Kalte Wut
dem Gewissen hat, hier frei im Haus herumwandert.«
»Brandt wird bewacht …«
»Aber Lisa Trent und Jill Seiborne nicht«, erinnerte ihn Paula nachdrücklich.
»Wir müssen losfahren, damit wir vor Anbrach der Dunkelheit unseren Angriff auf Cleaver Hall starten können.«
»Welchen Zweck haben die Landrover? Und wie hat der Anführer Sie über Jill Seiborne informiert?«
»Der Anführer hat mich über sein Handy angerufen. Die Landrover sind Teil eines völlig neuen Plans – ausgearbeitet von Philip und Newman am Park Crescent. Warten Sie ab, bis Sie diese Fahrzeuge in Aktion sehen. Ich hatte darauf bestanden, daß wir einen Plan brauchen, der sie gründlich irreführt. Sie haben ihn mir geliefert.«
Tweed zog sein Jackett und dann seinen Mantel an.
»So, und jetzt brechen wir auf …«
51
Ein Konvoi aus sieben Fahrzeugen bog auf den Parkplatz in der Nähe des Bosham Channel ein. Newman, am Steuer seines Mercedes sitzend, traf als erster ein, mit Tweed, Paula und Philip als Fahrgästen. Ihm folgten die beiden Fords mit der Verstärkung, die beiden Landrover, dann Nields Citroen und dicht dahinter Mariers Rover.
Der westliche Himmel hatte sich dunkel purpurrot gefärbt, ein Vorbote der hereinbrechenden Dämmerung. Paula staunte abermals über die zahlreichen, für den Winter auf dem Parkplatz aufgebockten Jachten.
»Wo ist Butler?« sagte sie plötzlich.
»Er ist schon hier«, erwiderte Tweed brüsk. »Dort drüben steht der Ford Sierra, den er in Heathrow gemietet hat. Ich habe ihn vorausgeschickt, damit er die Gegend erkundet.«
Wie auf ein Stichwort hin tauchte eine stämmige Gestalt aus dem Zwielicht auf. Butler sprach, als Tweed gerade aus dem Mercedes ausstieg.
»In Cleaver Hall herrscht eine Menge Aktivität. Diese hohe Mauer wirft einen Schatten auf das dahinterliegende Gelände.
Männer mit Taschenlampen wandern auf der Einfahrt herum und richten ihre Lampen auf den Rasen. Aber sie betreten ihn nicht.«
»Aber die Einfahrt betreten sie?« fragte Philip.
»Ja. Auf ihr patrouilliert ein ganzer Haufen Männer mit automatischen Waffen.«
»Vermutlich haben Sie keine Zeit gehabt, sich auch das Gelände hinter dem Haus anzusehen?« erkundigte sich Philip.
»Doch, die hatte ich. Ich habe meine ausziehbare Leiter benutzt, weil ich mir die Oberkante der Mauer ansehen wollte.
Mit dem Werkzeug, das ich mitgebracht habe, kann ich die Alarmanlage ausschalten und die zwei unter Strom stehenden Drähte durchschneiden. Einer von ihnen ist unter dem anderen verborgen. Sehr gerissen.«
»Aber niemand überprüft den Rasen hinter dem Haus?«
beharrte Philip.
»Niemand.«
»Sind Sie sicher, daß Sie die Alarmanlage ausschalten und die beiden Drähte ungefährdet durchschneiden können?«
»Bei dieser Art von Job kann man nie sicher sein, bevor man es ausprobiert hat.«
»Butler«, sagte Philip eindringlich, »ich möchte unbedingt einen raschen Blick auf das reetgedeckte Cottage werfen, das von hier aus gesehen rechts hinter der Mauer steht. Könnten Sie mich hinfahren? Und zwar jetzt gleich?«
»Das Gebäude hinter Cleaver Hall? Ein merkwürdiges altes Cottage. Sieht aus, als stünde es seit Jahren leer.«
»Sie haben nicht viel Zeit«, warnte Tweed.
»Dann sollten wir gleich losfahren«, sagte Butler. »Kommen Sie mit.«
»Auf der Fahrt hierher«, sagte Paula, »war mir so, als sähe ich hinter uns die Scheinwerfer eines achten Wagens.«
»Ein Einheimischer auf dem Heimweg«, sagte Tweed.
Er schlug seine Handschuhe zusammen, als Butlers Ford den Parkplatz verließ. Die Temperatur sank rapide. Paula wanderte vom Parkplatz herunter auf die nach Bosham und zum Bosham Channel führende Landstraße zu. Newman folgte ihr.
»Wo wollen Sie hin?«
»Die Scheinwerfer dieses achten Wagens beunruhigen mich.«
Sie erreichten den Rand des Parkplatzes, und Paula blickte gerade noch rechtzeitig die Straße hinunter, um zu sehen, wie Butlers Ford links abbog und außer Sichtweite verschwand. Er fuhr ohne Licht. Sie schaute nach rechts und konnte kein herankommendes Fahrzeug entdecken.
»Wahrscheinlich ist Ihre Fantasie mit Ihnen durchgegangen«, zog Newman sie auf.
Butler fuhr die Straße entlang, die das Ende des Priels umrundete. Philip stellte fest, daß, wie Paula vorhergesagt hatte, jetzt Ebbe herrschte. Das abgelaufene Wasser hatte einen Morast aus glitschigem Schlamm hinterlassen, durchsetzt von giftgrünen Stellen, auf denen Grasbüschel wuchsen. Kein Ort zum Hineinfallen.
Am Ende des Priels bog
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