Kalte Spuren (German Edition)
dunkelblauen Rolli und sportlichen Schuhen. Die Garderobe seines Zimmerschranks gab all den Luxus her, an den er sich durchaus hätte gewöhnen können, wäre damit nicht die Gesellschaft von radikalen Weltverbesserern verbunden gewesen.
Er ging den Korridor bis zum nächsten Treppenabsatz entlang. Geradeaus führte ein Schott auf das Außendeck. Die Treppe nach oben mündete im Gang zu einem weiteren Wohndeck. Das, was Markus suchte, befand sich jedoch im Schiffsbauch. Er sah sich kurz um, und als er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, ging er die Treppen nach unten. Fünf Stufen, dann ein Absatz und weitere fünf Stufen. Markus blickte in den angrenzenden Gang hinaus. Hier fand er Hinweisschilder zur Wäschekammer, zur Kombüse, zu Vorratsräumen, zu Materiallagern und zu einem Netzwerkraum, der die EDV an Bord zusammenführte und verwaltete.
Er war noch nicht tief genug. Markus nahm den nächsten Treppenabsatz. Die Beleuchtung wechselte von einem angenehmen Gelb zu einem leicht schummerigen Blauton. Eine Tür schlug zu. Eine andere wurde geöffnet. Markus blieb am Treppenabsatz stehen und wartete. Er drückte den Rücken an die Wand, schloss die Augen und hoffte, dass, wer immer sich näherte, nicht vorhatte, die Treppe zu benutzen.
Wieder erklang das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Dann hörte Markus gedämpfte Stimmen. Er lauschte, konnte jedoch kein Wort verstehen. Als erneut das Türgeräusch ertönte, verstummten die Gesprächsfetzen.
Markus spähte um die Ecke. Der Korridor war leer. Niemand zu sehen. Markus hoffte, dass er richtig war und nicht noch tiefer ins Schiff musste. Er bewegte sich an der rechten Gangwand entlang und blieb vor der ersten Tür stehen.
TECHNISCHE SEKTION
LEITER: DR. AMBROSIUS HERTZFELD
Markus ging weiter. Das Schild am nächsten Eingang verkündete, dass sich hinter der Tür eine Radiologie befand. Danach kam ein Büroraum eines weiteren Wissenschaftlers. Auf der gegenüberliegenden Seite fand er die Aufschrift LABOR an der Wand und schritt quer über den Gang hinüber. Markus legte ein Ohr an die Tür und horchte. Als er nichts hörte, versuchte er sein Glück, berührte den Knauf und wollte ihn gerade drehen, als er das Tastenfeld neben dem Türrahmen bemerkte. Darüber befand sich ein feiner Schlitz, dessen Zweck Markus sofort erkannte. Man benötigte einen Sicherheitsausweis und einen persönlichen Code, um ins Labor zu gelangen. Beides Dinge, die Markus nicht besaß.
Schade, dachte er. Das war’s dann also.
Er wollte sich gerade wieder abwenden, als sein Blick den Türschlitz streifte. Der Spalt war nur minimal und vermutlich hätte er ihn nicht einmal entdeckt, wenn nicht in diesem Augenblick ein Lichtreflex durch die schmale Öffnung geblitzt wäre.
Die Labortür war offen.
Markus holte tief Luft, überzeugte sich durch einen raschen Blick in den Korridor, dass er allein war, legte die Hand auf den Knauf und drückte die Tür auf. Wer von den hier arbeitenden Wissenschaftlern war so nachlässig, die Labortür offen zu lassen? Oder hatten die erhöhte Alarmbereitschaft und der damit verbundene wachsende Druck auf die Crew und das Personal die Leute unvorsichtig werden lassen? Markus konnte das letztendlich egal sein. Er war drin.
Hinter der Tür befand sich ein schmaler, ebenfalls in schwachblaues Licht getauchter Vorraum. Rechts fand Markus eine Bildschirmwand mit Kontrollpaneelen. Auf der anderen Seite befanden sich Spinde mit Bioschutzanzügen und Versorgungstornistern.
Markus schloss die Tür hinter sich und vergewisserte sich, dass sie diesmal auch zublieb. Er sah sich um und betrachtete die Bildschirme, die allesamt das innere Labor aus allen möglichen Blickwinkeln darstellten. Offenbar gab es innerhalb dieser Räumlichkeiten eine weitere Treppe, die ein Deck tiefer führte. Ein Bildschirm zeigte eine Schleuse mit einer angrenzenden engen Kammer – offenbar eine Dekontaminationseinheit. Auf einem anderen Schirm sah Markus ein kleines Labor mit Minizentrifuge auf einem Tisch, einem Mikroskop und zig Regalreihen mit Reagenzgläsern. Ein weiteres Bild zeigte eine Tür, die mit einem Edding mit der Aufschrift EISHÖHLE beschriftet war. Vermutlich die Kühlkammer des Labors.
Es gab weitere abgeschottete Bereiche hinter dicken Glaswänden, die mit Roboterarmen oder Brutkästen bestückt waren. Markus fühlte sich an einen der unzähligen Laborthriller erinnert, die er früher gerne gesehen hatte.
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