Kalte Spuren (German Edition)
fort. Markus wagte es, sich ein wenig aufzurichten.
»Ein Hazarder ist tot«, sagte Hannigan leise. »Und wie?«
Ein Schwindelgefühl überkam Markus, als die Bilder noch einmal an seinem inneren Auge vorbeischossen. Er richtete sich noch etwas weiter auf und setzte sich in eine bequemere Position auf das Sofa. Dann erzählte er Hannigan alles. Angefangen von seiner Nacht in der Disco, der Verfolgung durch Vandengard. Andys Tod. Der Vernehmung auf dem Polizeirevier. Dem Hubschrauberangriff auf Kiffers Wohnung. Wie er sich mit Veronica zusammengetan hatte und letztendlich in Jae Narwicks Hände fiel.
Als er den letzten Satz vollendete und erschöpft in die Polster sank, ging Hannigan zur Bar, schenkte einen Whiskey ein und hielt Markus das Glas hin. Obwohl er das Zeug eigentlich nicht mochte, nahm er es dankbar entgegen und spülte den Inhalt in einem Zug herunter. Der Whiskey brannte wie Feuer in seiner Speiseröhre und schien sich wie eine gierig leckende Flammenzunge bis zu seinem Magen herunterzubohren, um dort eine Glut zu entfachen. Aber er tat gut. Gut gegen die seelischen Schmerzen.
»Ich bin Eileen«, sagte die Frau und bot ihm ihre Hand dar.
Markus sah sie an und ergriff sie. Ihr Griff war fest und warm.
»Markus.«
Sie lächelte. »Also hast du einen echt beschissenen Tag gehabt. Genau wie ich.«
»Du glaubst mir also?«
Sie zuckte die Achseln. »Mir bleibt kaum was anderes übrig. Aber was ist mit dir? Vertraust du Pothoff?«
Er nickte. »Sie ist mit mir durch dick und dünn gegangen. Genauso gut hätte sie mich hängen lassen und allein zu Narwick gehen können. Es war ihre Bedingung, dass ich dabei bin, wenn sie sich ihm anschließen soll.«
Eileen legte den Kopf schief und hockte sich auf die Sesselkante genau Markus gegenüber. »Und warum, denkst du, hat sie das getan?«
»Um mich zu schützen«, sagte Markus. »Vandengard hat zwar Andy umgebracht, aber er und Narwick schwören Stein und Bein, dass sie nicht den Hubschrauber geschickt haben, der wie im Kriegseinsatz ein ganzes Haus in Schutt und Asche gelegt hat. Ich nehme an, diese Generäle haben etwas damit zu tun. Wenn sie Regierungsstellen auf der ganzen Welt kontrollieren, sollte es ihnen ein Leichtes sein, Polizei, Spezialeinheiten oder Militär zu Einsätzen zu schicken.«
Eileen stieß die Luft aus. »Ja. Die Möglichkeit haben sie.«
Markus blickte sie an. »Scheint, als hättest du auch schon Bekanntschaft mit ihnen gemacht.«
» FBI , Heimatschutz, Polizei.« Eileen verzog einen Mundwinkel. »Sie haben mir alles Mögliche auf den Hals geschickt. Und auch ich habe jemanden verloren. Mein Partner Adrian war auch mein Freund. Wir haben über ein Jahr im gleichen Team gearbeitet.«
Sie schwiegen eine Zeit lang. Dann sagte Markus: »Das tut mir leid.«
Eileen machte eine abwehrende Handbewegung.
»Und wie kommen wir aus der Scheiße wieder raus?«, fragte Markus.
»Wir werden sehen.« Eileen strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie wollte anscheinend noch etwas sagen, wurde jedoch von einem durchdringenden Heulen unterbrochen.
Plötzlich wurde das gesamte Zimmer in ein tiefrotes Licht getaucht.
Die La Lumière wurde in den Alarmzustand versetzt!
Nordatlantik
La Lumière, modifizierte Fregatte
15. November, 18:16 Uhr
Eileen wandte sich um und hetzte aus dem Quartier. Sie hörte, wie Markus ihr folgte, und machte sich im ersten Moment keinerlei Gedanken darüber. Eigentlich hatte sie erfahren wollen, ob er mehr wusste und warum er sie während des Meetings die ganze Zeit über angestarrt hatte. Aber er war nur eine weitere Sackgasse.
Während sie den Korridor zum nächsten Hauptgang entlangrannte, dachte Eileen über Narwicks Eröffnung nach, den Namen der untergegangenen Hochkultur zu kennen, die das Virus in ihrer DNA trug. Antaradim. War das wichtig? Warum hatte der General sie belogen?
Ganz einfach, Mädchen, dachte sie. Du bist ihm auf den Leim gegangen. Er hat niemals vorgehabt, dich für diesen Einsatz zur Sicherung des Defector-Virus zu gewinnen. Du bist nur der Köder für den Standort dieses Schiffes.
Aber wie? Eileen war gescannt worden. Niemand hatte eine Wanze bei ihr gefunden. Die La Lumière war elektronisch getarnt, es gab keine Möglichkeit, sie aufzuspüren. Eileen beschloss, zuerst auf der Brücke der Fregatte nachzuhören, was überhaupt den Alarm ausgelöst hatte, ehe sie voreilige Schlüsse zog. Vielleicht waren sie auch nur einem Riff oder Eisberg zu nahe gekommen oder sie
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