Kalte Spuren (German Edition)
über dem Cockpit abgesprengt wurden und die Schleudersitze zündeten.
Der Schirm hatte sich vollständig geöffnet und bremste Gwendolyns Fall. Sie hielt sich an den Haltegriffen fest und blickte nach unten. Beinahe fieberhaft versuchte sie, von ihrem Standpunkt aus die Situation zu überblicken. Sie erfasste einen Krater im Fels, wo sich einmal das Mars-Habitat befunden haben musste. Unter ihr befand sich das beginnende Schneefeld. Sie sah einen Helikopter, bei dem es sich nur um den handeln konnte, der Simmons und seine Leute abgesetzt hatte.
Dann kam der Boden rasch näher. Gwen bereitete sich auf das Aufsetzen vor. Sie zog an den Leinen, um sich weiter in den Schnee treiben zu lassen. Butterweich landete sie in dem weißen Meer, federte in den Knien ab und zog den Schirm an seinen Leinen ein. Als sie das Geschirr abgekoppelt und das Stoffknäuel weitgehend zusammengerollt hatte, landete der erste Soldat der JTF 2 keine zehn Meter neben ihr. Nacheinander setzten die fünf Soldaten und Coyn auf. Alle schienen weitgehend unverletzt zu sein.
»Was zum Teufel ist da eben passiert?«, rief der Agent.
»Die haben uns runtergeholt«, sagte einer der Soldaten und ließ sich in den Schnee fallen. Mit einem behandschuhten Finger zeichnete er einen groben Umriss in das pulverige Weiß. Er markierte einen Punkt im Südwesten, einen in der Mitte und einen weiter östlich. »Wir sind vor Dundas Harbour abgedreht und noch einige Kilometer geflogen. Ungefähr hier«, er deutete auf den Punkt in der Mitte, »hat man uns unter Beschuss genommen, während wir weiter nach Osten unterwegs waren. Wir befinden uns jetzt hier.« Er zeigte auf den letzten Punkt, der den Rand des Schneefeldes markierte. Dann stand er auf und sammelte die verbleibenden Männer um sich. Von den Piloten gab es bisher keine Spur.
»Verteidigungsposition. Wir setzen uns nach Westen in Marsch.«
»Was haben Sie vor?«, fragte Gwen.
»Wir holen uns die Burschen.«
Gwen schüttelte den Kopf. »Nein. Das ist nicht unsere Mission.«
Sowohl der Soldat als auch Coyn zeigten beinahe entsetztes Erstaunen auf ihren Gesichtern.
»Moment, Sie sagten, wir sollen herausfinden, wer sich dort in Dundas Harbour eingenistet hat.«
Gwen zählte in Gedanken bis drei und ermahnte sich, völlig ruhig und gelassen zu bleiben, was angesichts des gerade mit knapper Not überlebten Angriffs alles andere als einfach für sie war. Sie atmete tief durch. »Dundas Harbour war ein Sekundärziel. Haben Sie den Hubschrauber gesehen?«
Der Soldat nickte, während Coyn weiter ratlos dreinblickte.
»Von denen sind wir nicht abgeschossen worden«, sagte Gwen. »Das heißt, die haben noch ein weiteres Team in dieser Region abgesetzt. Finden wir dieses zuerst, dann kümmern wir uns um die anderen.«
»Bei allem Respekt, Ma’am …«
»Tun Sie, was sie sagt!« Coyn trat vor.
»Das ist eine militärische Operation«, sagte der Soldat.
»Zu unserer Unterstützung«, erinnerte ihn Coyn.
Der Anführer des Spezialkommandos wollte etwas erwidern, doch im nächsten Moment wurde er von dem Dröhnen von Turbinen unterbrochen. Ein Flattergeräusch zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Der Helikopter, den Gwen beim Absprung auf dem Boden gesehen hatte, war inzwischen gestartet und hielt direkt auf ihre Position zu. Es handelte sich um einen Sea Knight ohne externe Bewaffnung. Dafür stand jedoch ein Seitenschott offen, aus dem ein aufmontiertes Maschinengewehr lugte.
»Deckung!«, rief der Anführer.
Im nächsten Augenblick spie das MG seine Munition in kurzen Feuerstößen aus. Der Schnee färbte sich rot.
17:16 Uhr
Ein Knacken erklang in der Leitung. Captain Lars Dallmer trat aus der Wellblechbaracke und drückte die Empfangstaste des Senders in seinem Ohr. In einiger Entfernung hoch am Himmel gleißte eine kleine Sonne, die zuvor noch ein Flugzeug dargestellt hatte.
»Sir, wir haben es mit einer Stinger erwischt«, sagte einer der beiden Piloten des Hubschraubers, der einige Kilometer östlich von ihnen parkte. »Aber es ist mittlerweile außer Reichweite.«
Dallmer sah es selbst, als er durch ein Fernglas blickte. Die B52, die ursprünglich ihren Kurs auf Dundas Harbour gehalten hatte, driftete nach Osten ab, genau auf Simmons’ Standort zu. Bei dem Tempo, das sie vorlegte, und der Entfernung, die er momentan einschätzte, mochte sie ihn in fünf oder sechs Minuten erreichen. Die Stratofortress war durchaus noch manövrierfähig. Offenbar war eines ihrer acht Triebwerke
Weitere Kostenlose Bücher