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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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»alte Rau-Kreis« wirklich in alle Winde zerstreut war oder ob er vielleicht nur so groß war, dass man ihn gar nicht mehr wahrnahm – so wie niemand das Rund des Erdballs erkennen kann, weil es so allumfassend ist.
    *
    Die Frau war eine wahr gewordene Fantasie. Fasziniert betrachtete Henrik, wie sie sich durchs Haar fuhr, wie sich ihre Nasenspitze beim Sprechen ganz leicht bewegte, wie der Spitzenrand ihres Büstenhalters beiläufig am Rand ihres Dekolletés verlief. Alles an ihr schien perfekt. Sie war von makelloser Schönheit, intelligent genug, damit man sich gut mit ihr unterhalten konnte, nicht so clever, dass man ständig Kontra von ihr bekam, sie hatte Stil und Klasse. Gut, vielleicht war sie in einigen Details zu perfekt, um wirklich Klasse zu haben. Seine Gedanken schweiften wieder ab zu dem Nabelpiercing und zu dem Tattoo über ihrem sportlich-runden Po. So etwas hatte eine Frau von Welt nicht. Definitiv. Aber möglicherweise lag es auch daran, dass sie eben doch ein paar Jahre jünger war als er – und auch als Natascha. Vielleicht trug man das heute so. Henrik schätzte sie auf vielleicht dreißig.
    Und sie hatte Geld. Jedenfalls hatte er sie – abgesehen davon, dass er sie am liebsten ständig nackt gesehen hätte – noch nie zweimal in demselben Outfit gesehen, obwohl sie sich inzwischen regelmäßig trafen. Sie hatte ihn nie nach seinem Zuhause gefragt. Und auch er hatte sich zurückgehalten, nachdem sie anfangs auf alles Persönliche sehr ausweichend reagiert hatte. Hatte sie einen Mann? Er wollte es nicht wissen. So wenig, wie sie es anscheinend umgekehrt von ihm wissen wollte. Stattdessen riefen sie sich gegenseitig an und machten spontane Treffen aus. Nun, eigentlich war er es, der anrief, jedenfalls meistens. Und dann trat sie plötzlich durch die Tür eines Restaurants am Prenzlauer Berg, und die Luft fing an zu leuchten. Früher, ganz am Anfang seiner Beziehung zu Natascha, hatte Henrik Eusterbeck ähnliche hormonelle Tsunamis erlebt. Er hätte nicht einmal sicher zu sagen vermocht, ob er zu solchen Gefühlsüberschwängen heute überhaupt noch in der Lage war. Und dann war diese Frau in sein Leben getreten und hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Mehrmals am Tag ertappte er sich dabei, wie er dumm vor sich hin starrte und dabei von Michelle träumte. Davon, wie sie roch, wie sich ihr Haar anfühlte und ihre Haut, wie er sie nahm …
    »Martin?«
    Er brauchte einen Augenblick. »Ja?«
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles wunderbar, mein Engel.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass du ganz woanders wärst.« Sie lächelte ihn an und entblößte dabei ihre perfekten weißen Zähne.
    »War ich auch«, sagte er grinsend. »Und da sollten wir jetzt beide ganz schnell hin.« Er gab dem Kellner ein Zeichen, dass er zahlen wollte, überschlug die Rechnung im Kopf, zählte ein mehr als anständiges Trinkgeld dazu und legte das Geld auf den Tisch. »Komm.« Er nahm sie an der Hand und zog sie mit sich.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie, während er ihr ihren Mantel über die Schulter legte und sie durch die Tür schob.
    »Es gibt hier ein wundervolles kleines Hotel. Ich habe uns ein Zimmer reserviert.«
    »Und der Nachtisch?«
    »Zum Nachtisch nimmst du mich.«
    Tatsächlich waren es nur etwas mehr als hundert Meter, bis ein leuchtendes Schild in der Dämmerung verkündete: Belle Epoque . Und wirklich sah das Haus aus wie einer anderen Zeit entsprungen. Es war ein Jahrhundertwendebau mit Jugendstil-elementen – und es war erkennbar nicht ganz billig. Aber es war eben auch keines der herkömmlichen Luxushotels, in deren Lobby man immer befürchten musste, einer Politdelegation der EU zu begegnen und sich plötzlich zu peinlichen Erklärungen genötigt zu sehen.
    Auf dem Zimmer musste Henrik Eusterbeck keine großen Rituale vollführen. Stattdessen streifte Michelle ihren Mantel ab und begann dann, ihn auszuziehen. Was folgte, war ein erotisches Wunschkonzert, wie er es jetzt schon zum vierten oder fünften Mal mit ihr erlebte. Sie wusste einfach genau, was er wollte, besser, als er selbst es wusste. Hätte er sich all das von ihr wünschen sollen, was sie mit ihm machte, er hätte nicht gewusst, wie er es sagen sollte. Am Ende lag er so erschöpft auf dem Bett, dass er die von zart kolorierten Schnörkeln gezierte Stuckdecke rotieren sah. Er war völlig ausgepumpt. Michelle indes hüpfte aus dem Bett und stellte sich nackt ans Fenster. »Das war toll!«, sagte sie und reckte sich.
    Henrik klappte den

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