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Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
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erzählt, ich sei mit Tuff Montegue verwandt, was ich natürlich nicht hätte tun dürfen. Aber ich wusste ja nicht, ob sie mir sonst helfen würden.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken.« Joe prostete ihr zu. »Gute Arbeit.«
    Sie strahlte ihn kurz an.
    »Und ja, Tuff war im Frühjahr einige Zeit lang dort beschäftigt. Er hat mit einem Trupp gearbeitet, der ein Anwesen neu vermessen und die Pfähle in den Boden gesetzt hat, damit die Wassertester ihnen folgten. Tuff hat sechs Wochen für die Firma gearbeitet.«
    Sie wollte auf etwas hinaus. Joe sah es ihr an.
    »Und?«
    »Als ich fragte, um welches Anwesen es sich handelte, wurde die Frau von der Personalabteilung misstrauisch. Das wäre mir wahrscheinlich nicht anders gegangen, aber ich hab ihr noch eine Lüge aufgetischt und gesagt, Tuff sei gestorben,
habe aber oft erzählt, die Gegend, wo er gearbeitet habe, bedeute ihm viel und sei wunderschön gewesen, und deshalb würden wir seine Asche gern dort ausstreuen. Aber wir müssten natürlich wissen, wo genau er vermessen hat.«
    »Das war … einfallsreich«, sagte Joe. Ihre List war auf beunruhigende Weise beeindruckend.
    Marybeth warf ihm ein unbehagliches Lächeln zu. »Während des Telefonats fürchtete ich die ganze Zeit, Cam oder sonst jemand käme in mein Büro und würde mich fragen, was ich da tue. Zum Glück ist das nicht passiert.
    Jedenfalls beschloss die Frau, mir zu helfen. Vermutlich hat sie mir geglaubt oder gedacht, es schade ja nicht, meine Frage zu beantworten.«
    »Ja …«
    »Tuff hat auf der Timberline Ranch gearbeitet.«
    Joe setzte sich auf.
    »Du fragst dich wahrscheinlich, wer Tanner Engineering mit der Untersuchung der Wasserproben beauftragt hat.«
    »Stimmt, Schatz.« Er spürte, wie sein innerer Motor ansprang.
    Sie atmete tief ein und schloss kurz die Augen. »Logue Immobilien  – im Auftrag eines ungenannten Klienten.«
    Joe stieß einen Pfiff aus und lehnte sich mit Schwung zurück. »Und was hat das zu bedeuten?«
    »Da bin ich mir nicht sicher, aber ich habe ein wirklich schlechtes Gefühl dabei. Und das ist noch nicht alles.«
    »Nämlich?«
    Sie drehte den Papierstapel auf seinem Schreibtisch um und blätterte ihn durch. »Ich hab mir auf der Website von Tanner Engineering die leitenden Angestellten der Firma angesehen. Es gibt Fotos von ihnen, sieh mal.«
    Sie schob ihm eine Seite hin. Er betrachtete die Aufnahme
von Stuart Tanner, dem Geschäftsführer und Gründer des Unternehmens. Auf dem Bild schien er Mitte sechzig zu sein, war aber schlank und fit. Das Gesicht hinter der rahmenlosen Brille wirkte wettergegerbt. Offenbar war er ein ernsthafter Mensch. Ob Marybeth denkt, dass ich ihn von irgendwoher kenne?, überlegte er.
    »Ich hab ihn gesehen, Joe, und mit ihm gesprochen. Er kam an dem Montag ins Büro, als die ersten verstümmelten Kühe entdeckt wurden, hatte eine dicke Akte dabei und sagte, die müsse er Cam geben.«
    »Und du bist sicher, dass es Stuart Tanner war?«
    Marybeth nickte etwas widerstrebend. »Ja. Also kannte Cam ihn – und Marie vielleicht auch. Das ist natürlich in Ordnung, doch mich beunruhigt, dass keiner der beiden mir gegenüber je davon gesprochen hat. Weißt du noch, wie wir beim Abendessen bei meiner Mutter über die Todesfälle redeten? Die Logues haben mit keinem Wort erwähnt, dass sie Tanner kannten. Mit keinem Wort!«
    »Es ging ja auch nicht um Tanner, sondern um Tuff«, wandte er ein.
    Marybeth beugte sich vor und verharrte reglos wie ein Foto. »Joe, du denkst doch nicht, dass Cam und Marie …«
    Er schwieg und überlegte.
    »Wir können nichts ausschließen«, sagte er dann. »Doch ich halte es für überaus unwahrscheinlich, dass sie etwas mit den Verbrechen zu tun haben.«
    Marybeth stieß einen langen Seufzer der Erleichterung aus, sah ihn aber unverwandt an.
    »Womit ich allerdings nicht sagen will, dass er in der Situation keine Gelegenheit gesehen hat«, ergänzte Joe. »Gut möglich, dass er die Umstände genutzt hat, um seine Interessen zu verfolgen.«

    »Ich kann es mir nicht vorstellen, Joe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marie in etwas so Schlimmes verwickelt ist.«
    Joe trank sein Bier aus und wünschte, er hätte noch eins vor sich. »Hast du mir nicht erzählt, dass sie seit Tagen nicht im Büro war? Dass sie krank ist? Vielleicht kann sie dir nicht mehr unter die Augen treten, oder sie erträgt die Situation nicht länger, in die sie sich gebracht hat.«
    »Ich sollte zu ihr fahren«, sagte Marybeth.

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