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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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ruckte herum. Ihre Gesichtsfarbe wechselte trotz der aufgetragenen Schminke zu einem blassen Teint.
    »Eine Nuklearexplosion am Nordpol«, sagte der amerikanische General, »wird von jeder Frühwarnstation und jedem Satelliten über dem Gebiet aufgenommen. Du hättest zwar jeden lebenden Zeugen mundtot gemacht, aber dafür einen Haufen elektronischer Zeugen am Hals. Das Einzige, was wir tun können, ist abwarten und beten. Mit etwas Glück hat Simmons Erfolg.«
    »Und wenn nicht?«, fragte der Mann auf dem Schirm.
    »Dann«, der General paffte an seiner Zigarre, »müssen wir uns um die Gorbatschow kümmern.«
        
     

Devon Island, Kanada
16. November, 17:18 Uhr
     
    Der Schnee spritzte hoch wie eine Wasserfontäne, als die Kugelsalven sich in ihn hineinbohrten und ihn aufwühlten. Zwei der JTF 2-Soldaten explodierten in roten Spritzern und landeten in ihren weißen Gräbern. Der Rest versuchte, sich durch einen schnellen Spurt in Sicherheit zu bringen, während ein einzelner Soldat in die Hocke ging und mit seinem Gewehr auf den Hubschrauber anlegte.
    Gwendolyn Stylez lief. Sie sprang durch den Schnee, schlug hier und da einen Haken und sah nur aus den Augenwinkeln die Leichen der beiden Marsmissionsteilnehmer. Gwen blieb nicht stehen. Sie wusste, dass sie sich sehr wahrscheinlich bereits im Wirkungsradius des Renegade-Virus befand. Die Frage, ob es aktiv war oder nicht, schob sie in die hintersten Winkel ihrer Gedanken zurück. Wenn sie nicht durch das Virus umkam, dann durch eine der Kugeln des Hubschraubers.
    Sie hörte eine Salve aus dem Sturmgewehr, dann das laute Rattern der Rotoren, als der stählerne Koloss über sie hinwegflog. Auch die beiden anderen Soldaten und Coyn legten mit ihren Waffen auf den Hubschrauber an und feuerten. Funken blitzten am Rumpf auf. Plötzlich sackte der Sea Knight durch, wippte dabei hin und her und schlug wie ein fallender Stein im Schnee auf, keine vier- oder fünfhundert Meter entfernt. Weiße Flocken stiegen auf, ein Rotor verlor seine Blätter, die über die Schneewüste davonflogen und sich irgendwo im Weiß verloren. Der zweite Rotor lief munter weiter.
    »Was ist da passiert?«, fragte Coyn.
    »Sie können gerne hingehen und nachfragen«, sagte Gwen und sah zurück zu den beiden Leichen der Marsmissionsteilnehmer. Wie waren sie gestorben? Ihr Blick wanderte weiter zu dem kanadischen Soldaten, der als Erster das Feuer auf den Hubschrauber eröffnet hatte. Er lag am Boden und zuckte. Gleich darauf knickte ein weiterer Soldat in den Knien ein, griff sich an den Hals und röchelte. Blut lief aus seinen Augen. Seine Lippen platzten auf.
    »Mein Gott!«, stieß Agent Coyn hervor und stolperte rückwärts.
    Gwen sah das Rinnsal Blut aus seiner Nase. Im selben Moment erwischte es auch den letzten Soldaten. Er kippte einfach zur Seite weg und war offenbar bereits tot, als er im Schnee aufschlug.
    Bei Coyn dauerte es länger. Gwen konnte zu ihrer Bestürzung mit ansehen, wie sich seine Augen verflüssigten. Zuerst war es nur Blut, dann tropfte milchige Flüssigkeit aus den Höhlen, die sich vollständig leerten. Coyn lehnte mit dem Rücken gegen eine Eiswand, sackte daran herunter und stieß einen letzten heiseren Laut aus, ehe er für immer verstummte.
    Der Anblick zwang Gwen in die Knie. Sie lockerte den Mundschutz vor ihrem Gesicht und erbrach sich in den Schnee. Dabei schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie weinte und würgte, bis nichts mehr da war, das sich erbrechen ließ. Bis die Tränendrüsen leer waren. Dann hockte sie dort vornübergebeugt im Schnee und wartete darauf, dass Renegade auch ihr biologisches System umkrempelte, es komplett neu programmierte und binnen eines Lidschlags sämtlichen Zellen einen tödlichen Code einpflanzte.
    Sie wartete fünf Minuten. Zehn. Als danach noch nichts geschah und sich keine verräterischen Blutstropfen in ihrer Tränenflüssigkeit bildeten, kein Blut aus Nase und Ohren rann, stand sie auf, drehte sich um und ging in Richtung Osten weiter. Ihre Schritte waren mechanisch, mehr taumelnd denn sicher gehend. Wie aufgezogen stakste sie durch den Schnee und blickte stur geradeaus, als könnte sie so das Grauen ausblenden, das sie eben miterlebt hatte.
    17:31 Uhr
     
    Die Schüsse und der neue Krach, der über dem Schnee aufbrandete, waren zwar nicht so laut wie die Explosion vorher, dennoch laut genug, um Eileens Aufmerksamkeit und die ihrer Begleiter zu erregen. Vandengard blieb stehen und drehte sich in seinem schweren

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