Kalte Spuren (German Edition)
Wetterleuchten auf und ab tanzten. Der Höhepunkt des Feuerwerks war die große Explosion, die das Schiff in Stücke riss. Wer auch immer sich noch an Bord befand, hatte dieses Inferno mit Sicherheit nicht überlebt.
Markus de Vries presste die Lippen zusammen und kämpfte mit den Tränen. Seit sie in den Rettungsbooten aufgebrochen waren, hielt er Veronicas Hand und drückte sie jetzt fester, als er sah, wie die La Lumière im wahrsten Sinne ihres Namens in Licht verging.
Aus und vorbei.
Doch eine Ungewissheit nagte an Markus’ Gedanken. Was zur Hölle war mit den restlichen Navy SEAL s geschehen?
Halifax, Kanada
Citadel Hotel
15. November, 19:57 Uhr
Das Citadel in Halifax hatte den Vorteil, zentral in der Nähe des Stadthafens zu liegen und dennoch nur einen Katzensprung von den nächsten, wunderschönen Grünanlagen entfernt zu sein. Einen Straßenblock südlich gab es den National Historic Park, an den gleich die Public Gardens anschlossen. Gwendolyn Stylez war jedoch nicht wegen der Sehenswürdigkeiten hergekommen.
Nach dem frühen Abendessen im Hotelrestaurant war sie auf ihr Zimmer gegangen. Es bestand aus einem geräumigen Doppelbett mit einem Sideboard, auf dem ein Fernseher und Telefon standen, und einer kleinen Ledercouch unter dem Fenster. Was fehlte, war ein Schreibtisch, so begnügte sich Gwen mit der Couch, stellte auf dem Tisch einen dampfenden Becher mit Tee ab und legte sich den Laptop auf den Schoß.
Gwen nippte an dem Tee, während der Computer hochfuhr und das Hintergrundbild einer stillen Bucht auf Hawaii zeigte. Eine blaue Lagune mit blendend weißem Sandstrand, einem Palmenhain und einem einzelnen Sonnenschirm mit einer Liege aus Holz. Für einen Moment schloss Gwen die Augen und stellte sich vor, dort zu sein. Den warmen Wind auf ihrer Haut spüren, die Sonne, den Tag genießen und einfach bei einem kalten Glas Caipirinha abhängen. Oft genug hatte sie bereits davon geträumt, einfach mal für ein paar Tage, ein oder zwei Wochen an solch einem Strand Urlaub zu machen. Ihre Arbeit beim Verbund hatte dies jedoch bisher unmöglich gemacht. Der General hatte sie nicht aus dem Büro in Atlanta fortgelassen. Ihre freien Tage hatte sie mit Arbeit in der unterirdischen Befehlszentrale verbracht. Eine Stylez hatte in der Organisation nur eine einzige Funktion: Sie war Assistentin. Dass sie überhaupt zwischendurch einmal das Tageslicht gesehen hatte, grenzte schon an ein Wunder. Manchmal hatte der General sie auf Botengänge geschickt oder sie zu einem Empfang oder Treffen mit den anderen Köpfen des Verbundes mitgenommen. Den größten Teil ihres Lebens hatte sie jedoch im Büro und den unterirdischen Anlagen der Außenstelle in Atlanta verbracht.
Mit einem tiefen Durchatmen öffnete Gwen ein Browserfenster, das das hawaiische Hintergrundbild überlappte. Sie überlegte, ob sie sich gleich in das Verbundnetz einloggen sollte, entschied sich aber dafür, zuerst die E-Mail-Konten, die Eileen ihr genannt hatte, auf neue Nachrichten abzuklappern. Zwar hielt sie es für unwahrscheinlich, dass Hannigan jetzt schon eine Möglichkeit gefunden hatte, mit ihr Kontakt aufzunehmen, doch sicher war sicher.
Gwen schob den USB -Speicherstick in den entsprechenden Port des Laptops und rief die Zugangsdaten für die Freemail-Anbieter auf. Dann steuerte sie die Webseiten an, loggte sich in die Postfächer ein und staunte nicht schlecht. Der Hotmail-Account enthielt tatsächlich eine Nachricht. Absender war er selbst. Gwen zog den Mauszeiger auf Nachricht öffnen und ließ den Finger zweimal auf das Touchpad klopfen.
Gwen,
wir haben massive Probleme. Offenbar befand sich ein Sender in einer der Patronen meiner Pistole. So konnte der Verbund unsere Position lokalisieren und hat uns zwei Kampfflugzeuge und ein U-Boot auf den Hals gehetzt. Unsere Weiterfahrt nach Devon Island wurde unterbrochen. Das Schiff von G-Dawn ist manövrierunfähig und wird mittels Selbstzerstörung vernichtet. Vermutlich werden wir wohl von einem anderen Schiff in Rettungsbooten aufgenommen werden, aber wir wissen nicht, ob der Gegner bereits Verstärkung auf den Weg geschickt hat.
Wenn Sie Langeweile haben, recherchieren Sie doch bitte mal den Begriff Antaradim. Der General in Lynchburg hat mir gesagt, er wüsste nicht, wie diese durch das Supervirus untergegangene Kultur geheißen habe, aber merkwürdigerweise weiß G-Dawn sehr wohl darüber Bescheid. Sie sollen am Mittelmeer in Syrien gelebt haben, in
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