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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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erwähnt«, sagte Abby.
    »Als ich meinen chirurgischen Facharzt gemacht habe«, setzte Mohandas an, »mußte ich diverse staatliche Darlehen zurückzahlen, die ich für mein Studium in Anspruch genommen hatte.
    Das wurde dann Teil meiner Anstellungsvereinbarung.
    Bayside hat mir geholfen, sie abzubezahlen.«
    »Das ist etwas, worüber auch wir reden können, Abby«, sagte Archer. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihnen die Position attraktiv zu machen. Junge Chirurgen sind heutzutage um die dreißig, wenn sie ihren Facharzt machen. Die meisten sind schon verheiratet und haben ein oder zwei Kinder. Und sie haben einhunderttausend Dollar Schulden für Ausbildungsdarlehen. Sie haben noch nicht mal ein Haus und brauchen zehn Jahre, nur um ihre Schulden abzuarbeiten. Dann sind sie vierzig und machen sich Sorgen, wie sie ihren Kindern das College finanzieren können!« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, warum sich überhaupt noch jemand für ein Medizinstudium entscheidet. Jedenfalls bestimmt nicht, um reich zu werden.«
    »Wenn überhaupt«, sagte Abby, »ist es eine Entbehrung.«
    »Das muß nicht so sein. An diesem Punkt kann Bayside helfen.
    Mark hat erwähnt, daß Sie ihr gesamtes Studium mit staatlicher Unterstützung finanziert haben.«
    »Mit Stipendien und Darlehen. Vor allem Darlehen.«
    »Das klingt schmerzhaft.«
    Abby nickte bedrückt. »Ich fange gerade erst an, die Schmerzen zu spüren.«
    »Auch Universitätsdarlehen?«
    »Ja. Meine Familie hatte finanzielle Probleme«, gab Abby zu.
    »Das klingt so, als ob man sich deswegen schämen müßte.«
    »Es war eher Pech. Mein jüngerer Bruder mußte für einige Monate ins Krankenhaus, und wir waren nicht versichert. Aber in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, waren viele Leute nicht versichert.«
    »Was nur bestätigt, wie hart Sie gearbeitet haben müssen, um es trotzdem zu schaffen. Jeder hier weiß, wie das ist. Raj war Immigrant und hat bis zu seinem zehnten Lebensjahr kein Wort Englisch gesprochen. Ich war der erste aus meiner Familie, der auf das College gegangen ist. In diesem Raum werden Sie vergeblich nach altem Bostoner Adel suchen, das können Sie mir glauben. Keine reichen Papis oder praktische kleine Stiftungsfonds. Wir wissen, was es heißt, sich gegen Widrigkeiten durchzusetzen, weil wir es alle mußten. Das ist die Art Motivation, nach der wir für unser Team suchen.«
    Die Musik schwoll zum Finale an. Der letzte Bläser- und Streicherakkord verhallte. Archer schaltete die Stereoanlage ab und sah Abby an.
    »Wie dem auch sei, Sie sollten darüber nachdenken«, erklärte er. »Wir machen Ihnen natürlich kein festes Angebot. Es ist mehr so etwas wie eine«, Archer grinste Mark an, »eine erste Verabredung.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Abby.
    »Eines sollten Sie wissen: Sie sind die einzige Assistenzärztin, die wir angesprochen haben. Die einzige, die wir ernsthaft in Erwägung ziehen. Es wäre sicherlich klüger, wenn Sie das gegenüber dem übrigen Personal nicht erwähnten. Wir wollen schließlich keinen Eifersüchteleien schüren.«
    »Natürlich nicht.«
    »Gut.« Archer sah sich im Zimmer um. »Ich denke, wir sind uns in diesem Punkt alle einig. Habe ich recht, meine Herren?«
    Die Frage wurde mit allgemeinem Kopfnicken quittiert.
    »Dann haben wir also einen Konsens«, sagte Archer. Lächelnd griff er erneut zur Brandy-Karaffe. »So etwas nenne ich ein echtes Team.«
    »Und was denkst du?« fragte Mark auf der Heimfahrt.
    Abby warf den Kopf in den Nacken und rief übermütig: »Ich schwebe! Was für ein Abend!«
    »Du bist glücklich darüber, was?«
    »Machst du Witze? Ich bin völlig panisch.«
    »Panisch? Wieso?«
    »Weil ich Angst habe, es zu vermasseln und mir alles zu verderben.«
    Er lachte und berührte ihr Knie. »Wir haben mit allen Assistenzärzten gearbeitet, und wir wissen, daß wir die Beste von allen rekrutieren.«
    »Und wieviel von all dem muß ich Ihrem Einfluß zuschreiben, Dr. Hodell?«
    »Ach, ich habe nur meine paar Gramm in die Waagschale geworfen. Die anderen waren zufälligerweise genau meiner Meinung.«
    »So?«
    »Das ist wahr. Glaub mir, Abby, du bist unsere erste Wahl.
    Und ich denke, du wirst die angebotenen Bedingungen großartig finden.«
    Sie lehnte sich lächelnd zurück. Bis heute abend hatte sie nur eine sehr verschwommene Vorstellung davon gehabt, wo sie in dreieinhalb Jahren arbeiten würde. Höchstwahrscheinlich würde sie in einer Notaufnahme schuften. Immer mehr Privatpraxen

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