Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
Vom Netzwerk:
B52 ratterte und rüttelte. Dann sackte sie durch und mit einem Mal hatte Gwen das Gefühl, ihr Magen würde einen Salto schlagen und sämtlichen Inhalt ihres Mittagessens wieder die Speiseröhren hinaufkatapultieren.
    »Scheiße!«, rief jemand. »Was ist da los?«
    »Ein Treffer. Wir sind getroffen worden!«
    Coyns Blick traf den Gwens. »Wer …?«
    Er kam nicht dazu, die Frage zu beenden. Die Maschine sackte noch einmal durch und ging dann wieder in die Waagerechte. Gwen spürte den Druck im Rücken. Sie ächzte. Der Magen beruhigte sich wieder etwas.
    Fauchende Geräusche erklangen aus dem Heck der Maschine.
    Gwen sah zwei Lichtblitze hinter den Scheiben aufleuchten.
    »Täuschkörper«, sagte der Soldat neben ihr. »Offenbar ein Raketenangriff.«
    »Hier?«, fragte Coyn. Sein Gesicht war aschfahl geworden. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
    »Boden-Luft-Raketen«, erklärte der Soldat. »Vermutlich eine Stinger. Wir sollten aber bald aus deren Reichweite sein.«
    »Falls wir es schaffen«, sagte ein anderer Soldat.
    Plötzlich explodierte der Rumpf. Eine lodernde Flammenhand leckte in den Innenraum bis zur gegenüberliegenden Wand und fraß sich förmlich durch sie hindurch. Die Hitzewelle rollte durch das Flugzeug.
    Panisch blickte Gwen zum Ende, als die Tür zum Munitionsdepot auseinanderbrach und die Feuerwand die letzten beiden Soldaten in der Reihe erfasste. Gwen spürte die enorme Hitze auf ihrer Wange. Ihr Haar kräuselte sich, und sie wandte abrupt den Kopf ab, sah jedoch noch, wie einer der Soldaten von den Flammen erfasst und entzündet wurde. Er schrie und schlug um sich, versuchte, seinen Sicherheitsgurt zu lösen, doch das Feuer war schneller und zerschmolz die Fasern. Der Mann rannte wie eine lebendige Fackel durch den Innenraum genau auf die Flammenwand zu und tauchte in sie ein. Als das Feuer verpuffte, wagte es Gwen, sich wieder umzudrehen, und erstarrte bei dem Anblick.
    Der brennende Soldat war verschwunden.
    Ebenso wie das gesamte Heck des Flugzeugs.
    Im selben Moment sackte die Maschine abermals durch und ging in einen steilen, trudelnden Sturzflug über. Der Druckabfall riss an den Sitzen, Halteklammern und Leuten. Der zweite Soldat, der dem Feuer knapp entgangen war, wurde mitsamt seinem Stuhl aus dem Flugzeug gerissen und verschwand in der Leere.
    »Nein!«, rief Coyn.
    Gwen starrte in den klaren blauen Himmel, der keine fünf Meter von ihr entfernt am Rand des auseinandergebrochenen Flugzeugs begann. Die letzte Stinger-Rakete musste den Treibstoff in den Tragflächen entflammt und zur Explosion gebracht haben.
    Es grenzte an ein Wunder, dass die B52 nicht in einem großen Feuerball vergangen, sondern nur in zwei Hälften gerissen worden war. Sie machte ihrem Namen Stratofortress in dem Moment alle Ehre – dennoch würde sie unweigerlich zum Grab der Passagiere und Piloten werden, wenn sie nicht augenblicklich reagierten. Gwen drückte den Knopf am Sicherheitsgurt, hielt sich an einer Haltestange neben dem Sitz fest und schrie den Soldaten zu. »Wir müssen hier sofort raus! Los, los, Bewegung.«
    Während sie auf das Loch im Rumpf zutaumelte, wurde sie von dem immer noch währenden Sog des Druckabfalls erfasst. Ein Orkan zerrte an ihr und drohte sie aus dem Rumpf zu ziehen. Mühsam hielt sie sich auf den Beinen und musste sich mit beiden Händen festhalten.
    »Raus hier!«, rief sie erneut und schaffte es irgendwie, den Helmfunk zu den Piloten zu aktivieren. »Steigen Sie aus!«
    Dann ließ sie ihren Halt los und wurde sofort von einer unsichtbaren Hand gepackt und aus dem Rumpf gerissen. Sie wirbelte um ihre Achse, geriet ins Trudeln und legte Arme und Beine eng an den Körper an, um ihren Flug zu stabilisieren. Als das Trudeln in einen Sturzflug überging, breitete sie Arme und Hände aus, um sich auf den Luftströmungen treiben zu lassen. Sie sah das Weiß des Schneefeldes unter sich rasch näher kommen. So weit hatte es das Flugzeug immerhin noch geschafft.
    Gwen zog die Reißleine. Sie sah nach oben und erkannte den flatternden, sich entfaltenden Schirm und darüber die eine Hälfte der lodernden B52. Wo das hintere Segment abgeblieben war, konnte Gwen nicht erkennen. Einer der Soldaten wurde von dem Sog gegen die Decke geschmettert und dann aus dem abstürzenden Wrack geschleudert. Die anderen hatten mehr Glück und sprangen nacheinander aus der Flugzeughälfte. Kurz bevor sich der Fallschirm ganz öffnete und Gwen die Sicht nach oben nahm, erkannte sie, wie die Kanzelfenster

Weitere Kostenlose Bücher