Kalte Wut
Trennscheibe zwischen sich und dem Fahrer und begann darüber nachzudenken, wie er mit Tweed umgehen sollte.
Tweed ging in dieser Nacht nicht zu Bett. Er saß an einem kleinen Schreibtisch, machte sich Notizen, listete die zahlreichen Dinge auf, die sich seit der Auffindung von Jean Cardon in Amber Cottage ereignet hatten.
Er war auf der Suche nach den Ereignissen, die ihm ein Muster liefern würden für das, was Walvis vorhatte.
Seine Gedanken kehrten immer wieder zu Cleaver Hall zurück.
Auch Newman war früh auf. Er klopfte leise an Tweeds Tür, um ihn nicht zu stören, falls er noch schlief, und war verblüfft, als Tweed sie voll angezogen öffnete.
»Sie sind also auch mit den Hühnern aufgestanden«, sagte er, als er drinnen und die Tür wieder abgeschlossen war.
»Ich bin die ganze Nacht aufgewesen. Aber lassen Sie uns damit keine Zeit verschwenden. Ich bin ziemlich sicher, daß dies ein entscheidender Tag werden wird. Konnten Sie auch nicht schlafen?«
»Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier, falls Murmeltiere gut schlafen. Philip wird auch gleich kommen. Ich möchte, daß er mit mir in die Altstadt geht, damit ich sie ebenso gut kennenlerne, wie er sie bereits kennt. Das heißt, wenn es Ihnen recht ist.«
»Wieso die Altstadt?«
»Es könnte durchaus sein, daß sie der beste Ort für Ihr Zusammentreffen mit Walvis ist. In dieser Hinsicht habe ich während des Zubettgehens meine Ansicht geändert.«
»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen …«
Er schwieg, als abermals angeklopft wurde und Newman zur Tür ging. Es war Philip, zum Ausgehen angezogen und sehr frisch und entschlossen wirkend.
»Ich freue mich, Sie zu sehen, Philip«, sagte Tweed. »Es ist mir sehr recht, daß Sie als Bobs Führer durch die Altstadt fungieren wollen. Aber ich möchte zweierlei betonen. Erstens, falls Sie Ziggy Palewski sehen sollten, sagen Sie ihm, daß mir sehr viel daran liegt, so bald wie möglich mit ihm zu reden. Und zweitens – ich bin mir Ihrer Gefühle durchaus bewußt, aber wenn wir ein sicheres Geleit für Walvis arrangieren, dann halten Sie sich fern.
Sie könnten versucht sein, Walvis umzubringen. Und das muß ich strengstens verbieten.«
»Keine Sorge«, versicherte Philip ihm mit kalter Stimme. »Ich könnte ihn bestensfalls erschießen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, will ich, daß er erheblich langsamer stirbt.«
Tweed erwiderte nichts, und die beiden Männer wollten gerade gehen, als Newman sich noch einmal umdrehte.
»Noch etwas sehr Wichtiges. Falls Walvis während meiner Abwesenheit anrufen sollte, halten Sie ihn bitte hin, bis ich wieder da bin. Ich muß dieses Gespräch mithören, damit ich Ihnen Ratschläge geben kann.«
»Ich kann mir ein Dutzend Gründe ausdenken, damit er später noch einmal anrufen muß …«
Tweed, der eine Weile zuvor ein Bad genommen und sich rasiert hatte, wollte gerade zum Frühstück hinuntergehen, als Paula erschien. Sie trug Jeans und einen Rollkragenpullover in einer unauffälligen Farbe.
Tweed informierte sie, wohin Newman und Philip gegangen waren. Sie starrte auf die Notizen auf seinem Schreibtisch.
»Haben Sie denn überhaupt nicht geschlafen?«
»Nein. Aber Sie wissen ja, daß ich, wenn ich nicht ins Bett gehe, am Tag darauf besonders wach bin.« Er warf einen Blick auf seine Notizen und begann, sie zusammenzuschieben.
»Sie sind sehr fleißig gewesen«, bemerkte sie. »Und ich weiß, daß Sie es nicht mögen, wenn ich Jeans trage, aber so viele Leute tun es, daß sie mir helfen, in der Menge unterzutauchen. Fürs Frühstück sollten sie okay sein. Worum geht es bei Ihren Notizen?«
»Um viele Dinge. Ein wichtiges Thema ist die Identität von Teardrop. Ich weiß jetzt, wer es ist.«
»Und Sie wollen es mir natürlich nicht verraten?«
»Dazu ist es noch zu früh am Tage.«
»Wie immer, Sie Heimlichtuer.«
»Ich habe Hunger«, erwiderte Tweed. »Ich könnte ein ausgiebiges Frühstück vertragen. Und ich frage mich, ob wir diesmal allein essen werden.«
»Das wäre einmal eine Abwechslung …«
Sie hatten sich kaum im Speisesaal niedergelassen und ein englisches Frühstück bestellt, als Jill Seiborne hereinkam.
»Da haben wir’s«, sagte Paula. »Wenn sie zu uns kommt, werde ich mich ganz auf mein Essen konzentrieren. Ich habe das Gefühl, halb verhungert zu sein.«
»Man sollte immer essen, wenn man Gelegenheit dazu hat«, erwiderte Tweed. »Bei diesem Unternehmen kann man nie wissen, wo man die nächste Mahlzeit bekommen
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