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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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dem Tisch und lächelte geziert. Ihr Schamhaar war hellblond, die Vagina rosa und leicht geöffnet. Die eregierten Warzen ihrer kleinen Brust waren mit Silberringen gepierct. Ihre Haut war fast schmerzhaft weiß anzusehen, doch an den Innenseiten der Schenkel und an den Oberarmen prangten Tattoos, und Blutergüsse übersäten Brust und Hals. Handgroß prangte ein Druckverband auf ihrer linken Schulter; er wirkte feucht, und die Haut ringsum glänzte. Von der Salbe, die ich an meiner Jacke gerochen habe, dachte Joe. Auf Deenas Bauch war ein Wort tätowiert: ABDUCTEE, also Entführte.
    »Oh nein«, sagte er erneut.
    Sie wirkte so jung, so unerträglich dünn und krank. Er war nicht erregt – ihm war übel.
    Unter dem Foto befand sich ein weiterer Text in ungewöhnlicher Schrift:
     
    STARK, GROSS UND SCHWEIGSAM WIE ER IST, VERSUCHT ER SIE ZU RETTEN. DOCH SIE WILL NICHT GERETTET WERDEN. SIE WILL IHN WIE EIN TIER IN SICH SPÜREN. ER SOLL WISSEN, DASS ER ALLES MIT IHR MACHEN KANN …

     
    Ich bin gar nicht so stark, groß und schweigsam, dachte Joe und spürte sich erröten.
    Auf dem zweiten Bild kniete sie auf allen vieren auf dem Tisch, reckte den Hintern in die Kamera und grinste den Betrachter mit umgewandtem Kopf an.
     
    EGAL, WAS ER WILL UND WIE ER ES WILL – ES IST IHR RECHT. ER KANN IHR NICHTS ANTUN, WAS ANDERE IHR NICHT SCHON ANGETAN HABEN. SIE MAG SEINEN HUT UND MÖCHTE IHN TRAGEN …
     
    Ein drittes Foto. Diesmal war sie angezogen und stand schwarz gekleidet vor dem Airstream – nur ihr Mund war blutrot geschminkt. Sie posierte für die Kamera: Mit vorgebeugtem Kopf und geöffneten Lippen versuchte sie sich an einem verführerisch herausfordernden Blick.
     
    ER WEISS, WO SIE WOHNT, UND KANN IHR NICHT FERNBLEIBEN. SIE IST NICHT EWIG DORT, DAS IST IHM KLAR. BALD IST SIE WEG, FÜR IMMER AUS DER GEGEND VERSCHWUNDEN. SIE IST ERFAHREN, SIE TREIBT’S …
     
    Dann ausgerechnet ein grellgelber Smiley.
     
    SCHREIBT ER BALD ZURÜCK?

    Joe sank in seinem Stuhl zusammen. Die Luft im Büro erschien ihm seltsam dünn. Er hörte die Uhr im Wohnzimmer ticken und Maxine vor der Tür schnüffeln, um eingelassen zu werden.
    Was hatte dieses Mädchen so werden lassen? Was war ihr zugestoßen, um einen solchen Menschen aus ihr zu machen?
Deena war nicht viel älter als Sheridan, aber völlig anders.
    Wie war es zu den schrecklichen Blutergüssen und der Wunde gekommen? Hatte Cleve Garrett sie ihr zugefügt? Oder hatte sie sich die Verletzungen selbst beigebracht? Joe schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, warum sie auf diese Art Kontakt zu ihm aufgenommen hatte. Glaubte sie, das war es, was alle Männer wollten?
    Er rieb sich mit den Händen das Gesicht und stieß sich dabei unabsichtlich den Hut vom Kopf. Sie mochte seinen Hut.
    »Joe?«
    Er wäre beinahe vom Stuhl gefallen.
    »Joe, was machst du hier?«, fragte Marybeth und blinzelte geblendet auf seinen Bildschirm.
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Das ist anders als du denkst«, sagte er.
    »Und was denke ich, Joe?« Sie klang schrill.
    »Dass ich mir Pornografie ansehe.«
    »Und?« Sie wies mit dem Kinn auf den Monitor und hatte die Arme verschränkt.
    »Langsam, Marybeth. Erinnerst du dich an das Mädchen, das mit Cleve Garrett unterwegs ist? Ich hatte dir von ihr erzählt.«
    »Sheena Sowieso?«
    »Deena. Sheena ist die Königin des Dschungels.«
    »Und was ist mit ihr?«
    »Das hier hat sie mir geschickt. Es handelt sich wohl tatsächlich um Pornografie, und zwar von der schlimmsten Sorte.«
    Marybeth stellte sich neben ihn, und er zeigte ihr die Nachricht. Während der Cursor abwärts glitt, beobachtete Joe ihr Gesicht.

    »Das ist widerlich«, sagte sie.
    »Ja. Ich weiß nicht, was sie sich dabei denkt.«
    »Dass diese Nachricht dich anmacht, dir aber auch zusetzt, Joe. Sie scheint dich auf übelste Weise anlocken zu wollen. Als wäre sie verzweifelt.«
    Er nickte seufzend. »Mir ist dabei bloß so … ich weiß nicht …«
    »Erbärmlich, oder?«, pflichtete sie ihm bei und lehnte sich an ihn. Er hielt sie und drückte ihre Hüfte an seine Brust.
    »Du musst sie meiden«, sagte Marybeth. »Sie bedeutet nur Probleme. Offenbar wurde sie schwer missbraucht.« Sie hielt kurz inne. »Ob sie die Bilder selbst aufgenommen hat?«
    Diese Frage rüttelte ihn auf. »Davon war ich ausgegangen.«
    »Und wenn nicht, Joe?«
    Seine Gedanken rotierten. Vielleicht hatte Cleve ja die Aufnahmen gemacht? Womöglich war alles seine Idee, um ihn wieder zum Wohnwagen zu locken,

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