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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Fond. Der Fahrer, ein Mann mit langem, dunklem Haar, saß noch hinter dem Lenkrad. Philip öffnete die hintere Tür, lächelte und redete den Mann auf Deutsch an.
    »Sie wollten sich mit mir unterhalten?«
    Er hatte den Handschuh von der linken Hand abgezogen. Der Gangster auf dem Rücksitz schaute verblüfft drein, doch dann fuhr seine Hand in sein Jackett. Er reagierte mit Hohn.
    »Für uns wird es ein Vergnügen sein, aber vielleicht nicht …«
    Er brachte seinen Satz nicht zu Ende. Die versteifte Kante von Philips linker Hand knallte gegen den Kehlkopf des Mannes. Er keuchte entsetzlich, dann sackte er zusammen. Der Fahrer wollte sich gerade umdrehen, als Philip mit der rechten, behandschuhten Hand sein langes Haar ergriff. Er zerrte den Kopf des Mannes über die Sitzkante nach hinten.
    »Name?« fragte er auf Deutsch. »Schnell, sonst bringe ich Sie um.«
    »Otto. Ich bin von der Polizei …«
    »Einen Dreck sind Sie …«
    Philip zog kräftiger. Dann stieß er ohne jede Vorwarnung den Kopf des Mannes nach vorn, und er prallte aufs Lenkrad. Otto sackte gleichfalls zusammen und lag dann still da. Philip zerrte den bewußtlosen Mann hoch und lehnte ihn an die Rückenlehne seines Sitzes, so daß es aussah, als schliefe er. Der andere Mann war auf den Boden gesackt und außer Sichtweite.
    Philip schloß die Tür und sah sich um. Keine Zeugen für das, was passiert war. Er fühlte sich ein bißchen wohler.
    Palewski stieg bereits mit einem Koffer in der Hand aus seinem Wagen. Er gab Philip den Zündschlüssel.
    »Wann fährt Ihr Zug?« fragte Philip schnell.
    »In ungefähr fünf Minuten.«
    »Jetzt können Sie einsteigen, und niemand weiß, wohin Sie verschwunden sind.«
    »Herzlichen Dank. Das war Präzisionsarbeit.«
    »Gehen Sie, schnell«, befahl Philip.
    Er saß am Steuer des Wagens, noch bevor sein Besitzer in dem großen Bahnhofsgewölbe verschwunden war. Jetzt hatte er ein Fahrzeug zur Verfügung, und er würde Gebrauch davon machen.

12
    »Wie ich höre, hat noch nie jemand den Besitzer von Cleaver Hall zu Gesicht bekommen«, sagte Pete Nield.
    Er befand sich in einem Andenkenladen in der High Street von Bosham und unterhielt sich mit der Frau, der der Laden gehörte.
    Nield hatte ein überaus umgängliches Wesen, das die Leute zum Reden ermunterte.
    »Nein, den hat nie jemand gesehen, und niemand weiß, wie er heißt. Er kommt nie in den Ort – so viel ich weiß. Aber«, fuhr sie fort, »wenn er heute morgen hier hereinkäme – wie sollte ich dann wissen, daß er es ist?«
    Nield war sich bewußt, daß ihre Unterhaltung von einem anderen Mann mitgehört wurde, der das riesige Angebot betrachtete, das zum größten Teil aus Kitsch bestand. Er warf einen Blick auf ihn. Er war schlank und ziemlich groß und hielt sich sehr aufrecht, und seine Haltung verriet den ehemaligen Militär.
    »Besten Dank«, sagte Nield zu der Frau, mit einer eingepackten hölzernen Replik der Kirche von Bosham in der Hand. »Eines kann ich Ihnen versichern – mir gehört Cleaver Hall nicht …«
    Geduldig hatte Nield einen Laden nach dem anderen aufgesucht, wobei er ganz bewußt jedesmal die gleiche Frage gestellt hatte. Er ging davon aus, daß, falls jemand den Besitzer gesehen hatte und seinen Namen kannte, diese Person nur allzu begierig sein würde, ihr Wissen mit ihm zu teilen.
    Es war spät am Nachmittag und wurde bereits dunkel, als er den Andenkenladen verließ. Butler war anderswo, erkundete die Gegend um Cleaver Hall und machte sich mit den Verteidigungsanlagen vertraut. Nield hatte nichts dagegen, allein unterwegs zu sein – Butler war ein vorzüglicher Verbündeter, aber kein guter Gesellschafter.
    »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte eine Männerstimme hinter ihm, »aber Sie scheinen sich sehr für Cleaver Hall zu interessieren. Ich habe Sie dreimal dieselben Fragen stellen hören – zweimal am Wasser, als Sie sich mit ein paar Fischern unterhielten. Ich bin David Sherwood, früher beim SAS. Wie wär’s mit einem Drink im Bistro?«
    Nield musterte Sherwood eingehender. Er hatte eine Hakennase, intelligente Augen und einen festen Mund, und er schien das Kommandieren gewohnt zu sein.
    Er war sportlich gekleidet, und seine Reithosen steckten in einem Paar knielanger Lederstiefel, die glänzten wie Glas. Seine Bewegungen waren behende und ungezwungen.
    »SAS?« fragte Nield argwöhnisch. Er war immer auf der Hut, wenn ein Fremder sich an ihn heranmachte. Sein erster Gedanke war gewesen, daß er ein Kundschafter von

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