Kalte Spuren (German Edition)
der Gegend der heutigen Stadt Tartus, die früher einmal Antaradus hieß.
Ich weiß nicht, wann ich mich wieder melden kann. Muss jetzt Schluss machen.
E.
Gwen runzelte die Stirn. Ein Angriff? Ach du meine Güte!
Sie wusste, dass die unverschlüsselte E-Mail ohne Weiteres irgendwo in einem NSA -Analysecomputer auftauchte und auf entsprechende Suchparameter analysiert wurde. Vielleicht hätte Eileen G-Dawn nicht im Text erwähnen sollen.
Egal, dachte Gwen. Sie hatten keine Zeit für Sicherheit und Hannigan hatte die Nachricht sicherlich unter extremen Druck während des Angriffs verfasst. Rasch öffnete Gwen einen zweiten Browsertab und gab die IP-Adresse des Verbundrechners ein. Sie scheiterte an der Passwortabfrage. Anscheinend hatte jemand veranlasst, ihren Account zu löschen.
Verdammt!
Aber damit gab sich Gwen Stylez nicht geschlagen. Sie wechselte über den Dateimanager in die Verzeichnisstruktur des USB -Sticks und rief dort ein ausführbares Programm auf, das sie für Notfälle selbst geschrieben hatte. Es würde per Zufall eine der anderen Stylez-Frauen auf der Welt auswählen, die sich Zugang zum Netz verschafften. Das Programm war intelligent genug, einen freien Account zu lokalisieren, und vermittelte dem Netzserver den entsprechenden Ort, an dem sich die betreffende Mrs Stylez aufhielt. Die Passwörter waren natürlich ein Problem. Sie wurden alle sieben Tage gewechselt und es war für Gwen unmöglich zu wissen, zu welchem Zeitpunkt welche Mrs Stylez ein neues Kennwort festlegte – geschweige denn welches. Aber auch hier gab es einen kleinen Trick, den das Programm verwendete. Es umging durch einen kleinen Penetratorvirus die Passwortabfrage und simulierte dem System, dass sie bereits eingeloggt war.
Das Logo des Verbundes erschien auf dem Schirm.
Willkommen, Mrs Stylez!
Gwen lächelte. Es klappte. Sie rief kurz das Login-Profil auf und stellte fest, dass der Zugang ihrer Schwester Gayleen in Kalkutta benutzt wurde. Gwen blickte auf die Systemanzeige. Es war kurz nach acht Uhr abends. In Indien herrschte tiefste Nacht und Gayleen war sicherlich im Reich der Träume gefangen.
Hauptsache, sie wacht nicht auf und kommt auf die Idee, sich einzuloggen.
Gwen merkte sich, dass sie die Login-Zeiten löschen musste, sobald sie sich wieder abmeldete. Falls irgendwem auffiel, dass sich Gayleen mitten in der Nacht eingeloggt hatte, obwohl sie tief und fest schlief, würden nur unnötige Rückfragen kommen und das System vielleicht so umkonfiguriert werden, dass Gwen keinen Zugriff mehr mit ihrem Programm bekam.
Da die Generäle es sich nicht nehmen ließen, alles selbst zu steuern, und den Ruhm keinem anderen überließen, ging Gwen davon aus, dass der General aus Lynchburg die Fäden in der Hand hielt. Sie klickte sich durch die Benutzeroberfläche bis zu den Bereichen, die für Lynchburg reserviert waren.
Dort rief sie sich die aktuelle Befehlsliste auf, die für jeden General und jede Stylez einsehbar war.
Bingo!
Der General hatte Befehle ans Pentagon weitergeleitet und eine Satellitenüberwachung bei der NSA beantragt. Demnach war eine Rotte aus zwei A-10 Thunderbolts für ein Angriffsmanöver im Nordatlantik nahe Neufundland angefordert worden, ebenso wie ein U-Boot mit einem Kommando Navy SEAL s.
Gwen überlegte. Der Schaden war geschehen und nicht rückgängig zu machen. Wenn der Kontakt zu dem U-Boot und den beiden Angriffsflugzeugen verloren gegangen war, würden sowohl die Navy als auch die Air Force nach dem Rechten sehen wollen und Verstärkungen in die Region schicken. Zumindest einen Aufklärungstrupp.
»Hm«, machte Gwendolyn Stylez und nippte an ihrem Tee. Sie ließ das vollmundige Aroma des Darjeelings auf der Zunge zergehen und schlürfte einen weiteren Schluck. Dann lächelte sie, stellte die Tasse ab und ließ ihre Finger über die Tastatur fliegen. Sie loggte sich in die militärische Befehlskette ein und gab neue Positionen durch. Demnach hatten die Kampfhandlungen zwischen der USS Freeport und der G-Dawn-Fregatte knapp sechzig Kilometer südlich vom eigentlichen Standort entfernt stattgefunden. Gwen gab Befehle aus, dass Verstärkungsteams diese Region ansteuern sollten, und schloss die Eingabe ab.
Sie öffnete einen weiteren Browsertab, rief die Google-Suchmaske auf und gab als Stichwort Antaradim ein. Die Ausbeute war mager. Sie fand nur vier Einträge, die sich offenbar auf einen Nickname bezogen. Also gab es im öffentlichen Internet
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