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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Ordner und entnahm ihm ein Blatt Papier, das sie Parr gab. »So sieht die jüngste regionale Liste aus. Ich habe sie mir vom NEOB-Büro in Brookline faxen lassen. Wie Sie sehen, hat jeder Patient einen medizinischen Status. Des weiteren wird das benötigte Organ, das nächste Transplantationszentrum und eine Kontakt-Telefonnummer angegeben, meistens die des Transplantationskoordinators.«
    »Was haben die anderen Kürzel zu bedeuten?«
    »Das sind klinische Informationen. Minimale und maximale Größe sowie Mindest- und Höchstgewicht des potentiellen Spenders, und ob der Patient sich schon einmal einer Transplantation unterzogen hat, was den Kreuzvergleich wegen der Antikörper erschweren würde.«
    »Sie sagen, die Reihenfolge der Listen geht nach Bedürftigkeit?«
    »So ist es. Der Name, der zuoberst steht, ist der kritischste Fall.«
    »Wo stand Mrs. Voss?«
    »Am Tag der Transplantation war sie die Nummer drei auf der Liste für die Blutgruppe AB.«
    »Was ist mit den ersten beiden Personen passiert?«
    »Ich habe mich bei der NEOB erkundigt. Bei beiden Namen wurde der Status einige Tage später in ›Code acht‹ umgewandelt.
    Das bedeutet ›permanent inaktiv, von der Liste gestrichen‹.«
    »Das heißt, sie sind gestorben?« fragte Susan Casado leise.
    Donna nickte. »Sie haben ihr Transplantat nie erhalten.«
    »Gütiger Himmel«, stöhnte Parr. »Mrs. Voss hat also ein Herz bekommen, das eigentlich an jemand anderen hätte gehen müssen.«
    »So scheint es sich abgespielt zu haben. Wir wissen nicht, wie es arrangiert wurde.«
    »Wie haben wir von dem Spender erfahren?« fragte Susan.
    »Durch einen Anruf«, erklärte Donna. »So läuft das üblicherweise. Das regelt der Transplantationskoordinator des Spenderkrankenhauses. Er oder sie überprüft die aktuelle NEOB-Warteliste und ruft die für den ersten Patienten auf der Liste angegebene Kontaktnummer an.«
    »Das heißt, der Transplantationskoordinator des Wilcox Memorial hat Sie angerufen?«
    »Ja. Ich habe wegen anderer Spender schon häufiger mit ihm telefoniert. Ich hatte also keinen Grund, diese spezielle Spende zu hinterfragen.«
    Archer schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie Voss das hingekriegt hat. Wir hatten den Eindruck, daß jeder Schritt des Verfahrens legal und offen war. Offensichtlich hat irgend jemand im Wilcox abkassiert. Ich wette, deren Transplantationskoordinator. Voss’ Frau bekommt das Herz, und das Bayside wird in einen Handel ›Organe gegen Bares‹ hineingezogen.
    Und wir haben keinerlei Spenderunterlagen, um die Sache zu überprüfen.«
    »Sind sie noch immer nicht aufgetaucht?« fragte Parr.
    »Ich konnte sie nicht finden«, sagte Donna. »In meinem Büro sind die Unterlagen jedenfalls nicht.«
    Victor Voss, dachte Abby. Er hatte die Papiere irgendwie verschwinden lassen.
    »Das Schlimmste sind die Nieren«, bemerkte Wettig.
    Parr sah den General stirnrunzelnd an. »Was?«
    »Die Nieren brauchte Voss’ Frau nicht«, erklärte Wettig.
    »Oder die Bauchspeicheldrüse oder die Leber? Was ist damit geschehen? Wenn sie gar nicht gemeldet worden sind?«
    »Wahrscheinlich entsorgt«, meinte Archer.
    »Genau. Das bedeutet drei oder vier Leben, die man vielleicht hätte retten können und die statt dessen weggeworfen worden sind.«
    Die Runde schüttelte die Köpfe, die Mienen drückten Empörung aus.
    »Was wollen wir deswegen unternehmen?« fragte Abby.
    Ihre Frage stieß auf ratloses Schweigen.
    »Ich weiß nicht, was wir tun sollten«, sagte Parr schließlich und sah seine Anwältin an. »Sind wir verpflichtet, der Sache nachzugehen?«
    »Moralisch schon«, erwiderte Susan. »Doch wenn wir die Sache melden, wird das Konsequenzen nach sich ziehen. Und zwar gleich mehrere. Zunächst sehe ich keine Möglichkeit, die Sache vor der Presse geheimzuhalten. Ein Organhandel, in den auch noch Victor Voss verwickelt ist, ist eine saftige Story.
    Zweitens würden wir in gewisser Weise das Arztgeheimnis brechen und die Intimsphäre einer Patientin mißachten, was einem speziellen Segment unserer Patienten ganz und gar nicht gefallen würde.«
    »Sie meinen die Stinkreichen«, schnaubte Wettig.
    »Diejenigen, die dieses Krankenhaus am Leben erhalten«, verbesserte Parr ihn.
    »Genau«, fuhr Susan fort. »Wenn sie erfahren, daß Bayside den Anstoß zu Ermittlungen gegen jemanden wie Victor Voss gegeben hat, werden sie sich nicht mehr darauf verlassen, daß wir ihre eigenen Unterlagen vertraulich behandeln. Und schließlich: Was geschieht,

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