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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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anderen Gäste darin. Er wollte, daß die anderen sich angeregt unterhielten, während er nachdachte und dem Puzzle, das er im Geiste zusammensetzte, weitere Teile hinzufügte.
    »Haben Sie es geschafft, Ihren berühmten Dirigenten zu interviewen?« fragte Paula Jill, als es ihr gelang, ein paar Worte einzuschieben.
    »Bisher nicht. Er spielt den schwer Zugänglichen.«
    »Und nach seinem Namen sollte ich nicht fragen?« neckte Paula sie.
    »Auf gar keinen Fall! Noch nicht. Erst dann, wenn es mir gelungen ist, ihn zu dem Interview zu überreden, falls das jemals der Fall sein sollte. Sehen Sie sich diese Torten an«, sagte sie, als die Kellnerin mit dem Kaffee kam, den Tweed für alle bestellt hatte, und außerdem eine große zweistufige Platte mit allen möglichen Torten und Gebäcksorten auf den Tisch stellte.
    Paula bemerkte, daß Philip Jill musterte. Sie hatte ihre kleine Pelzkappe abgenommen und benutzte jetzt beide Hände, um ihren Wasserfall aus dunklem Haar glattzustreichen. Sein Ausdruck war merkwürdig – fast so, als betrachtete er jemanden, den er schon einmal gesehen hatte, ohne sich erinnern zu können, wann und wo das gewesen war.
    Von seinem Platz aus konnte er zum Fenster auf die Straße hinaussehen. Sein Blick wendete sich blitzartig von Jill ab, als draußen ein Wagen mit unabgeblendeten Scheinwerfern herankam, langsamer wurde und dann anhielt.
    »Runter!« schrie Philip.
    Im gleichen Augenblick benutzte er eine Hand, um ein Bein des Stuhles unter Tweed wegzuziehen, und die andere, um Paula vom Stuhl zu stoßen. Jill reagierte schnell, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Beeindruckt von der Dringlichkeit in seiner Stimme, glitt sie unter den Tisch. Tweed und Paula lagen bereits auf dem Boden, und Philip riß die Walther aus seinem Hüftholster und folgte ihrem Beispiel. Er hatte so schnell gehandelt, daß sie nicht mehr als zwei oder drei Sekunden gebraucht hatten, um in Deckung zu gehen.
    Ein Kugelhagel aus einer automatischen Waffe zerschmetterte das Fenster, neben dem sie gesessen hatten. Glas flog durch die Konditorei, Geschosse bohrten sich in die Wände, hagelten in einer mörderischen Salve über die leeren Tische. Die Kellnerin war gerade in der Küche verschwunden, als die Schießerei begann.
    »Lucien …«
    Philips Stimme war kalt und tödlich. Er sprang auf, sobald der Wagen sich wieder in Bewegung setzte, und rannte aus der Konditorei hinaus auf die Straße. Ein Motorradfahrer, der gerade auf seine Maschine steigen wollte, stand wie eine Wachsfigur erstarrt da.
    Philip rannte zu dem Motorrad, startete es und jagte davon, bevor der Besitzer imstande war zu reagieren. Er konnte gerade noch sehen, wie der von Lucien gefahrene Wagen auf die Brücke abbog und, von keinerlei Verkehr behindert, mit Höchstgeschwindigkeit davonraste. Philip donnerte über die Brücke, und Lucien schaute in den Rückspiegel und entdeckte ihn.
    Sein langer Blick in den Rückspiegel war ein Fehler. Als er wieder nach vorn schaute, sah er ein großes Müllfahrzeug, das gerade auf die Brücke eingebogen war und ihm entgegenkam. In Panik riß er das Lenkrad herum, verfehlte das Müllfahrzeug nur um Zentimeter, trat auf die Bremse, als er die Mauer eines Gebäudes auf sich zukommen sah.
    Er hatte zu hart gebremst. Der Wagen, ein grauer Audi, prallte gegen die Kante einer Steinmauer am Eingang einer Gasse. Es folgte das Aufkreischen gequälten Metalls, das an Stein entlangschrammte. Der Wagen war auf eine vereiste Stelle geraten und außer Kontrolle. Die Haube knallte gegen eine Steinsäule. Der vordere Teil des Audi wurde zusammengeschoben, die Fahrertür flog auf.
    Lucien, auf den Aufprall vorbereitet, schaltete den Motor aus, um zu verhindern, daß der Wagen in Flammen aufging, schüttelte den Kopf, sprang zu der offenen Tür hinaus und rannte in die Gasse, in der er sich auskannte.
    Philip sah, wie er den Wagen verließ, erkannte, daß der Audi den Eingang zu der Gasse nur teilweise blockierte, verlangsamte seine Fahrt, mied die vereiste Stelle, fuhr um das hintere Ende des Wagens herum und in die enge Gasse hinein. Lucien, der Schuhe mit Profilsohlen aus Gummi trug, rannte über das mit Schnee und Eis bedeckte Kopfsteinpflaster. Philip fuhr vorsichtig weiter durch die Gasse, die leer war bis auf die ferne, flüchtende Gestalt.
    »Diesmal erwische ich dich«, sagte Philip laut zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Er hatte seinen Lammfellmantel in der zerschossenen Konditorei zurückgelassen, aber er war von

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