Kalte Spuren (German Edition)
Stylez schlug die Tür des Cayenne zu und drehte sich zum Abschied noch einmal um. Eileen ließ das Seitenfenster herunter.
»Passen Sie auf sich auf, ja?«
»Sie auch«, sagte Eileen. »Wir bleiben in Kontakt. Ach noch etwas, Sie sagten, Sie hätten ein Softwarevirus in die Basis der Organisation geschmuggelt. Hilft uns das weiter?«
»Vielleicht.« Stylez beugte sich in das Fenster. »Aber allzu große Hoffnungen mache ich mir nicht. Inzwischen werden sie Gabrielle Stylez vermissen und möglicherweise auch schon ihre Leiche gefunden haben. Kann sein, dass sie einen Eindringling vermuten und ihr System checken. Warten wir ab, ob wir Glück haben.«
Sie winkte, drehte sich dann um und ging. Eileen hatte unterwegs mit der Ghost Card noch einmal einen Batzen Bargeld abgehoben, um Mrs Stylez unter die Arme zu greifen. Zusammen mit dem, was sie ihr auf ein neutrales Konto überwiesen hatte, würde sie erst einmal über die Runden kommen.
Stylez wandte sich um und marschierte in die Fußgängerzone, einer historischen und denkmalgeschützten Promenade in der Main Street, die mit Ziegelsteinpflaster ausgelegt war und mit zahllosen Pflanzenarrangements und Bäumen sowie Bänken zum Bummeln und Verweilen einlud. Obwohl es merklich kühler geworden war, sah Eileen unter den Markisen einiger geöffneter Cafés und Restaurants noch Tische und Stühle im Freien stehen. Tatsächlich saßen sogar einige Passanten draußen, tranken Kaffee und genossen die Novembersonne, die vereinzelt über die Dächer hinweg das Pflaster beschien.
Eileen wendete den Wagen in der Old Preston Ave und wollte Gas geben, als ihr Blick in den Rückspiegel nicht nur Mrs Stylez, sondern auch noch zwei Anzugtypen streifte. Einer kam aus einem One-Dollar-Shop und bog direkt in Stylez’ Richtung ein. Er trug einen dunklen Zweireiher und Sonnenbrille. Der Zweite saß auf einer Bank und las Zeitung, faltete sie plötzlich zusammen und warf sie in einen nahe stehenden Mülleimer. Er folgte Stylez ebenfalls und trug einen dunklen Blazer und eine Cordhose.
Eileen trat auf die Bremse.
Mist!
Ihr erster Impuls war das Blackberry. Sie verwarf die Idee, Stylez anzurufen, sofort wieder und griff nach der USP , entsicherte sie und legte sie neben sich auf den Sitz. Zuerst war sie versucht, aus dem Wagen zu springen und den beiden Verfolgern zu Fuß hinterherzurennen.
Das dauert zu lange.
Eileen gab Gas und riss das Lenkrad herum. Der Cayenne beschleunigte. Sein Heck schleuderte herum und der Wagen drehte sich fast auf der Stelle um 180 Grad. Eileen ließ das Lenkrad zurückschnellen und trat das Pedal bis zum Anschlag durch. Mit quietschenden Reifen beschleunigten die 550 PS des Cayenne Turbo S und katapultierten den SUV von der Preston in den verkehrsberuhigten Bereich der Main Street. Der Porsche sauste zwischen einem Hydranten und einem Zierpfeiler vorbei. Menschen sprangen beiseite. Schimpften.
Eine Frau mit Kinderbuggy blieb wie angewurzelt stehen. Eileen riss am Lenkrad und bugsierte den Wagen mit schlingerndem Heck um einen Laternenpfosten. Der linke Kotflügel nahm einen Blumenkübel aus Ton mit, der auseinanderbrach, Erde und Pflanzen wie eine Fontäne in die Luft spritzte und auf die Passanten niederprasseln ließ.
Eileen fuhr ungerührt weiter und überzeugte sich mit einem raschen Blick in den Rückspiegel davon, dass die Frau mit dem Kinderwagen unversehrt war. Sie wich weiteren Leuten aus, die nicht rechtzeitig beiseitesprangen. Weiter vorn, wo die Besucher der Downtown Mall noch nicht registriert hatten, was hinter ihnen geschah, sah Eileen einen blonden Schopf in einem Café verschwinden. Die beiden Anzugträger liefen los und stürmten hinter ihr her.
Der Cayenne rammte einen Tisch und stieß einige Stühle beiseite. Menschen duckten sich unter herumfegenden Trümmern und Splittern. Zweifelsohne würde es Verletzte geben. Eileen kümmerte dies im Moment nicht. Was zählte, war das Leben Mrs Stylez’ zu retten – ihre einzige Verbündete auf dieser Welt.
Die beiden Männer sprangen in das Lokal.
Eileen bremste scharf, als ein Mann mit Hut, dunkler Sonnenbrille und einem Gehstock in der Hand hinter einem Ungetüm von einem Baum hervortrat, der in der Mitte der Einkaufsmeile gepflanzt worden war.
Der Wagen stellte sich quer, schlitterte über das Ziegelsteinpflaster und wurde auf der Beifahrerseite von einer vierarmigen Laterne gestoppt. Der Seitenairbag zündete. Eileen griff nach der Pistole, stieß die Fahrertür auf, löste den Gurt
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