Kalte Spuren (German Edition)
war groß und trug ihr langes, blondes Haar gelockt. Eileen tippte auf Inga. Die zweite Frau hatte hellbraunes Haar mit blonden Strähnchen und war fast einen Kopf kleiner als Inga. Ihre Haut besaß einen dunklen Teint. Sie mochte arabischer Abstammung sein.
Über ihrem Lacksuit trugen die Frauen einen weiten, offenen Ledermantel. Eileen entgingen nicht die Waffen, die in den Holstern an den Hüften der beiden baumelten. SIG Sauer P226 mit aufgesetzten Kompensatoren, die sie bulliger wirken ließen, als sie in Wirklichkeit waren.
Die beiden blieben am Eingang des Helis stehen. Inga winkte Eileen zu, doch die blieb, wo sie war, und breitete eine Hand aus, wie um zu zeigen, dass noch etwas fehlte. Inga wandte den Kopf in Richtung Innenraum des Sea King und machte eine knappe Geste. Kurz darauf erschien Gwendolyn Stylez in der Luke. Ihre Hände waren mit Handschellen gefesselt, die die andere Frau jetzt löste. Inga und ihre Kameradin nahmen Mrs Stylez in die Mitte und führten sie etwa fünfzehn Meter vom Hubschrauber fort auf Eileen zu.
»Haben wir eine Abmachung?«, rief Inga.
Eileen nickte und setzte sich in Bewegung. Sie hob leicht die Hände, um den anderen zu bedeuten, dass sie keine Waffe gezogen hatte. Die USP steckte in ihrem Kreuz zwischen Gürtel und Pulli, aber Eileen würde sie nicht schnell genug ziehen können, um die beiden Frauen zu erschießen. Außerdem musste sie jetzt andere Prioritäten setzen. Sie hatte sich geschworen, dieses Spiel mitzuspielen, bis die beiden Virenstämme sichergestellt oder vernichtet waren. Ihre einzige Chance, weiter im Rennen zu bleiben, bestand darin, den beiden Frauen von G-Dawn zu folgen.
Als sie sich knapp fünf Schritte voneinander entfernt gegenüberstanden, hielt auch Eileen inne. Sie blickte Mrs Stylez an. Ringe hatten sich unter ihren Augen gebildet, als hätte sie die beiden letzten Tage nicht geschlafen. Ihr Haar war zerzaust, das Make-up nicht mehr vorhanden. Sie wirkte müde.
»Alles in Ordnung, Gwen?«, fragte Eileen.
Die Blonde nickte.
»Geben Sie uns zwei Minuten«, sagte Eileen an Inga gewandt.
Die Frau tauschte einen schnellen Seitenblick mit ihrer Gefährtin. »Okay, aber nicht länger. Und keine Dummheiten, wir behalten Sie im Auge.«
Wie zur Unterstreichung ihrer Worte zog die kleinere Brünette ihre Pistole und legte den Sicherungsbügel um. Offenbar war die Waffe bereits durchgeladen.
Inga stieß Mrs Stylez vor. Eileen fasste sie am Arm und zog sie zwei, drei Schritte zurück, um, wie sie hoffte, außer Hörweite der beiden zu sein. Mrs Stylez zuckte kurz. Es sah so aus, als wollte sie Eileen in die Arme schließen, hielt sich jedoch zurück.
»Ist wirklich alles okay?«, fragte Eileen.
»Ja, es geht. Was ist mit Ihnen. Was haben die vor?«
Eileen antwortete nicht. »Es ist nicht klug, jetzt darüber zu reden. Sie sollten als Erstes Ihre komplette Garderobe wechseln.« Sie griff in ihre Jacke und holte ein ledernes Etui hervor, das die Ghost Card und den IDCC beinhaltete.
»Aber …«
Eileen schüttelte den Kopf. »Sie brauchen das jetzt nötiger als ich.« Dann gab sie ihr das Blackberry. »Das werfen Sie am besten sofort weg. Ich gehe davon aus, dass es nicht mehr sauber ist.«
Mrs Stylez runzelte die Stirn und wollte etwas fragen, aber sie hielt plötzlich inne und nickte leicht. Sie nahm von Eileen einen zusammengefalteten Zettel entgegen, öffnete ihn, überflog in kurz und gab dann ein zustimmendes Brummen von sich. Auf dem Zettel befand sich die Adresse und der Code eines Schließfachs in Halifax, in dem Eileen einen Brief deponiert hatte, der Mrs Stylez über das Wichtigste aufklären würde.
»Wie … soll ich Sie erreichen?«, fragte die Ex-Assistentin des Generals aus Atlanta.
Eileen hob die Schultern. »Vielleicht fällt Ihnen was ein.« Sie nickte mit dem Kinn in Richtung des Zettels und der Adresse. Wenn Stylez erst einmal über das Zusammenwirken der beiden Virenstämme informiert war, fand sie hoffentlich eine Möglichkeit, Eileen auf der Spur zu bleiben. Immerhin würde sie dann wissen, wohin die Reise und worum es überhaupt ging.
»Machen Sie’s gut«, sagte Eileen und zögerte nicht, die andere Frau zu umarmen. Sie spürte, wie Mrs Stylez sich für einen Moment hilflos an sie klammerte, doch als Eileen sie sanft fortschob, ließ sie sofort los.
»Vielen Dank, dass Sie mich da herausgeholt haben«, sagte Gwendolyn Stylez.
»Ich hatte gerade nichts Besseres zu tun.« Eileen lächelte und deutete mit dem Daumen
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