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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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ein Politiker zu denken, zu planen, zu brennen. Wie ein Politiker litt er unter einem unbefriedigenden Privatleben, unter zu viel Druck und zu wenig Sex, unter ständigem Verfügbarsein und latentem Zukurzkommen. Es war beinahe ein Naturgesetz, dass er auf erotische Abwege geraten war. Rational konnte Natascha das absolut nachvollziehen. Doch emotional konnte sie es nicht verkraften. Denn auch sie brauchte Zuwendung.
    Das Telefon klingelte. Sie kümmerte sich nicht darum und lauschte nur, bis es wieder aufhörte. Sacht ließ sie die Hände über ihren Bauch gleiten, dessen leichte Wölbung noch kaum wahrzunehmen war. Erst seit sie wusste, dass sie schwanger war, bemerkte sie die Anzeichen: Schwindelgefühle und gelegentliche Übelkeit, die sie für berufsbedingt gehalten hatte. Ein leichtes Spannen der Brust. Pölsterchen, die sie ansetzte und von denen sie gedacht hatte, sie wären Ausdruck eines Mangels an körperlicher Bewegung … All die kleinen Veränderungen, die sich in einem Menschen vollziehen, wenn sich ein anderer Mensch in ihm eingenistet hat. In zwei Tagen würde sie zu ihrer Gynäkologin gehen, dann war es amtlich. Doch bis auf weiteres würde sie es niemandem erzählen. Am wenigsten Henrik. Fast empfand sie es als einen glücklichen Zufall, dass nicht einmal sie wusste, wer der Vater war. In gewisser Weise erfüllte sie dieses Bewusstsein mit Genugtuung.
    *
    Henrik legte auf. Er würde es nicht mehr probieren. Der Fall war klar: Natascha war ihm auf die Schliche gekommen und wollte jetzt nichts mehr von ihm wissen. Er seinerseits wusste nicht, was er tun würde, wenn er ihr im Kanzleramt plötzlich über den Weg lief. Er wusste nicht einmal, wie er den Job überhaupt machen konnte ohne sie. Sie waren als Team angetreten, im Grunde hatte er ihr zugearbeitet. Sie hatten sich ausgetauscht, und während Natti alle mit ihren Fragen nervte, konnte er unauffällig in den Daten graben. Es war wie das Gehen auf zwei Beinen: Es funktioniert nicht, wenn eines plötzlich fehlt.
    Silvester. Henrik Eusterbeck trat die Flucht nach vorn an und fuhr in die Willy-Brandt-Straße. An diesem Tag kam ihm der Kanzlerbau noch größer vor als sonst, noch mächtiger und vor allem sehr abweisend. Das mochte auch an dem schneidenden Wind liegen, der über das Gelände fegte. Er klappte seinen Kragen hoch und lief über den Hof, zeigte seinen Ausweis und beeilte sich, hineinzukommen in das geschmacklose postmoderne Kartenhaus, in dem die Angestellten in ihren Hühnerkäfigen um pseudoschicke Lichthöfe geordnet saßen. Transparent sollte das alles sein. In Wirklichkeit war es ein durchsichtiges Manöver, eine Machtdemonstration. Denn die Büros der wirklich bedeutenden Mitarbeiter waren mitnichten einsehbar. Dort, wo Politik gemacht wurde, herrschte dieselbe Hinterzimmeratmosphäre wie in allen Regierungssitzen.
    Schnell fuhr er hinauf in den siebten Stock und hastete zu Nataschas Büro. Irgendwie glomm in ihm die schüchterne Hoffnung, sie könnte da sein, könnte unvermittelt in der Tür stehen und ihn ansehen, wie Frauen ihre Männer ansahen, von denen sie wussten, dass sie Dummköpfe und Weicheier waren, aber eben doch keine schlechten Kerle.
    Aber das Büro war leer. Sogar Petra Reber war nicht da. Vermutlich hatte sie sich zwischen den Jahren freigenommen. Verloren stand Henrik Eusterbeck in ihrem Kabuff, das zugleich der Vorraum zu Nataschas Büro war, und überlegte, ob er hier arbeiten sollte. Doch das konnte er ohne spezielle Genehmigung keinesfalls tun. Und jemanden fragen, das ging auch nicht, sonst hätte er erklären müssen, weshalb seine Frau ihm nicht dabei half. Nataschas Büro war im Übrigen verschlossen, da war auch nichts zu wollen. Also entschied er sich, es für heute gut sein zu lassen, und kehrte wieder um. Sein Frustpegel war erreicht. Er war bereit, zu Kreuze zu kriechen, das ja, aber er wollte jetzt nicht mehr einem Phantom hinterherrennen. Es hatte ohnehin keinen Zweck.
    Vor dem Aufzug begegnete er Alexander Rau, der mit schmerzverzerrtem Gesicht über seine Krücken gestützt dastand. Der Mann litt. Jeder wusste, dass es in letzter Zeit schlimmer wurde mit seiner Verfassung. Und doch: Rau hier und jetzt zu treffen versetzte Henrik einen Stich. Er dachte an den Club, in dem er Michelle gesehen hatte, möglicherweise in seiner Begleitung. Auf eine eigenartige Weise ergab das alles ein Bild – aber eines, das Henrik Eusterbeck nicht klar erkennen konnte.
    Hinter dem Finanzminister stand sein

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