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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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dem Fenster schaute, sah er, daß es angefangen hatte zu schneien. An die Stelle tiefster Reue trat Wut. Er würde lange genug am Leben bleiben, um die Leute zur Strecke zu bringen, die für diese entsetzliche Tat in Amber Cottage verantwortlich waren – lange genug, um ihnen einen langsamen Tod zu bescheren.
    Er zog ein Taschentuch, putzte sich mehrmals die Nase und tupfte sich verstohlen die Augen ab. Palewski sagte mit seiner sanften Stimme: »Ich habe etwas gesagt, das Sie betroffen gemacht hat.«
    »Ich bin an diese Kälte nicht gewöhnt. Davon tränen mir die Augen.« Er wechselte rasch das Thema und setzte die Stahlmaske wieder auf, mit der er der Welt seit dem Verlassen des Nuffield Hospital entgegengetreten war. »Werden wir immer noch verfolgt?«
    »Nein, sie sind beim Anfahren ins Schleudern geraten und wären beinahe mit einem Transporter zusammengestoßen. Eine der Frauen mit den Einkaufstaschen, die mir behilflich sind, hat draußen gewartet, als die beiden Gangster ins Postamt gingen. Sie hat unauffällig mit dem Fuß eine Portion Eis unter ihr Vorderrad geschoben. Was haben Sie als nächstes vor? Sie brauchen Unterstützung, wenn Sie am Leben bleiben wollen.«
    »Leute von London sind hierher unterwegs«, log Philip.
    »Ich hoffe, Sie sagen mir die Wahrheit. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß München für mich ungesund ist. Auf alle Fälle muß ich nach Salzburg. Von da aus wird der Verkehr von International & Cosmopolitan auf der Donau ferngesteuert – weil Salzburg nicht an der Donau liegt.«
    »Verkehr? Welcher Verkehr?«
    »Lastkähne. Ganze Schleppzüge von Lastkähnen. Beladen mit den modernsten Waffen. Abschußrampen für Boden-Luft-Raketen – und die Raketen selbst. Sie kommen aus Moskau, wo es massenhaft Waffen gibt, die die Russen nicht mehr haben wollen.
    Aber sie wollen die Dollars, die dafür gezahlt werden. Auf diesen Lastkähnen werden so viel Waffen herbeigeschafft, daß es für einen großen Krieg ausreicht. Da ist übrigens noch etwas, das sich als nützlich erweisen könnte – auf jeden Fall dürfte es Robert Newman interessieren. International & Cosmopolitan hat in aller Stille ihren Namen in Danubex geändert. Aufschlußreich. Die Donau, the Danube – Danubex.«
    »Werde ich den Kontakt zu Ihnen verlieren, wenn Sie nach Salzburg fahren? Ich hoffe, nicht.«
    »Das ist die letzte Information, die ich Ihnen geben werde. Sie können mich in Salzburg täglich zwischen zehn und elf Uhr im Cafe Sigrist treffen. Das liegt im ersten Stock eines Hauses fast genau gegenüber dem ÖH – was Ihnen vermutlich nichts sagt.«
    »ÖH ist die Abkürzung der Einheimischen für das Hotel Österreichischer Hof, eines der besten Hotels in der Stadt mit Blick auf die Salzach. Ich kenne Salzburg, und ich werde das Cafe finden.«
    »Sehr gut. Ich freue mich auf eine weitere Begegnung. Wenn ich dann noch am Leben bin, habe ich vielleicht weitere Informationen für Sie. Ihre Frau wäre vor einiger Zeit beinahe überfahren worden, habe ich recht?«
    »Ja.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich so grauenhafte Erinnerungen wachgerufen habe. Wir sind jetzt gleich am Hauptbahnhof. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Wagen übernehmen und zu dieser Adresse bringen würden – stellen Sie ihn in die Garage. Wenn Walvis’ Ratten kommen und herumschnüffeln, werden sie denken, ich wäre noch in München …«
    Palewski hielt am Bordstein an, schrieb eine Adresse in ein Notizbuch, fertigte eine knappe Skizze an, riß das Blatt heraus und gab es Philip zusammen mit einem dünnen schwarzen Kästchen.
    »Das ist die Fernbedienung zum Öffnen des Garagentors. Wenn Sie den Wagen in der Garage abgestellt haben, werfen Sie das Ding in meinen Briefkasten im Flur des Hauses …«
    Er fuhr weiter, und bald kam der Hauptbahnhof in Sicht. Es waren nur wenige Leute unterwegs – der Schnee ließ die Straßen von München vereinsamen. Palewski wollte gerade am Eingang anhalten, als ein Wagen sie überholte und sich vor sie setzte. Ein grauer Volvo.
    »Fahren Sie nicht zurück«, befahl Philip, als Palewski Anstalten zum Wenden machte. »Ich kümmere mich um sie …«
    »Nein …«
    Philip war bereits aus dem Wagen. Die Wut, die ihn gepackt hatte, seit ihm klargeworden war, was Jeans seltsame Bemerkung im Krankenhaus zu bedeuten gehabt hatte, war auf einem Höhepunkt angelangt, aber er war trotzdem eiskalt. Er hatte das unwiderstehliche Verlangen, dem Gegner Auge in Auge gegenüberzutreten.
    Ein Mann saß im

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