Kalte Spuren (German Edition)
hinter sich. »Unten am Harbour Drive parkt ein silberner Chevy Cobalt. Nehmen Sie den und sehen Sie zu, dass Sie so schnell und weit wie möglich von hier verschwinden.«
Sie gab Mrs Stylez die Schlüssel des Fusions. Als diese das Ford-Logo darauf erkannte, lächelte sie. Sie hatte verstanden.
»Wir sehen uns, Eileen.«
»Das hoffe ich.«
Gwen Stylez ging an Eileen vorbei. Noch bevor die Schritte hinter ihr verklungen waren, erklang das Platschen von Wasser. Stylez hatte das Blackberry fachgerecht entsorgt. Ein Lächeln umspielte Eileens Lippen, als sie auf die beiden Frauen von G-Dawn zuging. Während die Brünette sie mit der SIG Sauer in Schach hielt, durchsuchte Inga Eileen nach Waffen. Sie fand die USP in ihrem Gürtel und in der Jackentasche das Döschen mit den Tabletten. Letzteres ließ sie ihr. Die Pistole steckte sie ein.
»Ich bin Inga«, stellte sich die große Blondine vor. »Aber das haben Sie sich sicher schon gedacht. Das ist meine Freundin Amandine.«
Eileen sah die andere an, die inzwischen ihre Pistole sicherte und ins Holster zurücksteckte. Anscheinend glaubte sie, von Eileen drohte keine Gefahr mehr. Vielleicht ein Fehler, aber möglicherweise waren auch die beiden Lackmiezen nicht zu unterschätzen.
»Amandine? Klingt französisch.«
Die Brünette zog einen Mundwinkel hoch. »Kanadierin. Ich bin in Montreal geboren.«
»Sie sehen aber nicht wie eine Kanadierin aus.«
»Meine Mutter stammt aus Quebec, mein Vater ist … war Algerier.«
»Da wir uns nun alle kennen, sollten wir an Bord gehen«, sagte Inga. »Wir haben einen engen Zeitplan.«
Amandine ging voraus.
Die Blondine wartete, bis Eileen sich in Bewegung setzte und ihrer Kameradin folgte. Sie duckten sich unter den schwingenden Rotorblättern des Sea King hinweg und stiegen ins Innere. Eileen nahm neben Amandine Platz, während sich Inga ihnen gegenüber niederließ und die Schiebetür zuzog. Sie setzten sich Kopfhörer auf und Inga gab mit einem Fingerzeig zu verstehen, dass der Kanal 3 für die interne Funkfrequenz gewählt wurde.
»Wir können los«, sagte die Blonde zu dem Piloten.
Kurz darauf ging ein Ruck durch den Sea King. Eileen blickte aus dem Fenster und sah als kleinen Punkt Gwendolyn Stylez, die die Seitenstraße erreichte, in der sie den Ford Fusion geparkt hatte.
13:16 Uhr
Eine Zeit lang hatte Eileen auf ihrem Flug noch die Landzüge Neufundlands durch das linke Fenster des Hubschraubers sehen können. Demnach waren sie Richtung Norden unterwegs. Doch dann nahm Inga von einem Wandhaken einen kleinen Kasten mit Bildschirm in die Hand, schaltete ihn ein und gab dem Pilot mehrere Anweisungen für Kurskorrekturen.
Augenscheinlich kannte der Hubschrauberführer ihr Ziel nicht. Aber wie war er dann hergekommen?
Eileen beugte sich vor. »Probleme?«
Inga sah sie an und schüttelte den Kopf. Sie gab dem Piloten einen weiteren Kurs vor.
»Wir können unser Ziel nicht direkt anfliegen.« Amandines Stimme erklang in den Kopfhörern. »Die La Lumière strahlt ein Radarstörsignal aus, um unentdeckt in den kanadischen Gewässern zu fahren.«
Ein Geisterschiff!, dachte Eileen.
Es folgten weitere Kurswechsel, wohl auch, um etwaige Verfolger abzuschütteln. Die Frage war jedoch, was G-Dawn tat, um ein Aufspüren des Hubschraubers zu vermeiden. Wenn dieser unter Satellitenortung stand, würde man seinen Zickzackkurs bis zum Schiff verfolgen können. Doch die Frage beantwortete sich beim nächsten Kurswechsel von selbst.
» ECM aktivieren«, sagte Inga in das Mikrofon an ihrem Kopfhörer.
Der Sea King verfügte über elektronische Störmaßnahmen, um feindliches Radar oder möglicherweise auch Satellitenüberwachung zu verwirren. Der Pilot bestätigte den Befehl. Kurz darauf erhielt er wieder eine Kurskorrektur von Inga. Jetzt würden sie sich vermutlich tatsächlich erst auf den Weg zu den richtigen Koordinaten der La Lumière machen.
Amandine beugte sich vor und zog unter dem Sitz vor sich eine Lade auf. Kalter Dampf stieg auf. Sie fischte eine Dose Cola heraus und bot sie Eileen an, die sie dankbar annahm.
Der Flug dauerte eine knappe Dreiviertelstunde. Irgendwann schlug Amandine Eileen gegen das Knie und deutete aus dem Fenster. Sie beugte sich seitwärts vor und musste beinahe mit ihrer Wange die der anderen Frau berühren, um etwas erkennen zu können.
Eileen erkannte den Schiffstyp sofort. Während ihrer Ausbildung beim United States Marine Corps musste sie Schiffstypen identifizieren und
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