Kalte Spuren (German Edition)
auf einem halb verschneiten Landefeld aufgesetzt. Was auch immer Coyn während seiner Telefonate angestellt hatte, es war ihm zumindest gelungen, eine Einsatzgruppe herzubeordern. Sieben Soldaten in voller Montur erwarteten sie auf dem Stützpunkt. Ihr Anführer stellte sich als Captain der Joint Task Force 2 vor, einer Spezialeinheit der kanadischen Streitkräfte.
Keine zehn Minuten nach ihrer Ankunft betraten sie einen B52H-Bomberjet, der offenbar ursprünglich der amerikanischen Luftwaffe gehört hatte und irgendwie zur kanadischen übergegangen war. Direkt hinter dem Cockpit befand sich eine Gruppe aus Sitzen mit Sicherheitsgurten. Während die Soldaten der JTF 2 akribisch ihre Waffen checkten und reinigten, saß Agent Coyn in einem mit Pelz besetzten Anorak vornübergebeugt da und sah Gwen zu, wie sie den Laptop auf ihrem Schoß bediente.
»Sie zweifeln«, sagte Gwen und hob kurz den Kopf.
Coyn nickte. »Das erscheint mir alles so weit hergeholt.«
»Dennoch haben Sie alles organisiert.« Gwen widmete sich wieder dem Laptop.
»Sie haben mir ja keine Wahl gelassen«, sagte Coyn und seufzte.
Gwen erwiderte nichts. In knapp eineinhalb Stunden würden sie die Insel erreichen. Bis dahin musste sie ganz genau wissen, was sie überhaupt tun wollte. Vor allen Dingen kam es auf das Timing an. Gwen nutzte die Satellitenverbindung des Flugzeugs, um weiterhin im Netzwerk des Verbundes eingeloggt zu bleiben, und durchwühlte den privaten Bereich des Generals. Es hatte in der Zwischenzeit keinen neuen Kontakt zu Simmons gegeben. Offenbar war dieser noch nicht in der Lage gewesen, einen Bericht abzuliefern. Gwen sah die Einsatzbefehle für das Marines-Team und überlegte, wann sie es zurückrufen ließ. Wenn sie zu früh reagierte, würde der General es bemerken und die Einsatzorder wieder umschreiben.
Alles eine Frage des korrekten Timings, dachte Gwen.
Sie wollte sich gerade wieder ausloggen, als sie auf eine andere Idee kam. Simmons vermutete in seinem Bericht, dass das russische U-Boot die Kommunikation des Mars-Habitats und des Versorgungsschiffes elektronisch gestört haben musste, damit niemand Hilfe herbeirufen konnte. Die Frequenzen waren wieder frei, sonst hätte Simmons keinen Kontakt zum General aufnehmen können. Alle Kommunikation von der Insel zum Festland lief über einen Satelliten. Gwen entschied, dass es ratsam war, einfach mal zu horchen, was überhaupt an Signalen über diesen Satelliten ging.
Über das Netzwerk des Verbundes erreichte sie den Eigentümer des Satelliten. Es handelte sich um einen zivilen Himmelskörper eines Konglomerats verschiedener internationaler Telefongesellschaften. Hauptsächlich waren daran Kanada, die Vereinigten Staaten und Dänemark beteiligt. Den größten Anteil trug Telesat Canada mit Sitz in Ottawa. Es war für Gwendolyn Stylez eine Kleinigkeit, in deren Zentralrechner einzudringen und sich die Zugangsdaten für den Satelliten auf geostationärer Umlaufbahn zu besorgen.
Anschließend filterte Gwen die Fernsehübertragungen und Radioprogramme heraus und sah sich nur die Telekommunikationssignale an. Es gab eine Menge Datenverkehr über SAT -Breitbandverbindungen von den nordkanadischen Inseln aus sowie unzählige Telefongespräche, die von Gemeinden oder Forschungsstationen im Nunavut-Territorium oder von Grönland aus geführt wurden. Gwen blendete die zivilen Signale aus und hörte die militärischen Frequenzen ab. Sie fing Simmons’ Signal auf. Er war mit einem mobilen Computer online und lieferte zwischendurch per E- oder Videomail Berichte an den General. Es gab eine Übertragung von Dundas Harbour. Die Recon-Einheit des Marine Corps ließ sich die Befehle bestätigen. Ein Ping wurde ständig ausgesendet, um die Position der Einheit ihrer Basis zu übermitteln. Dann gab es noch eine andere Übertragungswelle. Verschlüsselt. Im niederfrequenten Bereich.
Scheiße!, dachte Gwen, als sie den Ursprung des Quellsignals lokalisierte. Jemand sendete von unterhalb der Meeresoberfläche zum Satelliten hinauf.
Die Russen.
17:15 Uhr
Eileen Hannigan fühlte sich unwohl in dem Schutzanzug, wusste aber, dass er für diese Mission das Beste für sie war. Nachdem die Le Soleil am südöstlichen Zipfel Devon Islands vor Anker gegangen war, hatten sich Eileen, Vandengard und Juliette mit zwei Piloten zum Helikopter der umgebauten Fregatte begeben und waren unmittelbar darauf gestartet. Der Hubschrauber war ein kleiner Sea Lynx, in dem es mit den Schutzanzügen verdammt
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