgen früh fertig. Sie wissen ja, wie der General ist.«
    Die Sachbearbeiterin lachte. Ja, sie wußte genau, wie der General war. Sie setzte sich an ihren Computer und rief den Suchen-Modus auf. Unter dem Stichwort »Diagnose« gab sie »Herztransplantation« und die betreffenden Jahre ein und drückte auf die Befehlstaste.
    Einer nach dem anderen leuchteten die Namen auf dem Bildschirm auf. Abby beobachtete gebannt, was da über den Monitor lief. Die Sachbearbeiterin forderte einen Ausdruck an, der Sekunden später aus dem Drucker glitt, und gab ihn Abby.
    Auf der Liste standen neunundzwanzig Namen. Der letzte war der von Nina Voss.
    »Könnte ich die ersten zehn Akten haben?« fragte Abby. »Ich kann genausogut noch heute abend mit der Arbeit anfangen.«
    Die Sachbearbeiterin verschwand in dem Raum, in dem die Akten gelagert wurden, und kam wenig später mit einer Ladung Ordner zurück. »Das sind erst die ersten drei. Ich hole Ihnen den Rest.«
    Abby schleppte die Akten zu einem Tisch. Jeder Herztransplantationspatient verursachte Bände von Akten, und die drei bildeten keine Ausnahme. Sie klappte den ersten Ordner auf und studierte das Blatt mit den Daten des Patienten.
    Sein Name war Gerald Luray, Alter vierundfünfzig.
    Rechnungsträger war eine private Krankenversicherung. Er wohnte in Worcester, Massachusetts. Sie wußte nicht, wie relevant jede dieser Informationen war, also notierte sie alles in einem gelben Notizblock, ebenso wie Datum und Uhrzeit der Transplantation und die Namen der anwesenden Ärzte. Sie kannte sie alle: Aaron Levi, Bill Archer, Frank Zwick, Rajiv Mohandas. Und Mark. Wie nicht anders zu erwarten, enthielt die Krankenakte keinerlei Informationen über den Spender. Die entsprechenden Unterlagen wurden immer von den Empfängerakten getrennt aufbewahrt. Unter den Notizen der Krankenschwester fand sie jedoch den Eintrag:
    »8.30 Uhr – Benachrichtigung über Abschluß d. Entnahme.
    Spenderherz unterwegs von Norwalk, Connecticut. Patient zur Präp. in den OP gerollt …«
    Abby notierte: 8.30 Uhr, Entnahme in Norwalk, Conn.
    Die Sachbearbeiterin rollte einen Wagen neben Abbys Tisch, lud fünf weitere Akten ab und machte sich auf den Weg, weitere heranzukarren.
    Abby arbeitete die ganze Essenszeit durch, ohne einen Happen zu sich zu nehmen oder sich eine Pause zu gönnen. Sie rief nur kurz Mark an, um ihm zu sagen, daß sie später kommen würde.
    Als das Archiv zumachte, hatte sie das Gefühl zu verhungern.
    Sie hielt auf dem Nachhauseweg bei einem McDonalds’s und bestellte sich einen Big Mac, eine große Portion Pommes und einen Vanille-Milkshake. Cholesterin fürs Gehirn. Sie aß alleine an einem Tisch in der Ecke und hielt das Lokal im Blick. Um diese Zeit waren die anderen Gäste meist Kinogänger auf dem Heimweg, Teenager und ein paar deprimiert aussehende Junggesellen.
    Niemand schien Notiz von ihr zu nehmen. Sie stopfte sich die letzten Pommes in den Mund und verließ das Restaurant.
    Bevor sie den Wagen anließ, sah sie sich kurz

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