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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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Schaukasten, von wo er auf den Boden fiel, und lief hinüber. »Lili?«
    Es war nur ein Augenblick, den Natascha brauchte, um sich zu besinnen. Doch dieser Augenblick genügte, um ihr die Kontrolle entgleiten zu lassen. Noch ehe sie sich nach dem Zettel bücken konnte, packte sie einer der Aufseher am Arm und herrschte sie an: »Feueralarm. Sie begeben sich bitte sofort zum Ausgang.« In diesem Moment heulten die Sirenen los.
    »Moment«, stotterte Natascha und wandte sich um. »Ich habe etwas verl…« Doch der Zettel war vom Boden verschwunden. Der Wärter ließ sie los. Verwirrt stolperte sie noch ein paar Schritte weiter, während sich hinter ihr die Brandschutztüren zu schließen begannen. Sie sah sich nach der Frau um. Nach dem Kind. Doch sie konnte sie beide nicht mehr finden. War es wirklich ihre Tochter gewesen? Oder hatte man die Frau in eine Falle gelockt? Hatte man die Tochter benutzt, um ihr eine Falle zu stellen? Oder war das alles nur ein großes, paranoides Missverständnis? In den Sälen und Fluren des Museums drängten die Besucher zum Ausgang. Hatte einer von ihnen den Zettel an sich genommen? Oder war es einer der Aufseher gewesen? Die Adressen, dachte sie. Die Adressen der Täter? Die Adressen, wo Kinder missbraucht wurden? Wie viel war Wirklichkeit von dem, was die Frau behauptete? Und wie viel war Wahn?
    Verwirrt und bestürzt hastete Natascha Eusterbeck zum Ausgang. Sie wollte nur noch weg von diesem Ort. Zwischen ihr und Nofretete schlossen sich die Pforten. Nofretete in ihrem Reich im Halbschatten, das kluge Haupt hoch erhoben und mit einem geheimnisvollen Lächeln. Die mächtigste Frau ihrer Zeit. Sie war auf einem Auge blind.
    Es war weit nach Mitternacht, als sie nach Hause kam. Henrik schlief längst. Er hatte das Licht im Flur für sie brennen lassen, wofür sie ihm dankbar war. Es waren diese kleinen Zeichen, die ihr zeigten, dass er sie noch liebte und dass er ihr ihre Karriere nicht verübelte. Nicht wirklich. Nach den Ereignissen dieses Tages war sie doppelt dankbar dafür.
    Sie schminkte sich ab, duschte, cremte sich ein und zog ihren Bademantel über. Als sie sich an den Küchentisch setzte, stellte sie fest, dass sie weinte. Sie wäre so gerne zu Bett gegangen. Doch in ihrem Inneren tobte ein Sturm. Selten hatte sie sich derart aufgewühlt gefühlt. Irgendwo dort draußen in der Dunkelheit war eine Frau auf der Flucht, war ein Kind allein auf sich gestellt, wurden andere Kinder missbraucht. Vielleicht. Und sie saß hier im Warmen ihrer schicken Wohnung und erging sich in Selbstmitleid. Auf dem Boden stand die Tasche, darin das Notebook. Eigentlich sollte sie noch arbeiten. Allein der Gedanke war so bizarr, dass sie auflachen musste. Nein, sie würde mit Henrik sprechen. Jetzt. Sofort. Es war sowieso höchste Zeit, ihn in die Vorgänge einzuweihen, die sie zunehmend bedrückten.
    Natascha stand auf und ging hinüber ins Schlafzimmer. Selbst dort hatte er ein Nachtlicht brennen lassen. Ein Gefühl der Dankbarkeit durchströmte sie, als sie sich zu ihm niederbeugte und ihn sanft an der Schulter berührte. »Henry?«
    Er regte sich nicht.
    »Henry?« Panik flammte in Natascha auf. Sie rüttelte ihn heftig.
    »Was ist los?«, lallte er und richtete sich mit glasigem Blick auf, nur um im selben Moment wieder niederzusinken und seine Frau nicht weiter zu beachten. »Oh Gott, du bist betrunken«, flüsterte Natascha entgeistert. Jetzt konnte sie es auch riechen. Sie stand abrupt auf und wankte zurück in die Küche. Die Lichter, dachte sie. Er hatte sie nicht für sie angelassen. Er war einfach nur sturzbetrunken eingeschlafen. Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass sie schluchzte. Wie einsam musste man sein, wenn der eigene Ehemann so nah und gleichzeitig so unendlich fern war.
    Sie wusste nicht, wie lange sie in die Dunkelheit vor dem Fenster gestarrt hatte, als sie endlich aufstand und sich einen Kaffee machte. Ehe sie sich bis zum Morgengrauen im Bett wälzte, würde sie arbeiten. Sie hatte trotz allem einen Job zu erledigen, und es würde ihr guttun, sich in ihre Unterlagen zu vergraben, es würde sie auf andere Gedanken bringen, weit weg von der Unbekannten und ihrem Kind, weit weg auch von Henrik.
    Sie fuhr den Laptop noch einmal hoch. Wenig später hatte sie die Lebensläufe aller Abteilungsleiter, Referatsleiter, der Staatssekretäre und des Kanzleramtsministers auf ihrem Computer abgespeichert. Außerdem die von David Berg und Britta Paulus (interessant, die beiden hatten

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