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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Hat Ihnen das Herr Dr. Mai nicht gesagt?«
    »Aber ja. Er hat mir allerdings nicht angeboten, mich einzuladen. Ich schätze, darüber darf ich froh sein.«
    Lafrage machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie waren einfach nicht wichtig genug.«
    »Aber ich bin wichtig genug, dass Sie mich umbringen? Ist das nicht ein bisschen unverhältnismäßig?« Natascha musste auch auf das zweite Knie niedergehen, die Schmerzen in ihrem Rücken waren nicht mehr auszuhalten. Sie merkte, wie das Eis erneut knackte.
    »Was man erledigt hat, hat man erledigt«, erklärte Lafrage gelassen. »Mitglieder einer komplexen Vereinigung, die vielfältige Interessen verfolgt, schleppt man oft viele Jahre lang mit. Das kann ziemlich aufwendig sein.«
    »Was für Interessen sind das?«
    »Das wissen Sie nicht? Sollten Sie doch nicht so sorgfältig recherchiert haben, wie ich dachte? Die Transatlantische Allianz ist ein gemeinnütziger, privater und überparteilicher Verein, der das Ziel hat, eine Brücke zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten zu schlagen«, gab er die Formulierung der Satzung wieder. »Im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten steht das Bemühen um ein besseres gegenseitiges Verständnis.«
    »Und Sie halten mich doch für naiver, als ich bin. Mister Lafrage, wer steckt dahinter? Ihr Verein ist so eindeutig eine geheimdienstliche Einrichtung, dass es schon fast peinlich ist, wie offensichtlich man das erkennen kann. Welcher Geheimdienst hat ihn ins Leben gerufen. CIA ? NSA ?«
    »Mrs Eusterbeck«, erwiderte Lafrage. »Ich muss doch sehr bitten! Das Hauptaugenmerk der Transatlantischen Allianz liegt seit ihrer Gründung auf der Förderung persönlicher Begegnungen zwischen deutschen und amerikanischen Führungskräften«, leierte er erneut die allgemeinen Parolen der Vereinigung herunter. »Hochrangigen Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft von beiden Seiten des Atlantiks bietet die Transatlantische Allianz eine Plattform für Begegnung und Vernetzung mit ihresgleichen.«
    »Also alle? Alle großen? Oder keiner der bekannten amerikanischen Geheimdienste? Leiten Sie einen eigenen Dienst?«
    Lafrage lachte. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sie sind an der amerikanischen Botschaft. Kulturattaché! Ich bitte Sie, welche Kultur wollen Sie denn da vermitteln!« Sie hatte sich entschieden, ihn zu provozieren. Lange würde sie dieses Gespräch nicht mehr durchstehen. Ihre Stimme klang so abfällig, dass Lafrage tatsächlich die überhebliche Miene verging. »Die politische Kultur, Frau Eusterbeck. Die politische. Und da ist einiges an missionarischer Arbeit nötig.«
    »Sie haben immer noch nicht meine Frage beantwortet.«
    »Ihre Frage?«
    »Wie bekommen Sie die Leute dazu, der Transatlantischen Allianz beizutreten?«
    »Doch, die habe ich beantwortet«, sagte Lafrage leise und kam auf sie zu. »Man wird eingeladen.«
    Eine Hand war frei. Die andere klebte immer noch so fest am Eis, dass Natascha sie keinen Millimeter lösen konnte. »Ich nehme an, es handelt sich um Einladungen, die man nicht ablehnen kann?«
    »Manche Dinge sind eben nicht verhandelbar.« Er stand jetzt wieder am Ufer und sah sie aufmerksam an. »Was ist los? Kleben Sie fest? Kleben Sie tatsächlich fest?« Das Lachen, das aus ihm hervorbrach, klang, als würde sich der Spott der ganzen Welt über Natascha ergießen. Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, dann fuhr ihr ein stechender Schmerz wie ein Säbel durch den Leib. Oh Gott, dachte Natascha, das Kind! »Und ich dachte schon«, kicherte Lafrage, »dieses Gespräch begänne mich zu langweilen.« Er fasste sich wieder, nickte ihr kumpelhaft zu, dann sah er auf die Uhr und stellte fest: »Trotzdem sollten wir es jetzt zu Ende bringen.«
    *
    Henrik wollte nicht glauben, was er da las, auch wenn ihm mit jedem Satz klarer wurde, dass Nataschas Aufzeichnungen so monströs wie wahr waren. Sie war einem politischen Coup auf die Schliche gekommen, der auf einem Kapitalverbrechen fußte – auf dem Mord an einem der einflussreichsten Männer der Republik.
    Mehr als ein Jahrzehnt zuvor hatte Rau im Auftrag seines Idols Walther Brass eine ungeheuerliche Tat begangen: Er hatte – zu der Zeit Kanzleramtsminister – den Mord an einem der wichtigsten Exponenten der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben: Dr. Albert Ritter, Vorstandsvorsitzender der Nationalbank AG .
    Ritter war Brass schon länger ein Dorn im Auge. Brass hatte die Karriere des gebildeten und eloquenten Managers mit

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