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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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wusste, dass sie ihn erst kürzlich gehört hatte. »Gut. Dann versuch doch bitte morgen, einen Termin mit ihm zu machen. Für irgendwann in den nächsten Tagen. Und jetzt geh heim.«
    »Alles klar. Viel Spaß bei deinem Date.«
    Für einen winzigen Moment war Natascha versucht, ihr herauszugeben. Aber dann sagte sie doch nur: »Dir auch einen schönen Abend«, und legte auf. Die Ephedrin lag immer noch in ihrer Hand. Sie warf sie in den Papierkorb. Da fiel es ihr ein. Sie nahm noch einmal den Hörer ab: »Petra?«
    »Ja?«
    »Kannst du mal versuchen herauszufinden, ob der Lafrage von Mais Kanzlei etwas mit dem zu tun hat, der in der amerikanischen Botschaft arbeitet?«
    »Geht klar.«
    *
    Es war fast fünf Uhr morgens, als der schwarze Mini aus der Einfahrt kam und Richtung Charlottenburg auf die Straße bog. Henrik Eusterbeck wartete noch einen Augenblick, ehe er ebenfalls losfuhr. Er ärgerte sich, dass in dieser Ecke der Stadt um diese Zeit kaum Verkehr war. Aber wenn er vorsichtig war, würde sie ihn nicht bemerken. Er versuchte, sich ihr Nummernschild einzuprägen. Die Ziffernfolge fiel ihm nicht schwer: »6969«. Die Frau hatte Sinn für Humor. Doch Henrik Eusterbeck war der Spaß an der Angelegenheit vergangen. Je mehr er darüber nachdachte, umso seltsamer erschien ihm das alles. Die Frau. Die Umstände. Die Tatsache, dass sie in einem Nobelclub anschaffen ging … Sie legte ein ziemliches Tempo vor. Als er an einer roten Ampel stehen bleiben musste, verlor er sie beinahe. Doch dann holte er sie an der nächsten Kreuzung ein, ja, wäre versehentlich beinahe neben sie gefahren. Er zügelte sein Tempo, nutzte eine langgezogene Kurve, um sich noch ein wenig weiter zurückfallen zu lassen, und setzte nach, als er bemerkte, dass sie in eine belebtere Gegend kamen. Sie fuhr Richtung Süden auf den Ku’damm zu, bog dann irgendwo links in eine kleine Seitenstraße und hielt so unvermittelt, dass Henrik schnell an ihr vorbeifuhr und erst ein gutes Stück weiter vorn eine Hauseinfahrt nehmen konnte. Fluchend stieg er aus, schloss den Wagen ab, ob man ihn nun abschleppte oder nicht, und sah vorsichtig um die Ecke. Michelle kam auf ihn zu. Sie kramte in ihrer Tasche und wirkte im Übrigen ziemlich bei sich. Nein, sie hatte ihn nicht bemerkt. Er trat in den Schatten der Einfahrt zurück und wartete. Ihre Schritte waren deutlich zu hören, als sie näher kam. Dann, als er sicher war, dass sie gleich neben ihm auftauchen würde, trat er aus seiner Deckung und stellte sich mitten auf den Weg. Sie sah auf, schien aber nicht allzu überrascht. »Hi«, sagte sie müde. »Und? Was machst du hier?«
    »Ich warte auf dich. Wir müssen reden.«
    »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Verdammt spät«, sagte Henrik Eusterbeck. »Aber vielleicht noch nicht zu spät.«
    *
    Henrik Eusterbeck war überrascht, eine so durchschnittliche Mittelstandswohnung vorzufinden. Gemütliches Ecksofa, Flachbildschirm in der Schrankwand, Deckenfluter, die Kissen hatten einen Knick – es fehlte noch, dass eine Bande Kinder um die Ecke bog und »Hallo, Mami« rief und ein Gatte, der stolz verkündete »Miracoli ist fertig, Schatz.« Und dennoch sah Henrik sich mit Befremden in der Wohnung dieser Frau um, die ihn nun zum zweiten Mal überraschte. Wer war sie? Eine zufällige Geliebte, die mit ihm den Traum eines unbeschwerten Lebens lebte? Eine eiskalt berechnende Hure, die ihn am Ende erpressen und seine Ehe ruinieren würde? Eine biedere Frau, die sich ihr Leben zurechtspann, wie es die Möglichkeiten eben zuließen? Er stellte sich mit dem Rücken zum Fenster, hinter dem sich in der Dämmerung eine trübsinnige Westberliner Mietskasernenfassade abzeichnete. »Okay«, sagte er, und es klang selbstbewusster, als ihm zumute war. »Wer bist du?«
    »Wer ich bin?« Sie legte ihren Mantel ab und warf ihn über einen Sessel, dann stieg sie aus den Schuhen, und er konnte in ihrem Gesicht lesen, dass sie sich mit den Dingern gequält hatte. »Das weißt du doch längst. Sonst wärst du nicht hier.«
    »Ehrlich gesagt, ich frage mich selbst, warum ich hier bin.« Er blickte zu Boden. Verdammt, was sollte er denn sagen? Was wollte er überhaupt noch von ihr? »Du bist eine Hure«, flüsterte er.
    »Und? Du wüsstest das gar nicht, wenn du nicht selbst ins Bordell gingst.«
    Das stimmte zwar nicht, aber egal. Er sah wieder auf. Es tat immer noch weh, sich vorzustellen, wie sie ihn hintergangen und benutzt hatte. Hintergangen? Hatte sie das? Hatte er sie gefragt,

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