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Kalte Herzen

Kalte Herzen

Titel: Kalte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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eine Schauspielerin. Amerikanerin. Nicht mal ihr Name ist russisch.«
    »Aber ich kenne sie! Ich habe von ihr geträumt!«
    »Du und jeder andere geile kleine Junge«, lachte Koubichev und sah sich nach den verstreuten Schachfiguren um. »Sieh dir diese Schweinerei an. Hoffentlich finden wir alle Bauern wieder. Los, du hast es umgeworfen, also sammelst du sie jetzt auch auf.«
    Jakov bewegte sich nicht. Er starrte weiter auf die Frau und dachte daran, wie sie ihn angelächelt hatte.
    Koubichev krabbelte ächzend auf allen vieren herum und angelte nach Schachfiguren. »Du hast ihr Gesicht bestimmt schon mal irgendwo gesehen, im Fernsehen oder vielleicht auf irgendeiner Zeitung. Das hast du dann vergessen, und dann hast du von ihr geträumt. Das ist alles.« Er stellte zwei Läufer und eine Dame auf das Schachbrett und hievte sich selbst wieder auf seinen Stuhl. Sein Gesicht war rot angelaufen, und sein Atem ging schwer. Er tippte sich an die Stirn. »Der Verstand ist ein eigenartiges Ding. Er nimmt das wirkliche Leben und verwebt es mit unseren Träumen, bis wir am Ende nicht mehr wissen, was davon wahr und was erfunden ist. Manchmal träume ich, ich säße an einem Tisch, auf dem sich das wunderbarste Essen türmt, alles was ich mir nur wünschen kann. Und dann wache ich auf und bin immer noch auf diesem beschissenen Kahn.« Er nahm das Magazin und riß die Seite mit Michelle Pfeiffer heraus.
    »Da! Sie gehört dir.«
    Jakov nahm die Seite, doch er sagte kein Wort. Er hielt sie einfach fest und starrte sie an.
    »Wenn du dir vorstellen willst, sie wäre deine Mutter, nur zu.
    Es gibt Schlimmeres. Aber jetzt hebe die Figuren auf. Hey!
    Hey, Junge! Wo willst du hin?«
    Das Foto noch immer umklammernd, floh Jakov aus der Hölle.
    An Deck stellte er sich an die Reling und blickte auf das Meer.
    Die Magazinseite war zerknickt und flatterte im Wind. Er blickte darauf und sah, daß er sie so fest gehalten hatte, daß nun ein Knick das kleine Lächeln auf den Lippen zerschnitt.
    Da packte er eine Ecke der Seite mit den Zähnen und riß sie durch. Das war nicht genug. Nicht genug! Er atmete schwer, weinte fast, doch er gab keinen Laut von sich. Er zerfetzte die Seite in immer kleinere Stücke, benutzte seine Zähne wie ein Tier, das lebendiges Fleisch zerreißt, und ließ die Fetzen mit dem Wind fliegen.
    Schließlich hielt er nur noch einen Schnipsel von dem Bild in der Hand. Es war ein Auge. Direkt darunter war das Papier sternförmig zerknickt. Es sah aus wie das Glitzern einer einzelnen Träne.
    Er warf den Schnipsel über die Reling und sah zu, wie er davonwirbelte und im Meer versank.

Fünfzehn
    S ie war Ende vierzig mit dem hageren, trockenen Gesicht einer Frau, die den Glanz weiblicher Weichheit lange verloren hatte. Das allein machte eine Frau nach Bernard Katzkas Meinung allerdings noch nicht unattraktiv. Der Reiz einer Frau lag nicht im Glanz ihrer Haut oder ihres Haares, sondern darin, was ihre Augen offenbarten. Diesbezüglich hatte er eine Menge faszinierende Siebzigjährige kennengelernt, darunter seine jungfräuliche Tante Margaret, mit der er sich seit dem Tod seiner Frau etwas angefreundet hatte. Daß Katzka sich jedesmal auf seinen wöchentlichen Kaffeeklatsch mit Tante Margaret freute, hätte seinen Partner Lundquist vermutlich verwundert.
    Lundquist gehörte zu der Sorte von Männern, die Frauen jenseits der Menopause keines zweiten Blickes würdigten. Das hatte vermutlich biologische Ursachen. Männer durften ihre Energie und ihr Sperma nicht an nicht gebärfähige Frauen verschwenden. Kein Wunder, daß Lundquist so erleichtert ausgesehen hatte, als Katzka eingewilligt hatte, Brenda Hainey selbst zu befragen. Lundquist hielt Frauen jenseits der Wechseljahre für Katzkas besondere Stärke, womit er nur meinte, daß Katzka der einzige Detective des Morddezernats war, der die Geduld und die Kraft hatte, sie in Ruhe anzuhören.
    Und genau das tat Katzka jetzt seit einer Viertelstunde: Er hörte sich geduldig Brenda Haineys wirre Anschuldigungen an.
    Es war nicht leicht, ihr zu folgen. Die Frau vermischte das Mystische mit dem Konkreten und erzählte im selben Atemzug von Zeichen des Himmels und Morphiumspritzen. Wenn die Frau sympathisch gewesen wäre, hätte ihn ihre sprunghafte Art vielleicht amüsiert, aber Brenda Hainey war nicht sympathisch.
    Ihre blauen Augen strahlten keine Wärme aus. Sie war wütend, und wütende Menschen waren unattraktiv.
    »Ich habe mich in der Sache schon an das Krankenhaus

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