Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
beobachtete, wie Wolken die Gipfel wie schwarzer Rauch verhüllten und in die baumbestandenen Schluchten einsanken. Er fragte sich, weshalb diese Wolken ihn an Giftgas erinnerten.
    Sie befanden sich auf einer Landstraße, die einem Wegweiser zufolge nach Grafenau führte. Jetzt zeigte ihnen ein weiterer Wegweiser an, daß sie nach Grafenau links abbiegen mußten.
    Nield fuhr in einen von Bäumen gebildeten Tunnel, hielt an und lauschte.
    »Dachte ich es mir doch. Wieder eines von diesen kleinen Flugreugen. Aber wir sind hier gut gedeckt. Und ich bin jetzt ziemlich sicher, daß Walvis eine ganze Flotte von diesen Flugzeugen hat, die die ganze Gegend überwachen.«
    Nield stieg für einen Moment aus. Er schaute nach oben, als das Flugzeug in geringer Höhe über den Tunnel hinwegflog. Er wartete, bis er es nicht mehr hören konnte, dann stieg er halb erfroren wieder ein und setzte sich ans Steuer.
    »Es hat uns nicht gesehen«, sagte er.
    »Wie können Sie da so sicher sein?« fragte Butler.
    »Weil ich es nicht sehen konnte. Die Atmosphäre in dieser Gegend hier ist ziemlich unheimlich.« Er nahm die Karte von Butlers Schoß und studierte sie kurz, dann warf er sie zurück.
    »Ich glaube, wir sollten nicht nach Grafenau hineinfahren. Da ist eine Z-Straße, die offenbar in die Berge hineinführt und dann weiter nach Tschechien.«
    »Was ist eine Z-Straße?« erkundigte sich Butler argwöhnisch.
    »Das ist meine Bezeichnung für etwas, das vermutlich kaum mehr ist als ein Feldweg. An einem Tag wie diesem sollten wir auf einer solchen Straße eigentlich niemandem begegnen.«
    »Sagen Sie so etwas nicht«, sagte Butler, halb im Scherz.
    »Damit fordern Sie das Schicksal heraus …«
    Nachdem sie den Tunnel aus Bäumen hinter sich gelassen hatten, begann die schmale Straße anzusteigen und wurde noch schmaler und steiler. Butler lehnte sich nach vorn, weil es den Scheibenwischern nicht mehr gelang, gegen das Eis auf der Windschutzscheibe anzukämpfen. Auf die Straße, auf der sie entlangfuhren, war eine andere Nebenstraße eingemündet. Vor sich sahen sie im Schnee tiefe Fahrspuren, in denen sich bereits Eis gebildet hatte –sie spürten, wie es unter ihren Rädern zerbrach. Draußen mußte eine geradezu arktische Temperatur herrschen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Butler. »Hier ist erst vor kurzem ein schweres Fahrzeug entlanggefahren.«
    »Ich weiß«, sagte Nield gelassen, »und es hat eine ziemlich breite Spur hinterlassen …«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als sie zu ihrer Linken ein großes Holzgebäude mit riesigen, geschlossenen Toren sahen. An der Seite des scheunenartigen Baus hing ein Schild.
Flugplatz Grafenau. 1390 m über NN, 48’49’ 24’N. 13’22’09’O.
Butler verzog das Gesicht.
    »Warum habe ich nur nicht meinen Mund gehalten, als ich sagte, wir forderten das Schicksal heraus? Wissen Sie, was das ist?«
    »Ein kleiner Flugplatz. Lassen Sie uns zusehen, ob wir eine Stelle finden, von der aus wir beobachten können, ob sich etwas tut …«
    Nield fand eine solche Stelle – ein paar Tannen auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe, von der aus sie den kleinen Flugplatz überblicken konnten. Er hielt an, ließ aber den Motor laufen – in der Hoffnung, weit genug entfernt zu sein, daß das Geräusch nicht zu hören war. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß der Motor, wenn er ihn ausschaltete, nie wieder anspringen würde. Sie zwangen sich, auszusteigen.
    Nield nahm eine Position in der Nähe der Seitenwand des alten Holzgebäudes ein, das als Hangar fungierte. Butler begab sich zu einer nahegelegenen Baumgruppe und postierte sich so, daß er zwischen zwei Baumstämmen hindurchschauen konnte. Dicht daneben, auf der Kuppe einer Anhöhe, lag ein gewaltiger Stapel von langen, entrindeten Baumstämmen, so gerade, daß Butler vermutete, daß sie zu gegebener Zeit abtransportiert und zum Gerüstbau verwendet werden sollten. Sie wurden von einem dicken Hanfseil zusammengehalten.
    Von seiner Position aus konnte Nield die unwahrscheinlich kurze Rollbahn sehen – ein Streifen gefrorenen Grases, vom Schnee befreit, wahrscheinlich von dem Bulldozer, der teilweise mit einer Segeltuchplane abgedeckt war. Dann hörte er, wie sich ein kleines Flugzeug näherte.
    Die Maschine, eine einmotorige Piper, kam in geringer Höhe an, und der Pilot drosselte den Motor. Nield schätzte die Länge der behelfsmäßigen Rollbahn auf nicht mehr als fünfhundert Meter. Er wartete darauf, daß das Flugzeug über sie hinausschoß,

Weitere Kostenlose Bücher