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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Wirkungsstätte.«
    »Nichts für ungut, David. Aber ich gehe hier schon länger ein und aus als Sie.« Es war besser, gleich klarzumachen, dass sie zwar eine neue Position bekleidete, aber doch seit einigen Jahren zum politischen Stammpersonal gehörte und das Kanzleramt von zahlreichen Besuchen her kannte. Der Pressesprecher hob beschwichtigend die Hände. Natürlich, er sah sich nicht als Konkurrentin, und sie musste ihn auch nicht so behandeln. »Und ich habe noch eine Menge abzuarbeiten«, erklärte sie und deutete auf den Aktenstapel, der ihr wie ein abstraktes Monstrum vorkam: ein Sisyphos-Projekt, schon jetzt. David Berg nickte. »Kann ich verstehen«, sagte er und zuckte mit den Achseln. »Aber wenn Sie mal Lust auf eine private Führung haben, Sie wissen ja, ich bin öfter hier als drüben im Presseamt. Mein Büro ist nur ein paar Türen weiter. Zwischen den Redenschreibern der Kanzlerin.« Natascha kannte die Herren. Ein nahezu unmöglicher Job, den sie da taten: die Politik der Kanzlerin in packende Ansprachen und Artikel zu übersetzen. »Was Sie bei Ihren bisherigen Visiten kennengelernt haben, ist wenig mehr als das, was die Touris zu sehen bekommen. Die wichtigen Orte haben Sie bestimmt noch gar nicht gesehen. Obwohl Sie schon so oft hier waren. Also dann …« Er war schon durch die Tür, da überlegte Natascha es sich anders: »Warten Sie!«, rief sie. »Ich nehme Ihr Angebot an.« Sie steckte ihr Notebook in die Tasche, knipste das Licht an ihrem Schreibtisch aus und folgte ihm. Den großen PC ließ sie laufen. Den hatte sie noch nicht einmal auf ihre persönlichen Daten einrichten lassen. Und sie hatte es auch gar nichtvor.
    *
    Henrik Eusterbeck faltete die Quittung zusammen und steckte sie in seine Jackentasche. Natürlich war das ein Geschäftstermin gewesen. »Projektbesprechung« würde er für die Steuer angeben. Er fragte sich nur für sich, ob er Michelle als Projekt betrachten sollte. Sicher, sie war attraktiv, sie war intelligent, sie war aufregend. Wahrscheinlich war sie auch interessiert. Keine Frau ließ sich von einem Mann in eine Bar abschleppen und blieb dort bis spätabends mit ihm, wenn sie nicht aufgeschlossen war. Die Signale waren eindeutig. Er selbst dagegen hatte sich eher zögerlich verhalten. Immer wieder hatte er sie in den vergangenen fünf Stunden mit seinem Charme umtänzelt. Aber vor der entscheidenden Frage, ob sie noch mitkommen wollte, hatte er gekniffen. Es war ja nicht so, dass er ein Muster an ehelicher Treue gewesen wäre. Aber mal auf eine schnelle Nummer in einem Club abzusteigen war eine Sache, sich zu einer Frau innerlich hingezogen zu fühlen eine ganz andere. Er liebte Natti! Und doch hatte er das ungute Gefühl, dass er dabei war, sich auch in Michelle zu verlieben.
    Er nahm die Quittung wieder hervor. Sie hatte ihm ihre Nummer aufgeschrieben. Wenn er den Zettel wegwarf, war alles gut. Keine Möglichkeit mehr, in Kontakt zu ihr zu treten. Sie würde nur noch eine schnell verblassende Erinnerung an einen schönen Abend im »Kennedy’s Speach« sein. Und den Laden musste er auch nicht wieder betreten. Teuer. Wichtig. Dumm. Die typische Prenzlauer Mischung eben.
    Er zerknüllte die Quittung, schob sie dann aber doch in die Hosentasche. Man konnte ja nie wissen.
    Um diese Zeit dauerte der Weg zur Wohnung in den Hackeschen Höfen keine Viertelstunde. Henrik Eusterbeck stellte den Wagen in der Tiefgarage ab und fuhr hinauf zu der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im vierten Stock, die er und Natascha seit kurzem bewohnten. Er hasste die Stadtwohnung. Wann immer er kam, war sie leer. Nie brannte Licht, nie durchzog der Duft von Essen die Luft, nie standen frische Blumen auf dem Tisch. Gut, Blumen wären sicher in seine Zuständigkeit gefallen. Aber Natti war ja sowieso praktisch nie zu Hause. Sie arbeitete meist bis spät in die Abendstunden hinein, kam nur zum Schlafen und Duschen, schon beim Frühstück nahm sie irgendeinen politischen Termin wahr – und oft genug hatte sie gleich auf dem Sofa in ihrem Wahlkreisbüro übernachtet. Es würde vermutlich nicht lange dauern, bis sie das auch im Kanzleramt praktizierte. Wozu sollte er also Blumen bringen. Niemand würde ihnen beim Welken zusehen.
    *
    »Waren Sie schon in der Cafeteria?« Lässig zückte David Berg seine Karte und hielt sie zwischen zwei Fingern vor den Scanner. Sogar die Falten, die er am Ende eines langen Arbeitstags im Anzug hatte, sahen aus, als wären sie Absicht. Nataschas Füße brannten. Sie

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