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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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geheimes Vermittlungssystem geben, einen Weg, potentielle Spender aus dem System rauszuhalten und ihre Herzen direkt an wohlhabende Patienten zu leiten. Es gibt sogar noch eine schlimmere Möglichkeit.«
    »Und die wäre?«
    »Sie produzieren neue Spender.«
    »Sie meinen, sie ermorden die Leute?« fragte Lundquist. »Wo sind dann die Leichen? Die Vermißtenmeldungen?«
    »Ich sage nicht, daß es passiert ist. Ich erkläre Ihnen nur, wie man es machen könnte.« Sie hielt inne. »Ich glaube, Aaron hat dabei mitgemacht. Das würde seine drei Millionen Dollar erklären.«
    Katzkas Gesichtsausdruck hatte sich kaum verändert. Seine Teilnahmslosigkeit machte sie langsam wütend.
    »Begreifen Sie nicht?« fügte sie lebhafter hinzu. »Jetzt verstehe ich auch, warum man die Klagen gegen mich zurückgezogen hat. Sie haben wahrscheinlich gehofft, daß ich aufhöre, Fragen zu stellen. Aber ich habe nicht aufgehört, ich habe immer mehr Fragen gestellt. Und jetzt müssen sie mich diskreditieren, weil ich ihnen sonst alles verderben kann. Ich könnte alles aufdecken.«
    »Und warum hat man Sie nicht einfach ermordet?« Es war Lundquist, und sein Tonfall verriet offene Skepsis.
    Sie zögerte. »Ich weiß nicht. Vielleicht denken sie, daß ich noch nicht genug weiß. Oder sie haben Angst, daß es nicht gut aussehen würde, so kurz nach Aarons Tod.«
    »Das ist wirklich sehr einfallsreich«, sagte Lundquist und lachte.
    Katzka bedeutete Lundquist mit einer knappen Handbewegung, den Mund zu halten. »Dr. DiMatteo«, sagte er, »ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Das Szenario, das Sie da entwerfen, klingt nicht besonders plausibel.«
    »Anders kann ich es mir nicht erklären.«
    »Dürfen wir einen Vorschlag machen?« sagte Lundquist. »Eine absolut logische Theorie?« Er trat auf den Tisch zu, den Blick auf Abby gerichtet. »Ihre Patientin Mary Allen hat gelitten, Vielleicht hat sie Sie gebeten, ihr über die Schwelle zu helfen. Vielleicht dachten Sie, es wäre ein Akt der Mitmenschlichkeit. Und es war ein Akt der Mitmenschlichkeit, etwas, das jeder mitfühlende Arzt in Erwägung ziehen würde. Also haben Sie ihr eine Extradosis Morphium verabreicht. Das Problem ist, daß eine der Schwestern Sie dabei gesehen hat. Und die schickte Mary Aliens Nichte eine anonyme Botschaft. Auf einmal haben Sie Probleme, und alles nur, weil Sie Mitleid hatten. Plötzlich sehen Sie sich mit dem Vorwurf des Mordes konfrontiert. Eine Haftstrafe droht, und das alles macht Ihnen angst, nicht wahr? Also schustern Sie sich eine Verschwörungstheorie zusammen. Eine, die sich natürlich nicht beweisen – oder widerlegen – läßt. Klingt das nicht sehr viel plausibler, Doktor? Für mich tut es das jedenfalls.«
    »Aber so ist es nicht gewesen.«
    »Wie ist es dann gewesen?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Ich habe Ihnen alles erzählt.«
    »Haben Sie Mary Allen getötet?«
    »Nein.« Sie beugte sich vor, die Hände auf dem Tisch zu Fäusten geballt. »Ich habe meine Patientin nicht getötet.«
    Lundquist sah Katzka an. »Sie ist keine besonders gute Lügnerin, was?« bemerkte er und verließ den Raum.
    Einen Moment lang sagten weder Abby noch Katzka etwas.
    Dann fragte sie leise: »Bin ich jetzt verhaftet?«
    »Nein. Sie können gehen.« Er stand auf.
    Sie erhob sich ebenfalls. Stehend blickten sie einander an, als ob beide sich nicht sicher waren, daß die Befragung tatsächlich beendet war.
    »Warum läßt man mich gehen?« fragte sie.
    »Die Ermittlung ist noch nicht abgeschlossen.«
    »Halten Sie mich für schuldig?«
    Er zögerte. Sie wußte, daß es eine Frage war, die er nicht beantworten durfte. Trotzdem schien er um ein gewisses Maß an Ehrlichkeit zu ringen, bis er am Ende entschied, nicht darauf einzugehen.
    »Dr. Hodell wartet auf Sie«, bemerkte er. »Sie finden ihn beim Eingang.« Er drehte sich zu der offenen Tür um. »Wir sprechen uns wieder, Dr. DiMatteo«, versicherte er und ging hinaus.
    Sie ging den Flur hinunter bis zum Wartebereich. Dort stand Mark. »Abby?« sagte er leise.
    Sie ließ sich in seine Arme sinken, auch wenn ihr Körper mit einem seltsamen Gefühl der Taubheit auf seine Berührung reagierte. Sie hatte den Eindruck, außerhalb ihres eigenen Körpers zu schweben und zwei Fremde zu beobachten, die sich umarmten und küßten.
    Aus derselben Entfernung hörte sie ihn sagen: »Laß uns nach Hause fahren.«
    Durch die Sicherheitsscheibe beobachtete Katzka, wie das Paar zur Tür ging. Er bemerkte, wie eng Hodell

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