Kalte Spuren (German Edition)
›Andromeda, tödlicher Staub aus dem All‹, dachte er und schürzte die Lippen.
Sein Blick blieb an den Spinden mit den Schutzanzügen hängen. Verdammt, was tat er hier? Er war kein Held, der sich einfach in ein Abenteuer stürzte, um die Welt zu retten. Andererseits, was hatte er zu verlieren? Ihm war nahezu alles genommen worden. Nach Deutschland zurück und wieder zur Uni gehen konnte er nicht. Man würde ihn nicht einmal einbuchten, sondern sicher sofort aus dem Weg räumen und es wie einen Unfall aussehen lassen.
Doch, du hast etwas zu verlieren, sagte er sich und schluckte. Dein Leben.
Er dachte an Eileen Hannigans Worte. Irgendwer musste das Virus aus den Händen dieser Leute stehlen. Eileen trug ihren Teil dazu bei. Jetzt war Markus an der Reihe. Was sollte schon passieren? Er schlüpfte in einen Anzug, betrat das Biolabor, nahm sich eine Probe. Ganz einfach.
Markus bekam allein bei dem Gedanken weiche Knie und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Bevor er es sich jedoch anders überlegen konnte, stapfte er bereits auf einen Spind zu, zog einen der gummierten Anzüge von einer Bügelstange und öffnete die Verschlüsse. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus und das Blut rauschte ihm in den Ohren. Er blendete nach und nach alle Gedanken an das aus, was er vorhatte. Einfach tun. Ohne nachzudenken.
Wie in Trance legte er sich den Anzug an. Zog die Verschlüsse zu, schloss die Luftversorgung an, schlüpfte in die Handschuhe und überprüfte die Dichtungen. Dann stülpte er sich den Helm über und ließ ihn am Gewinde einrasten. Über ein Ventil strömte kühle Luft hinein. Markus versuchte, wieder einen klaren Blick zu bekommen.
Scheiß was drauf! Er drehte sich um und ging auf die Schleuse mit der Dekontaminationskammer zu. Er hatte keinen Plan, wie er dort hineingelangen sollte. Am Rahmen neben dem Schott befand sich ein Tastenfeld. Ein Ziffernblock mit Eingabetaste. Probehalber streckte er eine Hand aus und drückte ENTER .
Ein Zischen ertönte. Das Schleusentor schob sich rechts in die Seitenwand und gab Markus den Weg ins Innere der Kammer frei. Vermutlich wurde der Ziffernblock nur in Notfallszenarien benutzt, um ein hermetisch abgeriegeltes Labor wieder zu öffnen.
Markus trat in die Kammer und wartete. Er wäre nicht hineingegangen, wenn sein Blick in diesem Moment die Überwachungsmonitore gestreift und darauf den Schatten gesehen hätte, der sich durch die Labore bewegte.
Die Schleuse schloss sich hinter ihm. Blaugrünes Gas strömte aus verborgenen Düsen in der Decke und dem Boden. Dekontaminationschemikalien. Markus wartete, bis der Dunstnebel sich um ihn herum lichtete und am gegenüberliegenden Schleusentor ein grünes Licht aufleuchtete. Die Tür ließ sich ebenfalls über die ENTER -Taste eines Feldes öffnen.
Markus betrat das Labor.
Und wünschte sich im selben Moment, er hätte es nicht getan. Er hörte ein Geräusch. Irgendwo erklang ein Poltern. Dann ein Schlurfen.
Markus war nicht allein. Noch irgendjemand befand sich mit ihm hier unten.
Scheiße. Scheiße, verdammt!
Rasch orientierte sich Markus an einer Sensortafel, die direkt an der gegenüberliegenden Wand angebracht war. Er berührte die spiegelglatte Fläche, worauf eine Umgebungskarte auf dem Schirm erschien. Markus konnte die meisten Räume identifizieren, die er bereits auf den Monitoren entdeckt hatte.
Wo werden Viren aufbewahrt? Wo sagten sie, haben sie sie gefunden? Antarktis und hier nahe dem Nordpol.
Der Gefrierraum. Genau, wie Eileen gesagt hatte. Markus fand die Beschriftung EISHÖHLE sogar auf dem Display. Er prägte sich den Weg ein und wollte sich gerade abwenden, als er auf dem Kartenfeld einen roten Punkt blinken sah. Markus runzelte die Stirn und machte den Standort des Signals genau an der Stelle aus, an der er sich gerade befand. Zuerst dachte er an eine Art Alarm und daran, dass er diesen vielleicht bei der Berührung der Tafel unabsichtlich ausgelöst haben könnte. Doch dann sah er den zweiten Punkt in einem anderen Bereich des Labors, der sich jedoch in seine Richtung bewegte. Wer auch immer noch hier unten war, wusste anscheinend, dass Markus das Labor betreten hatte. Vielleicht gab es eine ähnliche Tafel in anderen Sektionen dieser Einrichtung und der andere hatte ihn gesehen. Noch dachte er vielleicht nicht daran, dass es sich bei Markus um einen Eindringling handeln konnte.
Dann erinnerte sich Markus daran, dass die Tür zum Büro nicht verriegelt gewesen war. Nein, dieser andere Punkt
Weitere Kostenlose Bücher