Kalte Wut
mit dem Packen fort.
»Chichester Harbour«, rief Paula. »Das ist zumindest vertrautes Terrain.«
»Für Walvis auch«, erwiderte Tweed.
Das Telefon läutete. Er fluchte leise und nahm den Hörer ab.
»Ja, wer ist da?«
»Hier ist Howard. Tut mir furchtbar leid, daß ich Sie nicht früher anrufen konnte …«
»Sagen Sie mir nur, was Sie herausgefunden haben«, sagte Tweed brüsk.
»Ich habe im Laufe der Nacht immer wieder versucht, Brigadier Burgoyne zu erreichen. Ob Sie es glauben oder nicht – er hat bis in die frühen Morgenstunden Bridge gespielt. Seine Haushälterin wußte nicht, bei wem er war. Ich mußte eine Ewigkeit warten, bis er endlich nach Hause kam. Es gibt ein großes Herrenhaus außerhalb von Aldeburgh, das einem Multimilliardär gehört, den nie jemand zu Gesicht bekommen hat.
Die Leute kennen nicht einmal seinen Namen.«
»Das ist Walvis’ Haus. Und weiter?«
»Burgoyne hat mir erzählt, daß das Dach des Hauses mit Satellitenschüsseln und Antennenmasten gespickt ist. Burgoyne glaubte, daß es irgendeinem Amateurfunker gehört …«
»Glaubte?«
»Bitte, lassen Sie mich ausreden. Ich bin nicht gerade untätig gewesen, und ich nahm an, daß Sie Genaueres wissen wollten.
Irgend etwas kam mir komisch vor an dieser ganzen Ausrüstung.
Also habe ich einen Hubschrauber mit Hochleistungskameras und Ferngläsern losgeschickt. Er ist ganz tief über das Haus hinweggeflogen. In dem Hubschrauber saßen Kommunikationsexperten. Sie sagten, die ganze Ausrüstung ist eine Attrappe …«
»Was für eine Art von Attrappe?«
»Mit dem Zeug auf dem Dach könnte man mit niemandem kommunizieren. Es gibt keine Stromkabel. Die Satellitenschüsseln sind unbeweglich montiert. Es ist eine Attrappe, Tweed, um den Eindruck einer Kommunikationszentrale zu erwecken, die in Wirklichkeit nicht existiert. Jetzt werden Sie verstehen, weshalb es so lange gedauert hat, bis ich Sie anrufen konnte.«
»Ja, das tue ich. Vielen Dank, daß Sie sich so viel Mühe gegeben haben, den Bau zu erkunden. Damit habe ich auch das letzte Teil des Puzzles gefunden.«
»Welches Puzzles? Ich wüßte gern, was da vorgeht.«
»Später werden Sie alles erfahren. Nochmals vielen Dank, aber jetzt muß ich los. Ich habe es eilig.«
Er legte den Hörer auf. Philip, der in seinem Zimmer gefrühstückt hatte, erschien mit seinem Rucksack. Nun waren alle versammelt. Tweed musterte den Rucksack.
»Wir fliegen. Ich hoffe, Sie haben da drinnen nicht irgendwelche Waffen.«
»Hat er nicht«, erklärte Marier. »Ich selbst habe ganz zeitig heute morgen sämtliche Waffen und den restlichen Sprengstoff eingesammelt, einschließlich Paulas Browning. Dann bin ich zu einer ruhigen Stelle am Ufer der Isar gefahren und habe alles in den Fluß geworfen. Anschließend habe ich meinen Wagen zurückgegeben.«
»Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir das Flugzeug.«
»Tun wir nicht«, erklärte Paula entschlossen. »Wir haben massenhaft Zeit. Um was ging es bei dem Gespräch? Nun erzählen Sie schon.« Sie sah Newman an. »Bob, sind Sie so gut, hinunterzugehen und den Portier zu bitten, uns Taxis zu bestellen?
Manchmal ist es schwierig, ihn am Telefon zu erreichen.«
»Er soll drei Taxis bestellen«, sagte Tweed. »Eines für Paula, Philip und mich, das zweite für Sie und Marier und das dritte für Nield und Butler. So, und nun zu diesem Anruf«, fuhr er fort, nachdem Newman das Zimmer verlassen hatte.
Sie hörten zu, während er den Inhalt seines Gesprächs mit Howard herunterratterte und dabei immer wieder auf die Uhr sah, was Paula dazu veranlaßte, die Augen zur Decke zu verdrehen.
Als er fertig war, sah er Marier an.
»Informieren Sie Bob, wenn Sie mit ihm im Taxi sitzen.«
»Walvis ist ein Teufel«, sagte Philip. »Er hat vorausgesehen, daß Sie Aldeburgh überprüfen würden. Er dachte, die Attrappe würde Sie täuschen. Je früher ich Mr. Walvis begegne, desto besser«, sagte er mit kalter Stimme.
Paula sah ihn an, von seinem Ton betroffen. Er saß kerzengerade da, und sie hatte bei ihm noch nie einen derart harten Ausdruck gesehen. Seine Lippen waren fest zusammengepreßt, und in seinen Augen stand Mord.
»Walvis ist teuflisch gerissen«, bemerkte Tweed, der Philips Miene gleichfalls bemerkt hatte. »Aber ich bin sicher, daß ich die Oberhand gewinnen werde. Gestern abend habe ich mir noch einmal die Kohleskizze angesehen, die Sie, Paula, von ihm gemacht haben. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend. Das Porträt eines
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