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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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die Frau hielt.
    So etwas sah man als Polizist nicht alle Tage. Zuneigung, Liebe.
    Meistens kamen streitende Paare mit zerschundenen Gesichtern und aufgeplatzten Lippen, die anklagend mit den Fingern aufeinander zeigten. Oder es war die pure Geilheit. Geilheit sah er dauernd. Sie war klar zu erkennen, so offensichtlich wie die Nutten auf Bostons Straßenstrich. Natürlich gab es ein Verlangen, dem gegenüber Katzka selbst auch nicht immun war, das gelegentliche Bedürfnis nach dem Körper einer Frau. Aber Liebe war etwas, was er seit langer Zeit nicht mehr empfunden hatte. Und in diesem Moment beneidete er Mark Hodell.
    »Slug!« rief jemand, »Gespräch für dich auf Leitung drei.«
    Katzka nahm das Telefon ab und meldete sich.
    »Hier ist das gerichtsmedizinische Institut. Ich verbinde mit Dr. Rowbotham.«
    Während Katzka wartete, wanderte sein Blick noch einmal in den Wartebereich, doch Abby DiMatteo und Mark Hodell waren verschwunden. Das Paar, das alles hatte, dachte er. Gutes Aussehen, Geld, Karriere. Würde eine Frau in ihrer beneidenswerten Lage all das riskieren, um eine sterbende Patientin von ihren Schmerzen zu erlösen?
    Rowbothams Stimme tönte aus der Leitung. »Slug?«
    »Ja, was gibt’s?«
    »Eine Überraschung.«
    »Gute oder schlechte?«
    »Sagen wir einfach: unerwartet. Ich habe die Ergebnisse der Gewebe-GC-MS von Dr. Levi vorliegen.«
    GC-MS oder ›gaschromatographische Massenspektrometrie‹ war ein Verfahren des kriminologischen Labors, um Gift und Medikamente zu identifizieren.
    »Ich dachte, ihr hättet alles ausgeschlossen?«
    »Wir haben die üblichen Medikamente wie Narkotika und Barbiturate mittels eines Immunoassays und einer Dünnschichtchromatographie ausgeschlossen. Aber da wir es hier mit einem Mediziner zu tun haben, dachte ich, daß wir uns nicht auf das übliche Screening beschränken sollten. Ich habe die Leiche also auch auf Fentanyl, Phenzyclidin und einige andere Inhalative überprüft. Dabei ist bei einer Muskelprobe ein positiver Befund herausgekommen: Succinylcholin.«
    »Was ist denn das?«
    »Das ist ein Blocker der neuromuskulären Koppelung. Er konkurriert mit den Neurotransmitter des Körpers, dem Azetylcholin, um die Bindungsansätze an der muskulären Endplatte. Der Effekt ist so ähnlich wie bei D-Tubocurain.«
    »Curare?«
    »Ja, aber Succinylcholin hat eine andere chemische Wirkungsweise. Es wird auch im OP verwendet, um die Muskeln während einer Operation zu entspannen. Dann kann leichter beatmet werden.«
    »Willst du sagen, er war gelähmt?«
    »Vollkommen hilflos. Das Schlimmste ist, daß er bei Bewußtsein gewesen sein muß, ohne sich wehren zu können.«
    Rowbotham machte eine Pause. »Eine schreckliche Art zu sterben, Slug.«
    »Wie wird die Droge verabreicht?«
    »Durch eine Injektion.«
    »Wir haben an der Leiche kein Einstichmal gefunden.«
    »Vielleicht war es in der Kopfhaut im Haar versteckt. Wir sprechen hier von einem winzigen Nadelstich, den wir bei all den postmortalen Hautveränderungen leicht übersehen haben könnten.«
    Katzka dachte eine Weile darüber nach. Dann fiel ihm etwas ein, was Abby ihm erst vor wenigen Tagen erzählt hatte. Etwas, dem nachzugehen er völlig vergessen hatte.
    »Könntest du zwei alte Autopsieberichte für mich raussuchen?
    Einer ist etwa sechs Jahre alt, von einem Selbstmörder, der von der Tobin Bridge gesprungen ist. Sein Name ist Lawrence Kunstler.«
    »Buchstabiere mal. Gut, habe ich. Und der andere?«
    »Dr. Hennessy. Bei dem Vornamen bin ich mir nicht sicher.
    Das war vor drei Jahren, eine Kohlenmonoxidvergiftung. Ein Unfall. Die ganze Familie ist gestorben.«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall. Es war auch ein Baby dabei.«
    »Das ist er. Ich will sehen, ob ich eine Exhumierungsgenehmigung bekomme.«
    »Wonach suchen wir denn, Slug?«
    »Ich weiß es nicht. Nach irgend etwas, das wir vorher übersehen haben und jetzt vielleicht entdecken.«
    »An einem mehr als sechs Jahre alten Leichnam?«
    Rowbothams Lachen klang unverhohlen skeptisch. »Du bist wohl unter die Optimisten gegangen.«
    »Noch mehr Blumen, Mrs. Voss. Sie sind gerade gebracht worden. Soll ich sie hierhin stellen, oder soll ich sie lieber in den Salon bringen?«
    »Stellen Sie sie bitte hierher.« Nina saß auf einem Stuhl an ihrem Lieblingsfenster und sah zu, wie das Mädchen die Vase auf den kleinen Tisch neben Ninas Stuhl stellte. Dafür mußte eine andere Vase mit weißen Lilien weichen. »Das sind nicht Ihre üblichen Blumen,

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