Kalte Wut
und Lisa Trent zufolge, die sie zweimal interviewt hat, trägt Rosa Brandt immer ein langes schwarzes Kleid und eine schwarze Kappe mit einem schwarzen Schleier, die ihr Haar und ihr Gesicht verbergen. Mittelgroß und schlank.«
»Das ist interessant«, sagte Philip. »Als ich in das Taxi stieg, das mich hierher zurückgebracht hat, habe ich eine Frau gesehen, auf die Ihre Beschreibung zutrifft, aber in einem langen schwarzen Mantel, als sie gerade in einer der in die Altstadt führenden Gassen verschwand.«
33
In seinem Bauernhaus war Walvis bereits für die Fahrt gerüstet, als Martin unsicher in das Wohnzimmer kam und alles andere als herzlich empfangen wurde.
»Ich will gerade nach Salzburg und habe keine Zeit, mir Ihr dämliches Gerede anzuhören«, teilte Walvis seinem Stellvertreter mit.
»Aber das Wetter ist grauenhaft.« Martin deutete mit einem Kopfnicken zum Fenster, vor dem Bogenlampen das Gebäude erhellten. Draußen schneite es heftig. »Ich würde abwarten …«
»Sie würden immer abwarten. Ich fahre mit dem Wagen – dem gepanzerten Mercedes, der auch bei diesem Wetter auf der Straße bleibt. Was gibt es? Machen Sie’s kurz.«
»Mir ist es immer noch nicht gelungen, unser Trainingslager in den Bergen per Telefon zu erreichen. Und ich konnte auch nicht wie geplant mit dem Hubschrauber hinfliegen. Die dämlichen Mechaniker konnten den Fehler nicht finden, wegen dem er nicht starten konnte …«
»Das alles weiß ich bereits.«
»Bitte, lassen Sie mich ausreden, Sir. Jetzt ist der Hubschrauber startklar, aber der Pilot sagt, in einem Schneesturm kann er nicht fliegen.«
»Also werden Sie hierbleiben und das Haus hüten.«
Martins Gesicht wurde noch röter, als es ohnehin schon war. Er beschloß, nichts mehr zu sagen, doch dann fuhr Walvis plötzlich zu ihm herum.
»Irgendeine Nachricht von Rosa Brandt? Sie ist schon eine Ewigkeit fort.«
»Das gleiche Problem, Sir. Sie hat kein Telefon, also können wir sie nicht in ihrer Münchener Wohnung anrufen.«
»Sie hätten einen Motorradkurier zu ihr schicken können. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Warum muß ich immer an alles selbst denken? Haben Sie inzwischen gehört, ob die Lastkähne in Passau eingetroffen sind?«
»Leider nicht. Offenbar hat dieses Unwetter auch die Telefonverbindung nach Passau gestört. Sollte ich Sie nicht lieber als Anführer Ihrer Wachmannschaft nach Salzburg begleiten?«
»Nein.« Walvis lächelte boshaft. »Dafür ist Gulliver zuständig.
Schätzen Sie sich glücklich, Martin. Ein Mercedes wird vor mir herfahren und ein weiterer mir folgen. Gulliver fährt in dem vordersten Wagen. Wenn er ins Rutschen gerät und von der Straße abkommt, ist mein Fahrer rechtzeitig gewarnt.«
Mit dieser kaltschnäuzigen Bemerkung setzte sich Walvis in Richtung auf die Tür in Bewegung, die so verbreitert worden war, daß er hindurchgehen konnte, ohne seinen massigen Körper zur Seite drehen zu müssen.
»Möchten Sie vielleicht ein Handy haben?« rief Martin in der Hoffnung, wenigstens mit einem Vorschlag einen Pluspunkt zu erzielen.
»Sind Sie verrückt? Oder haben Sie Ihr Gedächtnis verloren? In meinen Wagen und in die meiner Begleiter kommt kein solches Instrument – die Dinger können zu leicht abgehört und die Gespräche aufgezeichnet werden. Kümmern Sie sich um das Haus, und sehen Sie zu, daß Sie nicht noch mehr Mist bauen.«
Vor der Haustür hielt Gulliver, der in einem Vicuna-Mantel aussah wie eine riesige Birne, mit beiden Händen einen gewaltigen Regenschirm über seinen Boß. Einer der bewaffneten Wachmänner stand bereits an der hinteren Tür des gepanzerten Mercedes. Damit kein Schnee ins Innere geweht wurde, öffnete er sie erst, als Walvis ankam. Es folgte ein mühseliger Moment, in dem Walvis sich seitwärts ins Wageninnere zwängte. Die Tür wurde geschlossen, und Gulliver eilte zu dem vorderen Wagen, den er mit drei Wachmännern als Passagieren selbst steuern sollte.
»Die Brandyflasche ist doch hoffentlich voll«, rief Walvis seinem eigenen Fahrer zu, der sich hinter dem Lenkrad niedergelassen hatte.
»Ich habe mich selbst vergewissert, Sir.«
»Dann werde ich halbbeduselt nach Salzburg fahren –die einzige Methode, an einem Abend wie diesem zu reisen. Halten Sie reichlich Abstand zu Gulliver. Wenn jemand auf der vereisten Straße einen Unfall baut, dann soll es mein getreuer Stellvertreter sein. Wozu bezahle ich ihm sonst sein exorbitantes Gehalt …?«
Walvis schloß die gläserne
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