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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Verlust in der Familie, verstehen Sie?«
    »Aber natürlich, Mrs ….«
    »Terrio. Ich bin Joes Mutter.«
    »Ich habe das von Ihrer Schwiegertochter gehört, Mrs. Terrio.
    Und es tut mir sehr, sehr leid. Aber es ist wichtig, daß ich mit Ihrem Sohn spreche. Es betrifft Karens Tod.«
    Die Frau zögerte nur einen Moment. Dann sagte sie:
    »Entschuldigen Sie mich« und schloß die Tür. Er hörte sie rufen: »Joe?«
    Kurz darauf wurde die Tür wieder geöffnet, und ein Mann mit rot geränderten Augen stand vor ihm. Jede seiner Bewegungen war träge vor Trauer. »Ich bin Joe Terrio«, sagte er.
    Sussman streckte die Hand aus. »Mr. Terrio, ich bin geschickt worden von jemandem, der sehr betroffen von den Umständen ist, unter denen Ihre Frau gestorben ist.«
    »Umständen?«
    »Sie war eine Patientin am Bayside-Hospital. Ist das korrekt?«
    »Hören Sie, ich begreife nicht, was das alles soll.«
    »Es geht um die medizinische Versorgung Ihrer Frau, Mr. Terrio. Und um die Frage, ob möglicherweise Fehler gemacht wurden. Fehler, die sich als tödlich erwiesen haben.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Anwalt in der Kanzlei Hawkes, Craig und Sussman.
    Mein Spezialgebiet sind medizinische Kunstfehler.«
    »Ich brauche keinen Anwalt. Und ich will heute abend nicht von irgendeinem verdammten Aasgeier behelligt werden.«
    »Mr. Terrio –«
    »Verschwinden Sie.« Joe wollte die Tür zuschlagen, doch Sussman hob eine Hand, um ihn aufzuhalten.
    »Mr. Terrio«, sagte er leise und ruhig.
    »Ich habe Grund zu der Annahme, daß einer von Karens Ärzten einen Fehler gemacht hat. Einen schrecklichen Fehler.
    Vielleicht hätte Ihre Frau gar nicht sterben müssen. Dessen bin ich mir im Augenblick noch nicht sicher. Aber mit Ihrer Erlaubnis kann ich die Unterlagen einsehen und die Tatsachen aufdecken. Sämtliche Tatsachen.«
    Langsam öffnete Joe die Tür wieder weiter. »Wer schickt sie?
    Sie sagten, jemand hätte Sie geschickt. Wer?«
    Sussman sah ihn mitfühlend an. »Ein Freund«, bemerkte er.

Sechs
    N och nie zuvor hatte Abby sich gefürchtet, zur Arbeit zu gehen, doch als sie an jenem Morgen das Bayside-Hospital betrat, hatte sie das Gefühl, direkt ins Feuer zu laufen.
    Gestern abend hatte Jeremiah Parr Konsequenzen angekündigt, heute würde sie sich ihnen stellen müssen. Doch bis Wettig sie nicht offiziell von ihrer Entlassung unterrichtet hatte, war sie entschlossen, ihre Pflicht wie gewohnt weiter zu tun. Sie hatte Visiten und OP-Termine und am Abend Bereitschaft. Sie würde ihren Job machen, und sie würde ihn gut machen. Das schuldete sie den Patienten. Und auch Vivian. Noch vor einer Stunde hatten sie miteinander telefoniert, und Vivians letzte Worte waren gewesen: »Irgend jemand dort muß seine Stimme für die Josh O’Days erheben. Bleiben Sie dabei, DiMatteo. Für uns beide.«
    Sobald Abby die Intensivchirurgie betreten hatte, bemerkte sie, wie alle Mitarbeiter ihre Stimmen dämpften. Inzwischen mußte jeder von Josh O’Day gehört haben. Und obwohl niemand etwas zu Abby sagte, vernahm sie das leise Gemurmel der Schwestern und bemerkte deren verlegene Blicke. Sie ging zum Regal und suchte die Krankenblätter ihrer Patienten für die Visite zusammen. Nur diese Aufgabe zu bewältigen, erforderte schon ihre ganze Konzentration. Abby legte die Krankenblätter auf den Rollwagen und schob ihn auf die Station zu dem Zimmer mit ihrem ersten Patienten. Als sie das Zimmer betreten hatte und dem Blick der anderen entzogen war, fühlte sie sich zutiefst erleichtert. Sie zog den Vorhang vor der Tür zu und wandte sich der Patientin zu.
    Mary Allen lag auf dem Bett. Sie hielt die Augen geschlossen und hatte ihre astdürren Arme und Beine in fötaler Lage zusammengezogen. Nach der Biopsie an der offenen Lunge hatte Mary zweimal unter akuter Blutdruckschwäche gelitten und war deshalb zur Beobachtung in der Wachstation geblieben.
    Die Schwester hatte notiert, daß Marys Blutdruck seit vierundzwanzig Stunden stabil war und keine abnormalen Herzrhythmen beobachtet worden waren. Es bestand also die Chance, daß Mary heute in ein normales Zimmer der Chirurgie verlegt werden konnte.
    Abby trat an ihr Bett und sagte: »Mrs. Allen?«
    Die Frau erwachte langsam. »Dr. DiMatteo«, murmelte sie.
    »Wie fühlen Sie sich heute?«
    »Nicht so gut. Ich habe noch immer Schmerzen, wissen Sie.«
    »Wo?«
    »In der Brust, im Kopf, und jetzt auch im Rücken. Ich habe überall Schmerzen.«
    In ihrem Krankenblatt sah Abby, daß die Schwestern ihr rund um die

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