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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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aß und ihn gespannt
ansah. Auch Cam und Marie warteten darauf, dass er die Frage beantwortete, die er offensichtlich überhört hatte. Die Unterhaltung ringsum war erstorben. Er hörte die Standuhr im Nebenzimmer ticken. Marybeth blickte gereizt, wie sie es oft tat, wenn er wieder in die »Joe-Zone« geraten war, wie sie es nannte. Das ärgerte sie vor allem, wenn es in Anwesenheit von Missy geschah, denn Marybeth fand, es lasse ihn dumm wirken.
    Joe räusperte sich. »Entschuldigung, wie war das gleich?«

    Die drei Mädchen stellten sich nebeneinander an die Koppel und sahen sich in der Dämmerung Bud Longbrakes Tiere an. Sie legten die Arme auf die Bretter der Umzäunung und musterten die zwölf kräftigen Pferde. Roberto, der letzte Arbeiter, der der Ranch noch geblieben war, schnitt Ballen auf und warf den Tieren Heu hin. Sheridan stellte einen Fuß auf das unterste Brett und winkelte ihn an. Sie fand die Kaugeräusche von Pferden ungemein wohltuend.
    »Ich hab Oma Missy sagen hören, dass Mister Bud wegen der Aliens alle Pferde aus den Bergen geholt und hier in die Koppel gebracht hat.«
    Lucy sah mit großen Augen zu ihr hoch. »Hat sie wirklich Aliens gesagt?«
    »Ja. Sie hat Mrs. Logue davon erzählt.«
    »Mannomann.«
    Im Ranchhof hinter ihnen summte der Sensor am Lichtmast, und da es allmählich dunkelte, gingen die Scheinwerfer an. Obwohl es eigentlich fast Einbildung sein musste, dass es von einem Moment zum anderen nur deshalb kälter wurde, weil die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, schlang Sheridan sich die Jacke enger um den Leib. Dieses Phänomen
hatte – so Dads Erklärung – mit der Höhe und der dünnen Luft zu tun.
    »Um länger draußen zu bleiben«, sagte Jessica, »hätten wir vielleicht die Kappen mit Alufolie kaufen sollen, die die Jungs in der Cafeteria angeboten haben.«
    »Was redest du da?«, fragte Sheridan, und Lucy erzählte ihr lachend davon. Dann beschwerten sich die beiden jüngeren Mädchen darüber, dass ihre Eltern ihnen die ganze letzte Woche über bloß wegen ihres Ausflugs zum »Geisterschuppen« nicht erlaubt hatten, nach der Schule zusammen zu spielen. Den müsse Sheridan unbedingt sehen, meinte Lucy. Er werde auch ihr sicher Angst einjagen. Vielleicht würden sie ja herausfinden, wer dort wohnt.
    »Wahrscheinlich ein armer Obdachloser«, sagte Sheridan.
    »Oder …«, begann Jessica, machte eine theatralische Pause und rief dann: »Der Verstümmler!«
    »Jessica!«, schrie Lucy. »Hör auf. Du führst dich ja auf wie Hailey und willst uns nur Angst machen!«
    Jessica kicherte, und Lucy tat es ihr kurz darauf nach. Als sie sich ausgekichert hatten, wechselten sie das Thema und redeten über die bevorstehende Geburtstagsparty einer gemeinsamen Freundin. Während sie schwatzten, beobachtete Sheridan die Pferde in der Koppel. Etwas schien nicht in Ordnung zu sein. Sie wusste von den Tieren der Picketts, dass Pferde, kaum hatten sie ihr Heu hingeworfen bekommen, nur ans Fressen dachten, bis alles weg war. Seltsam, dass die Tiere sich noch immer nicht über ihr Futter hergemacht hatten, sondern weiter in der Koppel herumliefen. Zwar beugten sie sich mitunter kurz nach dem Heu, trabten dann aber unruhig weiter.
    »Die Pferde sind nervös, oder?«, fragte sie.
    Lucy und Jessica waren in ein Gespräch über die Schulereignisse
des Tages vertieft, auch darüber, dass Hailey Bond wegen Übelkeit hatte nach Hause gehen müssen.
    »Wieso?«, wollte Lucy wissen.
    »Ich hab keine Ahnung von Pferden«, sagte Jessica. »Frag mich nach Sachen, von denen ich was verstehe, nach Klavierstunden zum Beispiel.«
    Sheridan ließ das Thema auf sich beruhen, doch sie war sich gewiss, dass in der Koppel etwas nicht stimmte. Ein graubraunes Pferd trennte sich von der Herde, lief auf die Mädchen zu und blieb erst kurz vor ihnen stehen, was die drei einen Schritt zurücktreten ließ. Das Tier musterte sie mit geblähten Nüstern, weiß blitzenden Augen und angelegten Ohren. Doch ebenso plötzlich entspannte es sich wieder, senkte den Kopf und fraß ein Maul voll Heu.
    »Was hat die Stute gewollt?«, fragte Jessica.
    »Das ist keine Stute, sondern ein Wallach«, erwiderte Sheridan. »Weißt du, was das bedeutet?«
    »Nein.«
    »Dann verrat ich’s dir auch nicht. Aber was hat er gewollt? Pferde denken eigentlich nur ans Fressen, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Irgendwas stimmt nicht.«

    »Tuff konnte eine Nervensäge sein«, stellte Bud Longbrake in seinem von Bücherregalen

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