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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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auftauchte, sind sie hineingegangen …«
    »Sie schwatzen«, unterbrach ihn Walvis, nachdem er seine getupfte Fliege geradegerückt hatte.
    Er besaß eine riesige Kollektion von Kleidungsstücken – darunter ein pelzgefüttertes Cape – und trug jeden Tag etwas anderes. Das war eine Taktik, mit der er verhindern wollte, daß ihn jemand wiedererkannte.
    Martin verlor einen Teil seiner großsprecherischen Manier.
    Walvis war in einer seiner üblen Stimmungen.
    »Um eine lange Geschichte kurz zu machen …«
    »Das wäre bei Ihnen etwas ganz Neues. Fahren Sie fort.«
    »Sie begannen, alle anderen Hotels in der näheren Umgebung zu überprüfen. Cardon hat sich auch im Platzl in der Altstadt angemeldet. Sie glauben, daß er dort wohnt. Bevor ich herkam, um Ihnen Bericht zu erstatten, habe ich persönlich im Gesamtregister nachgesehen. Wir haben nichts über ihn.«
    Das Register war eine riesige Datenbank von Namen von Männern und Frauen in aller Welt. Alle waren Walvis entweder potentiell gefährlich oder für ihn nützlich. Unter jedem Namen stand eine Biografie, in der sämtliche Laster aufgeführt waren – ein verheirateter Mann mit einer Geliebten, ein Minister mit absonderlichen sexuellen Vorlieben. Alles, womit man Druck ausüben konnte, falls es erforderlich werden sollte.
    »Dann ist er jemand, mit dem wir uns näher beschäftigen sollten. Durchaus möglich, daß er der Mann ist, der letzte Nacht in unsere Zentrale eingedrungen ist. Erst trifft er hier ein, und dann wird bei uns eingebrochen. Das dürfte kaum ein Zufall sein.«
    Walvis bemühte sich, in ein kariertes Jackett zu schlüpfen, in das er trotz seiner Übergröße kaum hineinpaßte. Martin wartete auf eine Anweisung, die, wie er vermutete, gleich kommen würde.
    »Sagen Sie Otto und Pierre, sie sollen sich diesen Philip Cardon schnappen und ihn nach Grafenau bringen, wo wir hervorragende Befragungseinrichtungen haben. Nachdem sie alles aus ihm herausgeholt haben, können sie seine Leiche in einen der aufgegebenen Bergwerksschächte werfen.«
    »Wollen Sie, daß ich sie begleite?« Martin war nicht imstande, seine Bestürzung zu verhehlen.
    Walvis drehte sich mit bösartig zuckenden Augen herum und lächelte seinen Stellvertreter an.
    »Sie mögen die Kälte nicht, stimmt’s, Martin?«
    »Also, Sir, wenn Sie wirklich wollen, daß ich …«
    »Sagen Sie Otto und Pierre, sie sollen den Job allein erledigen.« Die Erleichterung, die sich auf Martins Gesicht spiegelte, amüsierte Walvis. »Mich interessiert, wie es ihnen gelungen ist, diesen Cardon aufzuspüren. Hotels rücken im allgemeinen nicht freiwillig mit den Namen ihrer Gäste heraus.«
    »Sie erinnern sich, daß Otto aus dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden hinausgeworfen wurde. Es ist ihm gelungen, seinen Polizeiausweis zu behalten. Er hat ihn einfach den Leuten an den Rezeptionen gezeigt, und sie fühlten sich gezwungen, ihm zu sagen, was sie wußten, und ihm ihre Gästeliste zu zeigen.«
    »So ungefähr habe ich mir das vorgestellt. Und jetzt bestellen Sie mein Frühstück. Erst eine Schüssel mit Garnelen, dann drei Spiegeleier mit Speck und zwei Würstchen. Haben Sie Rosas neuen Freund gesehen, den kleinen Hund?«
    »Ja, Sir. Ich wußte gar nicht, daß sie Hunde mag.«
    »Tut sie auch nicht. Als ich Schloß Nymphenburg besuchte, habe ich eine Frau mit diesem Hund gesehen – einem weißen Terrier –, den sie an der Leine hinter sich herzerrte und fast erwürgte. Ich habe meinen Chauffeur beauftragt, ihn ihr für zweitausend Mark abzukaufen. Ich kann Grausamkeit gegenüber Tieren nicht ausstehen.«
    Nicht zum erstenmal staunte Martin über die Widersprüche in Walvis’ Charakter. Er hatte eine Frau foltern lassen und in den Tod geschickt, und jetzt sorgte er sich um das Wohlergehen eines Hundes. Walvis stapfte aus dem Badezimmer durch das Schlafzimmer in das luxuriöse Wohnzimmer. Seine Wohnung lag in einem vornehmen Viertel in der Nähe einer Brücke über die Isar.
    Walvis hatte für sehr viel Geld die Nebenwohnung dazugekauft und dann beide Wohnungen zu einer vereinigen lassen.
    Martin gab die Frühstücksbestellung an die Haushälterin weiter, dann ging er hinaus, um Otto und Pierre zu finden.
    Derartige Befehle wurden immer nur mündlich erteilt. »Nichts auf Papier, keinerlei Beweise«, war eine von Walvis Lieblingsmaximen.
    Als Philip nach seinem Gespräch mit Newman auf den Ausgang des Postamtes zustrebte, wurde sein Arm von einer Hand ergriffen, und er blieb wie angewurzelt

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