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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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daß wegen Dr. DiMatteo etwas unternommen wird«, betonte er und sah Parr direkt an.
    Parr war mittlerweile ins Schwitzen gekommen. Es wäre so einfach, diese Assistenzärztin zu feuern! Leider wollte der General nicht mitspielen. Diese verdammten Chirurgen und ihre Egos. Sie konnten es nicht ertragen, wenn irgend jemand anders als sie eine Entscheidung traf. Warum war Wettig in dieser Sache bloß so stur?
    »Mr. Voss«, meldete sich Susan Casado in ihrer samtigsten Zähm-das-wilde-Tier-Stimme. »Darf ich vorschlagen, daß wir uns alle die Zeit nehmen, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken? Überstürzte juristische Schritte sind selten der beste Weg. Vielleicht können wir Ihr Anliegen im Verlauf der nächsten Tage klären.« Susan warf Wettig einen demonstrativen Blick zu, den der General ebenso demonstrativ ignorierte.
    »In einigen Tagen könnte meine Frau tot sein«, entgegnete Voss. Er erhob sich und bedachte Parr mit einem verächtlichen Blick. »Ich muß nichts überdenken. Ich möchte, daß wegen Dr. DiMatteo etwas unternommen wird. Und zwar bald.«
    »Ich sehe die Kugel«, sagte Abby.
    Mark leuchtete mit dem Strahl der Lampe die hinteren Winkel der Brusthöhle aus. Etwas Metallisches blitzte auf, bevor es wieder hinter der sich aufblähenden Lunge verschwand.
    »Scharfe Augen, Abby. Da du sie entdeckt hast – möchtest du die ehrenvolle Aufgabe übernehmen?«
    Abby nahm eine Pinzette vom Instrumententisch. Die Lungen hatten sich wieder aufgebläht und verdeckten erneut den Blick in die Brusthöhle. »Keine Luft, nur einen Moment lang.«
    »Schon passiert«, versicherte der Anästhesist.
    Abby schob ihre Hand tief in die Brusthöhle und tastete an der Innenwand des Brustkorbs entlang. Als Mark die rechte Lunge behutsam zurückzog, faßte Abby mit den Spitzen der Pinzette das Metallstück und zog es vorsichtig aus der Höhle.
    Die abgeflachte Kugel, Kaliber zweiundzwanzig, fiel scheppernd in die Schale.
    »Keine inneren Blutungen. Sieht so aus, als könnten wir zunähen«, sagte Abby.
    »Der Junge ist ein echter Glückspilz«, erwiderte Mark und betrachtete den Schußkanal. »Eintrittsloch direkt rechts neben dem Brustbein. Die Kugel muß von einer Rippe abgelenkt worden sein. Dann ist sie an den Pleuralblättern entlanggeglitten. Er kommt wahrscheinlich mit einer Luftansammlung im Brustraum davon.«
    »Hoffentlich hat er seine Lektion gelernt«, meinte Abby.
    »Welche Lektion?«
    »Ärgere nie deine Frau.«
    »
Sie
hat geschossen?«
    »Ja, so weit ist es schon gekommen, Liebling.«
    Sie schlossen die Brust wieder und arbeiteten dabei mit der vertrauten Unbefangenheit zweier Menschen, die sich gut kannten. Es war vier Uhr nachmittags, und Abby hatte seit sieben Uhr morgens Dienst. Schon jetzt schmerzten ihre Unterschenkel vom vielen Stehen, und sie hatte noch weitere vierundzwanzig Stunden Bereitschaft vor sich. Doch im Augenblick war sie von einem Hochgefühl erfüllt. Die erfolgreiche Operation und die Gelegenheit, mit Mark zu operieren, hatte sie mit neuem Mut erfüllt. Genauso hatte sie sich ihre gemeinsame Zukunft vorgestellt: Hand in Hand arbeitend, sich selbst und einander sicher. Mark war ein brillanter Chirurg, schnell, aber sorgfältig. Seit sie ihm zum ersten Mal assistiert hatte, war Abby von der angenehmen Atmosphäre in seinem OP beeindruckt gewesen. Mark verlor nie die Fassung, schrie nie eine Schwester an, hob nicht einmal seine Stimme. Damals hatte sie entschieden, wenn
sie
sich je unters Messer legen müßte, dann sollte Mark Hodell derjenige sein, der das Skalpell hielt.
    Jetzt arbeitete sie Seite an Seite mit ihm, ihre behandschuhte Hand berührte seine, und sie steckten die Köpfe eng zusammen.
    Dies war der Mann, den sie liebte, und es war die Arbeit, die sie liebte. Einen kurzen Moment lang konnte sie Victor Voss und die Krise vergessen, die ihre Karriere überschattete.
    Vielleicht war die Krise auch schon vorbei. Noch war die Axt nicht gefallen, noch hatte sie keine ominöse Nachricht aus Parrs Büro ereilt. Im Gegenteil: Am Morgen hatte Colin Wettig sie beiseite genommen, um ihr auf seine gewohnt schroffe Art mitzuteilen, daß sie für ihre Zeit in der Thoraxchirurgie herausragende Beurteilungen bekommen hatte.
    Es wird sich alles regeln, dachte sie, als sie dem Patienten nachblickte, der in den Aufwachraum gerollt wurde. Irgendwie wird sich alles zum Guten wenden.
    »Ausgezeichnete Arbeit, DiMatteo«, sagte Mark und zog sein OP-Hemd aus.
    »Ich wette, das sagst du zu allen

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