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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Faber
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sollten Sie öfter machen.«
    »Ich sollte den Finanzminister öfter ›Herr Ähhh‹ nennen?«
    Sie lachte. »Das können Sie ja variieren. Ich finde nur, das gibt so einer Pressekonferenz etwas Natürliches, Menschliches. Das wirkt nicht so lackiert.«
    »Wer charmiert hier wen, bitte schön?«
    »Oh, ich sage nur, was ich denke.«
    Sie ließen sich Wein einschenken. Natascha sah wieder in die Runde, David Berg warf einen verstohlenen Blick auf sein Handy.
    »Immer im Dienst«, bemerkte Natascha.
    »Immer«, bestätigte Berg. Er seufzte. »Die Nachrichtenlage ist nicht so, dass eine Party für einen Bankchef im Kanzleramt eine wirklich gute Idee ist.«
    »Warum findet sie dann statt?«
    »Erstens lässt sich die Nachrichtenlage ja leider nie genau vorhersehen.« Er schwieg.
    »Und zweitens?«
    »Und zweitens«, er war kaum noch zu hören, als er sich hinunterbeugte, als wäre ihm etwas auf den Boden gefallen. »Zweitens ist das hier eine eiskalte Disziplinierungsmaßnahme.«
    »Tut mir leid, David, dass ich das nicht so ganz nachvollziehen kann.« Sie beugte sich ebenfalls hinab, als würde sie ihm beim Suchen helfen. Unter dem Tisch trafen sich ihre Blicke. »Wenn für mich jemand eine Party im Bundeskanzleramt schmeißen würde, käme ich mir nicht sehr diszipliniert vor.«
    »Auch nicht, wenn Sie zwischen der Kanzlerin und dem Bundesfinanzminister säßen, die Sie beide seit Wochen in die Zange nehmen, um Sie zu einem milliardenschweren Zugeständnis zu bewegen?« Er richtete sich wieder auf. Natascha ebenso. Sie sah schräg über den Tisch. Da saß der mächtigste Mann der deutschen Wirtschaft zwischen der mächtigsten Frau der Politik und ihrem Kassenwart. Und natürlich ging es ums Geld. Bei jedem Satz, der an diesem Abend gewechselt wurde. »Kennen Sie noch jemanden von den externen Gästen?«, fragte sie.
    »Ihnen gegenüber sitzt der Aufsichtsratsvorsitzende der Nationalbank. Eigentlich kein Freund von Feldmann. Aber wer ist das schon. Daneben Feldmanns Geliebte, die irgendeine kleinere Position bei denen im Konzern hat, Bausparverträge oder Immobilienfinanzierung, fragen Sie mich nicht.«
    »Und Feldmanns Frau ist nicht da?«
    Berg schüttelte den Kopf und sah Natascha amüsiert von der Seite an. »Den Mann möchte ich kennen, der sowohl seine Frau als auch seine Geliebte mit zu einer Party bringt. Feldmann ist seit zwei Jahren geschieden, wussten Sie das nicht?«
    »Dann sollten Sie sie nicht Geliebte nennen, sondern Lebensgefährtin.«
    Mühsam unterdrückte Berg ein lautes Auflachen, verschluckte sich und musste heftig husten. Dann wurde der erste Gang serviert, und eine überaus freundliche, aber praktisch nicht zu verstehende Japanerin, die zu ihrer anderen Seite saß, verwickelte sie in ein Gespräch – oder etwas, das aus einiger Entfernung wie ein Gespräch wirken mochte.
    Dr. Johann Baptist Feldmann, genannt »Jo« Feldmann, war nicht nur der einflussreichste Banker in Deutschland, er war auch einer der einflussreichsten Politiker. Denn der Vorstandsvorsitz der Nationalbank AG war seit jeher immer auch eine politische Position. Mit der Nationalbank als Partner ging vieles, und sehr vieles ging schneller und effizienter. Ohne sie ging fast nichts. Feldmann saß an einem der entscheidenden Geldhähne der Republik. Direkt und indirekt.
    Natascha hatte sich im Vorfeld dieses Abends ein wenig mit ihm beschäftigt und auch die Gästeliste des Abends vorab eingesehen. Und sie hatte sich an die Worte ihres Vaters erinnert: »Es kommt darauf an, wo das Geld ist.« Sie war lange genug in der Politik, um zu wissen, dass es darauf auch in politischer Hinsicht ankam. Wer den Wahlkampf finanzierte, tat das nicht aus Altruismus, sondern weil er die »richtigen« Vorhaben unterstützen und die »falschen« verhindern wollte. Feldmanns Institut spendete nicht allzu viel. Der Betrag, der regelmäßig – und etwas aufgestockt vor wichtigen Wahlen – an die Partei der Kanzlerin ging, hielt sich in einem niedrigen sechsstelligen Rahmen. Angesichts der Größe seines Unternehmens, das eine Bilanzsumme von mehreren hundert Milliarden Euro aufwies, ein geradezu lächerlicher Betrag. Aber wenn man sich das Netzwerk Feldmanns ansah, dann ergab sich ein ganz anderes Bild. Natascha hatte es einmal durchgerechnet: Wenn Feldmann und die wichtigsten von seinem Geldhaus abhängigen Unternehmen ihre Spenden einstellten, konnte die Partei Insolvenz anmelden. Das Netzwerk der besonderen Beziehungen, das Feldmann zweifellos

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