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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wird – oder wann.«
    Er musterte Jill, die auf ihren Tisch zukam, stehenblieb und sie mit einem herzlichen Lächeln bedachte.
    »Guten Morgen. Ich werde Sie zur Abwechslung einmal nicht mit meiner Gegenwart belästigen.«
    »Sie frühstücken mit jemand anderem?« fragte Tweed und stand auf »Nein, das nicht …«
    »Dann dürfen Sie sich gern zu uns setzen.« Er rückte den Stuhl neben seinem zurecht. »Wir würden uns über Ihre Gesellschaft sehr freuen«, setzte er hinzu.
    Paula versuchte sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen. Einmal über Tweeds wortreiche Einladung. Zweitens über Jills Frisur. Die lange schwarze Mähne vom Vortag war verschwunden, und sie war wieder zu ihrer Münchener Frisur zurückgekehrt. Das dunkle Haar lag an ihrem Kopf an wie ein schwarzer Helm.
    »Sie sehen sehr gut aus«, sagte Tweed zu ihr. »Und mir gefällt Ihre neue Frisur – wie Jeanne d’Arc, im Begriff, in die Schlacht zu ziehen.«
    Jill ließ sich auf dem Stuhl nieder und warf einen Blick auf die Speisekarte, wobei ihre Augen kurz flackerten. Paula hatte den Eindruck, daß Tweeds Bemerkung sie aus irgendeinem Grund irritiert hatte. Jill schaute schnell auf, sah Tweed direkt an und bedachte ihn mit einem hinreißenden Lächeln.
    »Danke. Ich weiß das Kompliment zu schätzen. Heutzutage bemerken nur sehr wenige Männer, wie eine Frau aussieht, auch wenn sie eine halbe Ewigkeit darauf verwendet hat, besonders vorteilhaft auszusehen. Finden Sie nicht auch, Paula?«
    »Ich meine, es kommt auf den Mann an«, sagte Paula knapp und fiel dann über den dampfenden Teller mit Speck und Eiern her, der inzwischen gebracht worden war. Jill bestellte Kaffee und sagte, sie wollte nur Konfitüre und Croissants. Dann richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf Tweed.
    »Haben Sie Ihren berühmten Dirigenten inzwischen interviewen können?« zog er sie auf.
    »Den, von dem Sie gestern nicht glaubten, daß er existiert, kurz bevor jemand versucht hat, uns in die ewigen Jagdgründe zu befördern? Also, er ist nicht hier, um zu dirigieren, weil, wie Sie sehr richtig sagten, im Moment keine Konzerte stattfinden. Was Sie übersehen haben, war die Möglichkeit, daß ein Dirigent, der Ferien machen will, sich für Salzburg entschieden haben könnte, weil es eine so schöne Stadt ist. Und daß ihm sehr viel daran liegen könnte, daß sein Aufenthalt hier nicht publik wird.«
    »Und würde er dann Ihr Eindringen in seine Privatsphäre begrüßen? Und wie haben Sie herausgefunden, daß er hier ist?«
    »Das ist ja fast ein Verhör«, spottete Jill. »Nein, er wäre bestimmt nicht scharf darauf, mir ein Interview zu geben –aber ich bin gut im Überreden von Leuten. Schließlich muß ich mir mein Brot und meine Butter verdienen.«
    Und deine Perlen, Diamanten, Saphire und Zobelmäntel, dachte Paula.
    »Und«, fuhr Jill fort, »um auch Ihre zweite Frage zu beantworten – ich bin recht gut darin, Leute aufzuspüren, die nicht aufgespürt werden möchten. Man braucht die richtigen Kontakte. Noch weitere Fragen, Mr. Tweed?«
    »Mich interessieren nur Ihre professionellen Techniken. Ich wollte Ihnen nicht wirklich auf den Zahn fühlen.«
    »Doch, das wollten Sie«, sagte Jill mit einem weiteren Lächeln.
    »Genau das ist es, was Sie tun – mir auf den Zahn fühlen. Um Ihre eigenen professionellen Techniken als Chefermittler bei Versicherungsbetrügern aufzupolieren. Wir beide, Sie und ich, haben eine Menge gemeinsam. Wir müssen uns an Leute heranmachen. Das stimmt doch, oder etwa nicht?«
    Paula war wütend. Sie hatte noch nie erlebt, daß eine Frau so aggressiv mit Tweed focht. Aber insgeheim mußte sie auch Jills Art bewundern, Hartnäckigkeit mit einem subtilen Charme zu vermischen, der auf Männer entwaffnend wirkte. Die Erkenntnis, daß Tweed keineswegs entwaffnet war, kam mit der nächsten Frage.
    »Weshalb glauben Sie, daß ich für eine Versicherung arbeite?«
    »Oh, der arme David, Captain Sherwood, hat an dem Tag, bevor diese fürchterliche Frau ihn umgebracht hat, über Sie gesprochen. Er sagte, er hätte Sie in London kennengelernt und Sie in Ihrem Büro bei der General & Cumbria Assurance besucht.«
    »Welche fürchterliche Frau meinen Sie?« fragte Tweed.
    »Ich habe im Bayerischen Hof gewohnt.« Jill wirkte verblüfft.
    »Der Oberkellner hat nach dem Vorfall fast ununterbrochen geredet und bis ins kleinste Detail erzählt, was passiert war.«
    Tweed nickte nur, dann widmete er sich wieder seinem Speck und seinen Eiern. Es

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