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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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umgeben, die loyal sind.«
    »Das werde ich.«
    »Ich weiß. Du bist klug. Klüger, als ich es war.«
    Sie legte ihre Hand auf seine und drückte sie. »Wir sollten essen, ehe es kalt ist.« Eine Weile nahmen sie schweigend ihre Mahlzeit ein, und Natascha genoss die Stille und die Nähe zu einem geliebten Menschen. Sie hatte das Gefühl, das Vertrauen, das im Raum war, greifen zu können.
    »Und die Kanzlerin? Wie ist sie so?«, fragte ihr Vater schließlich und setzte wieder seinen forschenden Blick auf.
    »Oh, sie ist … sie ist in Ordnung«, erwiderte Natascha, um leise hinzuzufügen: »Glaube ich.«
    »Du bist dir nicht sicher.«
    »Nein.«
    »Verstehe ich.«
    »Ich kann nicht wirklich einschätzen, woran ich bei ihr bin«, erklärte Natascha. »Sie ist nett, sie klingt verbindlich. Aber ich habe das Gefühl, sie traut niemandem. Niemandem von all den Leuten, die sie umgeben.«
    »Das sollte sie auch nicht. Nicht in dieser Position«, sagte ihr Vater ernst.
    »Und warum traut sie dann mir?«
    »Tut sie das?«
    »Sie behauptet es.«
    »Und du glaubst es?«
    »Ich kann es kaum glauben. Aber ich muss wohl.«
    »Du musst? Warum das denn?«
    Natascha seufzte. »Papa, ich brauche deine Hilfe.«
    *
    »Und du willst wirklich noch zurückfahren?« Wolfhardt Lippold warf seiner Tochter einen besorgten Blick zu. »Es ist mitten in der Nacht. Dein Bett ist frisch gemacht, du hast noch ein paar Schlafanzüge hier. Eine Zahnbürste kannst du auch haben …«
    »Danke, Papa. Aber ich muss. Es geht morgen um halb neun mit der ersten Sitzung los.« Sie stieg in ihren Wagen, nur kurz irritiert, weil sie dachte, sie hätte ihn abgesperrt gehabt.
    »Du meinst heute.«
    »Ja, heute. In …« Sie sah auf die Uhr. »In gut fünf Stunden.«
    »Dann musst du wohl fahren«, sagte der alte Mann und beugte sich zu ihr herab. »Denk daran. Das Geld ist der Schlüssel. Damit fängt alles an, und damit hört alles auf. Wenn du weißt, wo das Geld fließt, dann durchblickst du alle Strukturen.« Natascha nickte. »Ja, Papa. Danke für alles. Du hast mir sehr geholfen.«
    »Pass auf dich auf.« Er sagte das so ernst, dass Natascha für einen winzigen Augenblick glauben mochte, sie sei wirklich in Gefahr. Doch in Gefahr war vor allem ihr Vater, der einen Schritt zurücktrat und matt die Hand hob. »Bis bald, mein Kind.«
    »Bis bald, Papa.« Dann setzte sie den kleinen Waldweg zurück, bog auf die Straße und machte sich wieder auf den Weg durch die Nacht. Auf den ersten Kilometern fiel es ihr schwer, die Begrenzungslinien zu erkennen. Doch dann waren ihre Tränen getrocknet, und sie konnte endlich schneller fahren. Um diese Uhrzeit war nicht viel los auf den Straßen. In ein paar Minuten würde sie die Autobahn erreichen, und wenn alles gut ging, wäre sie gegen halb fünf in ihrer Wohnung in den Hackeschen Höfen. Dann konnte sie noch zwei Stunden schlafen, ehe sie wieder ins Kanzleramt musste.
    Natascha war kurz vor der Autobahnauffahrt Rautheim, als das Handy klingelte. »Unbek. Teilnehmer« zeigte das Display. Einen Augenblick rang sie mit sich, ob sie den Anruf annehmen sollte, doch dann drückte sie das Gespräch her und meldete sich mit einem knappen »Ja?«.
    »Schön, dass Sie rangehen«, sagte eine männliche Stimme. »Fahren Sie rechts ran.«
    Automatisch nahm Natascha den Fuß vom Gas. »Wer spricht denn da?«
    »Sie sollten nicht telefonieren, während Sie fahren.«
    »Hören Sie …«
    »Fahren Sie rechts ran.«
    »Idiot!«, fluchte Natascha und drückte den Anruf weg. Sie gab Gas. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte halb drei.
    Von hinten näherten sich Scheinwerfer. Natascha beobachtete sie im Rückspiegel. Fahren Sie rechts ran? Hätte das ein Überfall werden sollen? Der Anrufer musste immerhin wissen, wer sie war: Er wusste, dass sie im Auto unterwegs war und wie ihre Handynummer lautete. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Das war doch irre. Wer sollte sie denn … In dem Moment leuchtete hinter ihr mehrmals ein grelles Licht auf. Im Rückspiegel sah sie den Schriftzug »Polizei«. Rot. »Stopp« – »Polizei« – »Stopp«.
    Sie fuhr an den Straßenrand und blieb stehen. Wie schnell war sie gefahren? Ein Polizist stieg aus dem Wagen aus und trat an ihre Tür. Sie ließ die Scheibe herunter. »Guten Abend«, sagte sie.
    Der Mann sah demonstrativ auf seine Uhr und entgegnete trocken: »Guten Morgen. Zeigen Sie mir bitte mal Ihre Papiere? Führerschein. Fahrzeugschein.«
    »Natürlich.« Natascha reichte ihm beides nach

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