Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
Vom Netzwerk:
Zeit gehabt für ein Gespräch oder gar für ein gemeinsames Frühstück. Umgezogen hatte sie sich im Taxi auf der Fahrt zum Kanzleramt, da war es schon nach halb acht gewesen. Jetzt zeigte ihr Computer an, dass es zwanzig Minuten nach acht war. In zehn Minuten würde die Morgenkonferenz beginnen. Sie hielt die Ephedrin in der Hand und starrte auf den Bildschirm ihres Laptops, den sie eigentlich bloß hochgefahren hatte, um zu checken, ob die Unterlagen für das Meeting vollständig waren. Und nun also diese Botschaft. Kurz überlegte sie, ob sie die Tabletten überhaupt noch brauchte. Sie spürte, wie eine Adrenalinwelle durch ihre Adern flutete. Doch das würde vorbeigehen. Und die Müdigkeit würde bleiben. Sie würde sogar noch stärker werden, würde ihre Konzentration angreifen, würde sie angreifbar machen. »Keine Macht den Drogen« hieß ein bekannter Slogan. »Keine Macht ohne Drogen« wäre passender gewesen. Natascha atmete durch, warf drei Ephedrin ein und spülte mit einem Becher kalten Pfefferminztee, der noch vom Vorabend in der Kanne war, hinterher.
    Diesmal löschte sie die Botschaft nicht gleich, sondern klickte auf »Antworten«. Doch der Name des Absenders erschien nicht im Empfängerfeld. Stattdessen tauchte dort nur eine Nummer auf, die auf eine Domain verwies, die ebenfalls mit einer Nummer bezeichnet war und auf .net endete. Natascha tippte »Arschloch« und klickte auf »Senden«. Dann klappte sie das Notebook zu und ging schnell zur Damentoilette, um noch rasch ihr Makeup einigermaßen in Ordnung zu bringen. Wer sie kannte, konnte ihr die durchwachte Nacht ansehen. Doch in diesem Haus gab es niemanden, der so vertraut mit ihr war.
    Keine drei Minuten später stand sie wieder an ihrem Schreibtisch und packte schnell die Mappe mit den Dokumenten für die Morgensitzung sowie einen Block zum Schreiben und ein paar Stifte zusammen. Sie war schon an der Tür, da fiel ihr ein, dass sie ihr Handy mitnehmen sollte. Sie fand es in ihrer Tasche. Und den Schlüssel. Sie schloss die Augen. Die Stimme des Polizisten klang in ihrem Ohr: »Geben Sie mir bitte mal Ihren Autoschlüssel.« Sie versuchte, kühl zu bleiben. Doch angesichts der Umstände spürte sie ihr Herz rasen. Mit zitternden Fingern wählte sie Henriks Nummer. Doch erneut meldete sich nach mehrmaligem Läuten nur die Mailbox. »Sei so lieb und ruf mich an, ja? Danke«, sagte sie, steckte das Telefon weg und machte sich auf den Weg zur Sitzung.
    Der gierige Schlund des Konferenzraums harrte schon, sie mit all den anderen Teilnehmern zu verschlingen, da klingelte Nataschas Handy. Sie nahm den Anruf an, ohne zu schauen, wer es war. »Henry?«
    Die gehetzte Stimme der Unbekannten. Sie klang wie reine Angst. »Können wir uns treffen?«
    »Oh, Sie sind es«, sagte Natascha und stellte sich neben die Tür, um Kollegen, die herbeieilten, hineinzulassen. »Hören Sie, ich bin gleich in einer Konferenz.«
    »Heute Nachmittag. Am Bahnhof. In der Tapas Bar. Ich bin da. Um vier Uhr«, sagte die Frau. »Bitte kommen Sie. Ich warte auf Sie. Bitte!«
    Natascha zögerte, holte Luft, wollte etwas antworten, da merkte sie, dass die Frau bereits aufgelegt hatte.
    *
    »Alles in Ordnung?« David Berg fragte ganz diskret, als die Sitzungsmitglieder sich noch sortierten. Natascha war ihm dankbar. »Alles okay«, erwiderte sie.
    »Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus.« Er reichte ihr eine schmale Mappe. »Hier die Rede zum Kanzleretat. Die Alte hätte gerne Ihre Meinung dazu.«
    »Danke. Ich habe nur ein wenig Sorgen mit meinem alten Vater.«
    »Verstehe. Tut mir leid. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann …« Er lächelte ihr aufmunternd zu.
    »Danke. Sie sind ein Schatz.«
    »Na, wenn Sie sich da mal nicht täuschen.« David Berg legte ihr die Hand auf den Rücken und schob sich dann zwei Plätze weiter neben die Kanzlerin. Er saß rechts von ihr, während ihr Referent Bauer zu ihrer Linken Platz nahm, wie jedes Mal mit einem bizarren Berg von Akten vor sich. Bernhard Bauer überließ nichts dem Zufall. Man konnte sicher sein, dass jeder Vorgang, der auch nur entfernt in der morgendlichen Kanzlerrunde zur Sprache kommen konnte, vor ihm auf dem Tisch lag. Er war das wandelnde Gedächtnis seiner Meisterin. Er ist ihre rechte Hand , pflegte David Berg über ihn zu sagen, und ihre linke Gehirnhälfte . Dominant war zweifellos die rechte. »Gut«, sagte die Kanzlerin, »sind wir vollzählig?« Sie warf einen Blick in die Runde.
    »Herr Dr. Frey ist noch in

Weitere Kostenlose Bücher